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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 56
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0056
Die Abbildung von Freiburg in der Margarita philosophica

Seit der zweiten, erweiterten Ausgabe von 1504 enthält die Margarita philosophica einen
Holzschnitt mit der ältesten, bis heute bekannten druckgraphischen Abbildung von Freiburg
im Breisgau (Abbildung 5).58 Auf dieser Ansicht in der Originalgröße von 6,4 x 9,1 cm wird
Freiburg als typische mittelalterliche Stadt mit Mauern, Halsgraben, Türmen und Toren dargestellt
. Im Stadtinnern sind zu erkennen: Der charakteristische Westturm des Münsters, damals
schon als Wahrzeichen Freiburgs bekannt und bewundert, und das erst 1498 erbaute
Kornhaus (mit Stufengiebel) auf der Nordseite des Münsters. Der Bildtitel <Friburgum> in
der Mitte der Abbildung lässt keinen Zweifel daran, dass der anonyme Künstler die Stadt
Freiburg zeigen wollte. Dabei ist es ihm weniger auf eine naturgetreue Wiedergabe als vielmehr
darauf angekommen, die für Freiburg charakteristischen Bauwerke der Zeit um 1500 und
die Umgebung der Stadt für die Leser der Margarita philosophica anschaulich zu machen.59
Das Stadtbild wird von ihm eher symbolhaft als realistisch, und doch bereits individualisiert
dargestellt.

Außerhalb der Stadtmauern können mit einiger Sicherheit lokalisiert werden: der Schlossberg
mit dem Burghaldenschloss über der Stadt (links oben), auf einer Anhöhe nördlich der
Dreisam vielleicht die Gebäude der Kartause auf dem Johannisberg, wo der Verfasser der
Enzyklopädie Gregor Reisch das Priorat innehatte, sowie die auf Freiburg zufließende Dreisam
mit der Wasserburg Kirchzarten (am rechten Bildrand). Dafür spricht, dass die Stadt Freiburg
damals (zwischen 1462 und 1495) die zur so genannten Talvogtei zusammengefassten Ländereien
gerade erworben und deren Verwaltung einem Talvogt mit Sitz im „Schloss Kirchzarten
" übertragen hatte. Das von einem Wassergraben umgebene burgartige Dinghofgebäude
war aus dem dort seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Dinghof des Klosters St. Gallen hervorgegangen
.60

In diesem Festbuch der Gemeinde Kirchzarten von 1966 sind als Bildausschnitt ein Kirchturm
mit Kirchenschiff und weitere Gebäude abgebildet mit der Erläuterung: „Älteste Ansicht
von Kirchzarten (Ausschnitt aus dem Altarbild von Stegen)." Dieser Bildausschnitt stammt offensichtlich
von dem Flügel eines Tafelaltars des 16. Jahrhunderts mit der Darstellung des
Martyriums des Patronatsheiligen Sebastian aus der Schlosskapelle „St. Sebastian" im früher
so genannten Ortsteil „Weiler", die zum ehemaligen Kageneckschen Schloss in Stegen gehörte
. Auf dem Altarflügel ist zur rechten und linken Seite des Heiligen die Landschaft des unteren
Dreisamtals dargestellt: zu seiner Rechten sind Schloss, Kapelle und Schlossbering zu
erkennen und durch den Bildtitel „Weiler" auch benannt; zu seiner Linken sieht man Kirchturm
und Kirchenschiff einer Kirche, die mit der Pfarrkirche St. Gallus in Kirchzarten identisch
sein dürfte; der darüber gemalte Bildtitel ist nicht mehr zu entziffern. Je nach Datierung
dieser Altartafel des hl. Sebastian könnte der bereits 1504 entstandene Holzschnitt <Fri-
burgum> der Margarita philosophica des Gregor Reisch mit dem Ausblick auf die Talvogtei
in Kirchzarten sogar noch etwas älter sein als das Sebastiansgemälde in der Schlosskapelle.

58 Münzel (wie Anm. 20), S. 53 ff.; Max Schefold: Alte Ansichten aus Baden. Bd. I. Weissenborn 1971, S. 80
und 158, Nr. 23177; Becker (wie Anm. 1), S. 35; Friburgum - Freiburg (wie Anm. 27), S. 91 und 121;
Geldsetzer (wie Anm. 1), S. 377, sowie die in Anm. 26 genannten Autoren.

59 Münzel (wie Anm. 20), S. 55, versucht einen Vergleich zwischen dem Holzschnitt von 1504 und dem
Kupferstich von Gregorius Sickinger von 1589; dabei interpretiert er die Darstellungen einzelner Gebäude wohl
zu weitgehend. Generell zur Stadtansicht des 16. Jahrhunderts: Stopfel (wie Anm. 26), S. 208 ff. sowie
Johannes Mangel Die Freiburg-Ansichten des Gregorius Sickinger von 1589. Quellen zur Geschichte der Stadt
in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 35).
Freiburg 2003, S. 14 ff.

60 Im einzelnen Max Weber: Die Kirchzartener Geschichte. In: Kirchzarten. Geographie - Geschichte - Gegenwart
. Festbuch zur Zwölfhundertjahrfeier im Auftrag der Gemeinde hg. von Günther Haselier. Kirchzarten
1966, S. 241 ff.

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