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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 41
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Die besonders wertvolle künstlerische Ausstattung von Kirche und Kreuzgang der Kartause
steht nur scheinbar im Widerspruch zu der asketischen Lebenshaltung und Weitabgewandtheit
der Kartäusermönche. Diese betrachteten die bildende Kunst als ars sacra, die „zur Verherrlichung
Gottes im Gotteshaus und mehr noch zur Veranschaulichung, zur Sichtbarmachung des
Überirdischen gedacht ist, worauf die Gedanken des Betrachtenden hingelenkt werden sollen
".10 Für diese Gesinnung und die daraus erwachsenen Kunstwerke sprechen heute noch vor
allem die Grande Chartreuse bei Grenoble, die Chartreuse von Champmol bei Dijon, die
Certosa di Pavia, die Klöster San Maitino bei Neapel und Santa Maria degli Angeli in Rom,
die Kartausen von Florenz, Bologna und Pisa sowie in Köln und Basel.

Wissenschaftlicher Umkreis11

Zum wissenschaftlichen Umkreis von Gregor Reisch gehörten die bekanntesten Humanisten
und Wissenschaftler seiner Zeit, wie etwa Beatus Rhenanus, Jakob Wimpheling, Johannes
Geiler von Kaysersberg, Erasmus von Rotterdam, Konrad Pellikan, Johannes Reuchlin, Ulrich
Zasius, Jakob Mennel. Als seine Schüler sind insbesondere Johannes Eck und Martin Waldseemüller
zu nennen. Von 1509 an trat Gregor Reisch als wissenschaftlicher und geistlicher
Berater zu Kaiser Maximilian I. in „nahe persönliche Fühlung". Dabei mag auch die Tatsache
wichtig gewesen sein, dass der Kaiser wegen der von ihm ersehnten Kalenderreform an den
von Gregor Reisch vermittelten Kenntnissen der Mathematik und der Astronomie interessiert
war. Der Kaiser soll Gregor Reisch häufig zu den geistlichen Übungen eingeladen haben, mit
denen er sich auf die kirchlichen Hochfeste vorbereitete; auch soll er theologische Fragen besonders
gern mit Gregor Reisch erörtert haben, weil dieser die Theologie mit den Naturwissenschaften
zu verbinden und zu erklären wusste. Kurz vor seinem Tod ließ der kranke Kaiser
Gregor Reisch als seinen Beichtvater und Vertrauten nach Wels in Oberösterreich kommen, wo
Reisch Anfang Januar 1519 noch rechtzeitig eintraf. Nach einer zeitgenössischen Quelle soll
der Kaiser den Kartäuserprior empfangen haben mit den Worten: „Rechtzeitig bist du, Pater,
eingetroffen, um mir zu helfen, dass ich in den Himmel komme ... Der Kaiser besprach mit
Reisch vielerlei, erörterte mit ihm zahlreiche Angelegenheiten der Religion und der Christenheit
und kam täglich allem nach, was zu seinem Seelenheil nötig war."12

Die Margarita philosophica^

Die „philosophische" Enzyklopädie unter dem Titel Margarita philosophica ist das wissenschaftliche
Hauptwerk von Gregor Reisch. Es entstand in den Jahren zwischen 1489 und 1496,
wurde aber erst 1503 in Freiburg in erster Auflage gedruckt. In einem von dem Heidelberger
Universitätslehrer Adam Werner von Themar verfassten Lobgedicht mit dem Datum „Heidelberg
1496" wird Gregor Reisch ermuntert, das bereits handschriftlich verfasste umfangreiche
Werk auch herauszugeben und drucken zu lassen. Dieses Gedicht ist in der ersten Ausgabe
(1503) undatiert und in der zweiten Ausgabe (1504) mit dem Zusatz Ex Heydelberga III. Kai.
Januarias MCCCCLXXXXVI enthalten, während diese Datumsangabe in späteren Ausgaben

Herrschaft. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 1994, S. 425. Freundlich erteilte Auskünfte
von Dr. Marie-Claire Berkemeier, Historisches Museum Basel.

10 Münzel (wie Anm. 1), S. 34 ff.

11 Nachweise in Anm. 1. Außerdem Lucia Andreini: Gregorius Reisch, Margarita philosophica nova - Introdu-
zione (Nachdruck der Grüninger-Ausgabe von 1508). Salzburg 2002, S. XVI ff.

12 von Srbik (wie Anm. 1), S. 88; Robert von Srbik/Alphons Lhotsky: Maximilian I. und Gregor Reisch. In:
Archiv für österreichische Geschichte 122/2, 1961, S. 61 f.; Hans Schadek: Der Kaiser und seine Stadt -
Maximilian I. und seine Beziehung zu Freiburg. In: Der Kaiser in seiner Stadt - Maximilian I. und der Reichstag
zu Freiburg 1498. Hg. von Hans Schadek. Freiburg 1998, S. 243 f.

13 Nachweise in Anm. 1.

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