Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 39
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0039
Mönch, in der für die Kartäuser typischen Bauweise; alle Zellen waren untereinander und mit
der Kirche durch den Kreuzgang verbunden.

Wenigstens eine vage Vorstellung von der Klosteranlage der Freiburger Kartause um 1500
vermitteln die drei alten Ansichten aus der Zeit um 1580, 1740 und 1771. Auf der kolorierten
Federzeichnung, die Heinrich Vogtherr d. Ä. zugeschrieben wird (vor 1580), sind im Hintergrund
oben rechts die Klostergebäude der Carthus zu erkennen (Abbildung 1). Eine spätere,
aber dafür detailgetreue Ansicht der Kartause bietet das Freiburger Vedutenbild (um 1740) aus
einer Serie von 38 Abbildungen europäischer Kartäuserklöster; es stammt wahrscheinlich aus
der früheren Kartause Mauerbach am Wienerwald und wird heute in der ehemaligen Kartause
Marienthron in Gaming/Niederösterreich als Dauerleihgabe des Stifts Klosterneuburg aufbewahrt
(Abbildung 2). Deutlich zu erkennen sind die um den großen Kreuzgang gruppierten
zwölf kleinen Zellhäuser, jeweils mit Wohn- und Gebetsraum, Schlafraum, Werkstatt und eigenem
Gärtchen; südlich des Kreuzgangs liegen Klosterkirche, Konventsgebäude, Gästehospiz
und Wirtschaftsgebäude.4 Ein weiteres im Augustinermuseum aufbewahrtes Bild der Freiburger
Kartause hat Peter Mayer 1771 auf einem Kupferstich festgehalten; es ist eine Gesamtansicht
aus südlicher Richtung mit den 1756 fertiggestellten dreiflügeligen Prioratsgebäuden
im spätbarocken Stil. Das Patrozinium der Cartusia ad Montem S. Ioannis Baptistae hat in der
Zeit nach der Klostergründung bewirkt, dass die ganze Gemarkung östlich des Hirzbergs von
ursprünglich „Im Moosbach" in „Johannisberg" umbenannt wurde.5

Die Kartäuser lebten kontemplativ in „geordneter Einsamkeit".6 Auf das gute Einvernehmen
des Priors Gregor Reisch mit der Stadt Freiburg ist zurückzuführen, dass der Rat der Stadt im
Jahr 1508 wohl die erste Naturschutzverordnung erließ, nach der es verboten war, in der Nähe
der Kartause Vögel zu fangen, um so die Mönche nicht in ihrer Ruhe zu stören und die beim
Kloster nistenden Vögel nicht zu verscheuchen. Die Kartäusermönche blieben zugleich aber
offen für die universitäre Bildung. Seit Gründung der Freiburger Universität im Jahr 1457 waren
sie mit der Institution der Universität sowie mit Professoren und Studenten eng verbunden.
Auch die vor Gregor Reisch in Freiburg tätigen Prioren Hermann Wicker von Butzbach und
Johannes Keßlin waren bereits vor ihrem Eintritt in den Orden Universitätslehrer gewesen.
Einige Mönche der Freiburger Kartause beschäftigten sich mit dem Abschreiben und Ausmalen
von Handschriften; leider ist von diesen Arbeiten nur ein Antiphonar von 1493 erhalten
geblieben, das später in die Kartause Ittingen im Thurgau kam und heute in der Kantonsbibliothek
Frauenfeld aufbewahrt wird.7

Aus dem Anniversarium und dem Mortuarium der Freiburger Kartause ist zu entnehmen,
dass Gregor Reisch den Ertrag seiner wissenschaftlichen Werke und die erheblichen kaiserlichen
Zuwendungen für Baumaßnahmen und künstlerische Ausstattung der Kartause verwendet
hat.8 Unter seinem Priorat sind außer Kirche und Refektorium auch fünf neue Mönchszellen
und eine Mühle gebaut worden. In den Jahren 1515/16 wurden außerdem mehr als
dreißig Farbfenster für die Freiburger Kartause angefertigt, die nach Ansicht von Fachleuten
zu den bedeutendsten deutschen Glasmalereien des frühen 16. Jahrhunderts gehören. Bei den

4 Walter Hildebrand: Kartause Gaming. Jubiläumsausstellung 900 Jahre Kartäuser-Orden 1084-1984. Gaming
1984, S. 116 und 131, sowie freundlich erteilte Auskünfte der Museumsverwaltung des Stifts Klosterneuburg.

5 Kalchthaler, Wege (wie Anm. 2), Bd. II, S. 95.

6 Münzel (wie Anm. 1), S. 27 ff.; Schadek/Treffeisen (wie Anm. 2), S. 440 ff.; Kalchthaler (wie Anm. 2),
Bd. O, S. 100 ff.

7 Schadek/Treffeisen (wie Anm. 2), S. 443 mit Anm. 116; Kalchthaler (wie Anm. 2), Bd. II, S. 104.

8 Elisabeth Balcke-Wodarg: Die Glasgemälde der ehemaligen Kartause zu Freiburg im Breisgau vom Beginn
des 16. Jahrhunderts. In: Oberrheinische Kunst. Bd. 2. 1926/27, S. 164 ff.; Hartmut Scholz: Kaiserliche
Fensterstiftungen in Freiburg. In: Der Kaiser in seiner Stadt - Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.
Hg. von Hans Schadek, Freiburg 1998, S. 399 ff., mit weiteren Nachweisen. Siehe auch: Die Glasmalereien des
Schnütgen-Museums. Bestandskatalog bearbeitet von Brigitte Lymant. Hg. von Anton Legner. Köln 1982,
S. 216 ff.

39


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0039