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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 64
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frühere Revolutionsereignisse erinnerte, die durch die politische Teilnahmslosigkeit des Bürgers
und die innere Zerrissenheit Deutschlands geprägt worden waren.

Des Weiteren gab das von verschiedenen Republikanern herausgegebene Flugblatt die politischen
Forderungen und Zielsetzungen wieder und verwies auf die vorangegangenen Volksversammlungen
in Mannheim, Karlsruhe und Heidelberg, die von redlichen und wohlmeinenden
Männern besucht worden waren.24 Auch dies waren rhetorische Mittel, die den Adressaten
für den Besuch der Volksversammlung gewinnen sollten.

Am 28. März fand in Waldshut eine weitere Volksversammlung statt, die starken Widerhall
fand. Zur Versammlung kamen etwa 3000 Menschen und hörten verschiedenen Rednern zu.
Zudem wurde von 1000 Personen eine Petition unterschrieben, welche von Robert Büß die
Rückgabe seines Mandates forderte, da er sich als rigider Vertreter des ultramontanen politischen
Katholizismus ausgewiesen hatte.25 Die Beschlüsse dieser Volksversammlung wurden
protokolliert und in einem Flugblatt der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.26 Das
Flugblatt hatte in diesem Falle eine informative Funktion, indem die Schwerpunkte der Versammlung
jenen Personen zugänglich gemacht wurden, die nicht zugegen waren. Dadurch
konnte die Volksversammlung ihre Publizität steigern, ihre politische Gewichtung innerhalb
der Öffentlichkeit vergrößern und den Druck auf die Obrigkeit verstärken.

Zwei große Volksversammlungen in Offenburg und Freiburg folgten im gleichen Jahr, in deren
Umfeld eine Flugschriftenproduktion stattfand. So gab es Flugschriften organisatorischer
Art, wie der Aufruf Namens der Festordner an die Freiburger, ihre Häuser am Tag der Volksversammlung
nach dem Beispiel anderer Städte, insbesondere mit deutschen, d. h. mit
schwarz-roth-goldenen Fahnen, zu schmücken oder die Bitte an die Teilnehmer der Offenburger
Volksversammlung, ohne Waffen zu kommen, da die Sicherheit der Teilnehmenden gewährt
sei (Abbildung l).27

Der Grund für dieses Ersuchen lag wohl darin begründet, dass sich der Volkszorn wegen der
Armut und der sozialen Ungerechtigkeit in verschiedenen Gegenden Badens mit unkontrollierten
Gewaltaktionen Luft gemacht hatte.28 Da die Organisatoren befürchteten, dass es an der
Volksversammlung zu gewaltsamen Ausschreitungen kommen könnte, versuchten sie mit diesem
Aufruf die Situation zu entschärfen.29

Flugschriften dienten nicht nur der Organisation von Volksversammlungen und der Weiterverbreitung
von Beschlüssen und Forderungen, sondern nahmen auch von außerhalb auf die
Volksversammlungen Bezug. Diese Flugblätter entzogen sich der direkten Auftragsproduktion
der Volksversammlungen, spielten jedoch insofern eine Rolle, als sie versuchten, auf die Volksversammlung
Einfluss zu nehmen. Als Beispiel dient das am 10. Mai 1849 erschienene Flugblatt
mit der Aufforderung an das badische Volk und an die am 13. Mai 1849 in Offenburg
versammelten Männer, gegen die Fürsten zu kämpfen und sich nicht in Republikaner und
Anhänger der Reichsverfassung zu teilen, sondern an der Verfassung festzuhalten und Kompromisse
zu finden.

An das badische Volk besonders die am 13. Mai in Offenburg versammelten Männer.
Die Könige haben das verrätherische Spiel, das sie bisher verdeckt gehalten, nun offen aufgelegt, sie stehen
ihren Völkern feindlich gegenüber und feindlich den 28 Regierungen, welche die Reichsverfassung

24 Ebd.

25 Revolution im Südwesten (wie Anm. 22), S. 680.
* StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 37.

27 Ebd., Blätter 29 und 16.

28 Im Kraichgau und im Odenwald zerstörten Bauern Schlösser und verbrannten Schuldbücher. Zudem kam es zu
antijüdischen Exzessen, wie in Müllheim, als Randalierer in der Nacht vom 3. auf den 4. März Häuser von Juden
demolierten. Vgl. Flugschrift von Hecker und anderen Abgeordneten, in welcher sie die schmählichen Ex-
cesse gegen unsere Mitbürger mosaischen Glaubens beklagen, ebd., Blatt 10.

29 Rödling/Siebold (wie Anm. 2), S. 16 ff.

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