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heißt sub specie aeterni. Es gipfelt alles in der Gotteserkenntnis, das heißt in der Theologie.
Wie weit in dieser selbst die rationale Erkenntnis zur Erfassung der Glaubenswahrheiten ausreicht
, das ist dann wieder ein Hauptproblem des mittelalterlichen Denkens, das sich durch die
ganze Philosophiegeschichte hindurchzieht."16 Mit diesem Werk reiht sich Gregor Reisch unter
die bekannten mittelalterlichen Enzyklopädisten Albertus Magnus, Roger Bacon, Vincent
de Beauvais ein.
Die Margarita philosophica besteht aus zwölf Büchern, die mit den „Sieben freien Künsten"
beginnen:
I. Grammatik (Literatur)
II. Logik (Dialektik)
III. Rhetorik
IV. Arithmetik (Mathematik)
V. Musik
VI. Geometrie
VII. Astronomie mit Kosmographie und Astrologie
und fortgesetzt werden mit:
VIII. Naturphilosophie oder über die Prinzipien der Naturdinge
IX. Entstehung der Naturdinge
X. Physiologie
XI. Psychologie mit Einschluss der eschatologischen Zustände der Seele
XII. Moralphilosophie mit Einschluss der artes mechanicae.
Hinter diesem Aufbau des Werks verbirgt sich folgendes System:
A) Theoretische Philosophie
1) philosophia rationalis mit Grammatik, Logik, Rhetorik
2) philosophia realis mit den Unterabteilungen:
< physica sive philosophia naturalis und Mathematik mit Arithmetik,
Geometrie, Musik und Astronomie
< Metaphysik, unterteilt in:
« metaphysica humanitus conquisita (durch Vernunft erfassbar)
« metaphysica divinitus inspirata (geoffenbarte Theologie)
B) Praktische Philosophie
1) philosophia activa mit den ethischen, politischen, ökonomischen und juristischen
Wissenschaften
2) philosophia factiva mit den sieben technischen Künsten (artes mechanicae):
lanificium (Weberei)
armatura (bildende Künste, Architektur, Bildnerei, Malerei)
navigatio (Schiffahrtswesen)
agricultura (Landwirtschaft)
venatio (Jagd)
medicina (Heilkunde)
theatrica (Theaterwesen).
Der Titel des Werkes leitet sich her von dem griechischen Wort (J,apyaptxr|(; (lateinisch
margarita, wörtlich übersetzt „Perle" oder die gleichnamige Blume), womit im damaligen
Sprachgebrauch ein Auszug aus größeren Werken oder ein Handbuch bezeichnet wurde. Und
weil die Philosophie gegen Ende des 15. Jahrhunderts als Inbegriff aller Wissenschaften galt,
16 Münzel (wie Anm. 1), S. 48 f.
Trivium artes
Quadrivium artes
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