Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 46
(PDF, 49 MB)
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maris salsedine fluxu et refluxu - Cap. XVI), Erdbeben (De terrae motu - Cap. XVII), die
Winde (De Ventis - Cap. XVIII), Donner und Blitz (De Tonitru et Coruscatione - Cap. XIX),
die Wirkung des Blitzschlags (Defulmine et eius effectibus - Cap. XX) sowie um Galaxien (De
Galaxia - Cap. XXI), Regenbogen und Kometen (De Iride et Halone - Cap. XXII).

In den Text dieser Kapitel eingestreut sind sieben Holzschnitte in der Größe von etwa 6x9
cm, auf denen die beschriebenen Naturvorgänge - mit Ausnahme von Tau, Reif, Ebbe und Flut,
Winden und Galaxien - dem Leser vor Augen geführt und anschaulich gemacht werden
(Abbildung 5). Die Holzschnitte, die in den verschiedenen Ausgaben von 1504 bis 1515 in unterschiedlicher
Zusammensetzung vorkommen, hat Udo Becker in seiner Jubiläumsschrift zum
850-jährigen Bestehen der Stadt Freiburg im Jahr 1970 abgebildet und erläutert.22 Zunächst
wird der Kreislauf des Wassers dargestellt, das im heißen Erdinnern verdampft; der Dampf tritt
an der Erdoberfläche aus und steigt in die Atmosphäre auf, je heißer desto höher, um danach
als Niederschlag wieder auf die Erde zu fallen; dabei sollen die verschiedenen Formen des
Niederschlags der Steighöhe des Dampfes entsprechen. Die Niederschläge sammeln sich in
Quellen und Flüssen, die ins Meer fließen, das von Ebbe und Flut in Bewegung gehalten wird.
Beim Erdbeben kommt die Oberfläche der Erde so sehr ins Wanken, dass sich Spalten auftun
und Türme umstürzen; Erdbeben sollen dadurch verursacht werden, dass heiße Dämpfe in
Hohlräume des Erdinnern eindringen und die Erde erschüttern, wenn sie am Entweichen gehindert
werden. Bei Beschreibung und Darstellung des Erdbebens und seiner Folgen sind damals
sicherlich auch die Berichte über das Basler Erdbeben von 1356, dem schwersten Erdbeben
in Europa nördlich der Alpen seit Beginn der Geschichtsschreibung, ausgewertet worden.
Von den Gewittern wird berichtet, dass sie durch das donnernde Zerbersten einer Wolke entstehen
; die Blitze schlagen ein in Häuser und Türme, aber auch in Wälder und Berge. Vom
Blitz wird angenommen, er komme durch giftige Ausströmungen zustande, die große Schäden
verursachen, insbesondere dann, wenn der Blitz in einer Wolke zu einem Stein zusammengebacken
worden ist. Udo Becker erläutert dies in der oben genannten Jubiläumsschrift wie folgt:
„Bei der merkwürdigen Vorstellung, dass ein Blitz auch zu einem Stein zusammengebacken
sein soll, kann es sich möglicherweise um eine Verwechslung mit Meteoritenfällen handeln.
Diese relativ seltenen Phänomene haben zu allen Zeiten stets einen großen Eindruck hinterlassen
, man denke nur an den Meteoritenfall von Ensisheim vom 7.11.1492, der im ganzen
Oberrheingebiet... sichtbar war."

Auf dem Holzschnitt zu Kapitel XII De Pluvia wird der Regen dargestellt, wie er auf eine
durch Mauern und Türme befestigte spätmittelalterliche Stadt mit dem in die Bildmitte gesetzten
Namen <Friburgum> niederfällt. Aus dem erläuternden Text der Enzyklopädie ist zu
entnehmen, dass es sich hier nicht um einen normalen Regen, sondern um die Erscheinungsform
des „Roten Regens" handelt. Dieser entstehe, so erklärt Gregor Reisch die Naturerscheinung
entsprechend dem damaligen Kenntnisstand nüchtern, aus den erhitzten und trockenen
Erdteilchen, die durch die aufsteigende Luft emporgetragen würden. Er beschreibt damit den
„Roten Regen" naturwissenschaftlich, obwohl dieses Phänomen zu seiner Zeit noch als unheilverkündender
Wunder- oder Blutregen angesehen wurde.

Der Wortlaut des XII. Kapitels über den Regen wird hier in deutscher Übersetzung wiedergegeben
, um an diesem Beispiel die Art und Weise der Vermittlung enzyklopädischen Wissens
der Zeit um 1500 in Gesprächen zwischen Magister und Student anschaulich zu machen:23

Kapitel 12: Über den Regen

Schüler: Wie entsteht Regen ?

Lehrer: Durch die Kraft der Sonne und der Sterne erhebt sich warmer, feuchter, dichter und dicker Dampf
zum obersten Teil des tiefsten oder zum tieferen Teil des Mittleren Luftzwischenraums. Er wird durch die

22 Becker (wie Anm. 1), S. 32, 34 f.

23 Die Übersetzung des neulateinischen Textes hat Dr. Sabine Horstmann, Freiburg, besorgt.

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