Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 62
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0062
sprüchlichen Inhalten jakobinischen, nationalen, republikanischen und deutschtümlerischen
Gedankenguts. Sie entfaltete sich unmittelbar nach dem Wiener Kongress und erlangte bereits
vor 1820 ihren Höhepunkt, um dann wegen den nach den Karlsbader Beschlüssen einsetzenden
Repressionen zu verstummen, ins Unpolitische abzusinken oder im Untergrund weiterzu-
agieren.15

Trotz der Steine, die den politisch aktiven Repräsentanten durch politische Justiz und Zensur
, durch Berufsverbote, durch Staatsaufsicht über Universitäten, durch die Relegation von
Studenten und durch das Verbot zur Bildung von Organisationen in den Weg gelegt wurden,
blieben die Bemühungen um eine Organisation politischer Kritik mit literarischen Mitteln im
weiteren Verlauf bis zur 48er-Revolution vorhanden. Im Vormärz und insbesondere nach der
Julirevolution von 1830 in Frankreich erstarkte der Kampf um das Meinungs- und Versammlungsrecht
.16

Im Umkreis des Hambacherfestes gab es eine umfangreiche Flugschriftenproduktion. Wirth
und Siebenpfeiffer, die zu den wichtigsten Männern des Festes gehörten, führten einen offensiven
Kampf um Presse- und Versammlungsfreiheit, wobei das Medium der Flugschrift dazu
diente, zensierte Zeitschriftenartikel dennoch zu veröffentlichen, Proteste gegen staatliche
Reglementierungen zu verbreiten und Gerichtsverhandlungen in die Öffentlichkeit zu bringen.
Ihr Kampf erzielte eine relativ große Resonanz in der Bevölkerung.17

In den dreißiger Jahren emigrierten wegen der zunehmenden Repression viele politisch
engagierte Handwerker und Intellektuelle, und die Organisationsbildung wurde ins Ausland
verschoben. Im Rahmen der deutschen Emigrantenpublizistik wurden auch Flugschriften produziert
. Diese Flugschriften zirkulierten einerseits im internen Verkehr und hatten theorie- und
strategiebildende Funktionen, wurden andererseits aber auch zu Propagandazwecken nach
Deutschland eingeführt. Sie waren in ihrer Schreibart wenig literarisiert und bestanden hauptsächlich
aus Adressen, Briefen, Erklärungen, Aufrufen, Gedanken, Glaubensbekenntnissen
und Statuten.18

Neben den Flugschriften, die von Vereinigungen und Organisationen publiziert wurden, gab es
auch Flugschriften von Einzelpersonen.19 In ihnen wurden Konflikte zwischen Staat und Kirche
oder Verfassungsfragen thematisiert und in die Öffentlichkeit getragen. Zudem existierten
weiterhin Flugschriften mit verfassungsrechtlichen, philosophischen und theologischen Erörterungen
, die sich jedoch nur an eine kleine Gruppe von Personen richteten und sich in ihrem
Geheimcharakter nicht von jenen Flugschriften aus früheren Zeiten unterschieden, die in den
Kreisen des Bürgertums und der Gelehrten zirkulierten.20

3. Die Funktion von Flugblättern in der Öffentlichkeit
3.1. Flugblätter im Zusammenhang mit Aktionen im öffentlichen Raum

In den Revolutionsjahren 1848/49 waren Aktionen im öffentlichen Raum ein wichtiges Instrument
der politischen Manifestation. Sie zeigten sich in den verschiedensten Formen, wie
Versammlungen, Demonstrationen, Kundgebungen und Unruhen und waren spontan oder organisiert
.

15 Peter Stein: Politisches Bewusstsein und künstlerischer Gestaltungswille in der politischen Lyrik 1780-1848.
Hamburg 1971, S. 67.

16 Weigel (wie Anm. 4), S. 16.
« Ebd., S. 16.

18 Ebd., S. 17.

19 Etwa das Flugblatt Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreußen von Johann Jacoby, das 1841 in ganz
Deutschland verbreitet wurde und sich über politische Fragen ausließ. Vgl. Schottenloher (wie Anm. 6), S.
375 f.

20 Weigel (wie Anm. 4), S. 17.

62


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0062