Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 44
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0044
lässt sich der Titel frei übersetzen mit „Handbuch der (zeitgemäßen) Wissenschaften" oder
„Enzyklopädie der Wissenschaften". In späteren Ausgaben wurde die Bezeichnung „Enzyklopädie
" übrigens in den Titel aufgenommen.

Das Werk war als Lehr- und Handbuch für Studierende der Artistenfakultät gedacht, also für
das damals grundlegende Studium der Sieben freien Künste (Artes liberales). Der Stoff wird
in Dialogform, als Unterredung zwischen Lehrer und Schüler dargeboten. Der Autor will keine
neuen Forschungen betreiben, sondern stellt das bekannte Wissen nach den Quellen dar, die er
für die besten hält; er führt auch unterschiedliche Auffassungen an und begründet seine eigene
Meinung, soweit die Fragen für ihn persönlich genügend geklärt sind. Was Gregor Reisch in
dieser ersten philosophischen Enzyklopädie für Deutschland an Eigenem bietet, „ist zunächst
die Form, dann die Art der Zusammenfassung, die Auswahl unter den Quellen und die einheitliche
Gesamtauffassung, die Verbindung der einzelnen Wissenschaften miteinander zu einem
großen Ganzen, eben zu dem Kosmos der Wissenschaften, in dem die Naturwissenschaften
ihre besonders betonte Stelle haben".17 Gregor Reisch war überzeugt von der großen Bedeutung
der Wissenschaften von der Natur auch für die Philosophie und Theologie.

Illustrationen der Margarita philosophica

Die Margarita philosophica enthält außer Tafeln, Schemata und Karten auch zahlreiche Abbildungen
in Form von Holzschnitten zur Illustration des Textes. „Diese kulturhistorisch, ikono-
graphisch und auch künstlerisch interessanten Stücke, die zum Teil wegen ihrer Darstellung sehr
berühmt sind, haben ganz verschiedene Qualität und sind von mehreren Händen gearbeitet."18

Hierzu gehören die Allegorien und Personifikationen der Philosophie, der einzelnen
Wissenschaften und der freien Künste, wie z. B. auf dem Titelbild der Ausgaben von 1503 und
1504 mit der Bezeichnung Philosophia triceps.19 Dieses (erste) Titelblatt wird seit der Ausgabe
von 1508 durch ein neues Titelblatt ersetzt; darauf ist dargestellt, wie der auf dem Thron sitzenden
Philosophia ein Baum aus dem Schoß wächst, der die Sieben freien Künste und die
drei Hauptzweige der Philosophie trägt; über allem thront in den Wolken die göttliche Trinität,
flankiert von Maria Immaculata und den vier Kirchenvätern. Das zweite Titelblatt mit dem
Stammbaum der Wissenschaften weist noch eine für Freiburg wichtige Besonderheit auf. In
der oberen rechten Ecke und beinahe zu Füßen der Kirchenväter ist die Miniatur einer Stadtansicht
mit Mauern und Türmen und mit einem Kirchturm ins Bild gesetzt. Dabei fällt auf,
dass diese Stadtsilhouette dem Holzschnitt mit dem Bildtitel <Friburgum> im IX. Buch der
Margarita philosophica sehr ähnlich sieht. Und wer hier den Westturm des Freiburger Münsters
wieder zu erkennen glaubt, befindet sich zumindest in Gesellschaft von Gustav Münzel,
dem Biographen von Gregor Reisch (Abbildung 4).20

Das Werk enthält außerdem vier Holzschnitte eines vielleicht von Albrecht Dürer beein-
flussten Meisters, und zwar die Erschaffung des Menschen sowie die Darstellungen der Seele
im Himmel, im Purgatorium und in der Hölle.

Seit der Ausgabe von 1504 sind in das IX. Buch zusätzlich kleinere Holzschnitte aufgenommen
worden. Darauf werden einzelne Naturvorgänge und Naturgewalten illustriert, nämlich
Hagel, Schnee, Regen, Quellen und Flüsse, Erdbeben, Gewitter und Blitzschlag (Abbildung
5).21 Auf drei Bildern dieser Serie können Teile der Stadt Freiburg aus der Zeit um 1500
wiedererkannt werden; die Abbildung mit der Illustration des Regens weist außerdem durch
den Bildtitel <Friburgum> ausdrücklich auf die Stadt Freiburg hin.

'7 Ebd., S. 53.

18 Ebd., S. 84 f., zugleich auch für den folgenden Textabschnitt.

19 Ebd., S. 75 f.

20 Gustav Münzel: Das älteste Bild der Stadt Freiburg i. Br. In: Schau-ins-Land 61, 1934, S. 55 mit Anm. 2.

21 Ebd., S. 55 f.

44


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0044