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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0067
Die Mörder von Auerswald und Lichnowsky trifft neben der Verachtung des Volkes die gerichtliche Verfolgung
. Diejenigen, die Robert Blum opferten, finden in der Gewalt ihre Sicherheit vor den Gerichten.
Wer soll nicht trauern ob dieser Frevelthat, die dem teutschen Gesetze Hohn spricht, und hienieden wohl
keinem Richter anheimfällt.*5

Lichnowsky und Auerswald waren wie Robert Blum Abgeordnete der Frankfurter Paulskirche
und wurden am 18. September 1848 von wütenden Aufständischen ermordet. Im Gegensatz
zu Blum wurde die Ermordung der beiden konservativen Abgeordneten jedoch strafrechtlich
verfolgt und die Verantwortlichen wurden zur Rechenschaft gezogen.36

Nicht nur die Liberalen veranstalteten propagandistische Kundgebungen, auch die Konservativen
bedienten sich dieses Mittels: Als Großherzog Leopold am 18. August nach Karlsruhe
zurückkehrte, wurde ein Festprogramm veranstaltet, das eine Demonstration der alten Mächte
darstellte.37

Ähnlich in seiner Art ist ein Flugblatt, welches als Programm für ein Fest in Freiburg anlässlich
der Wahl Erzherzogs Johanns von Österreich zum Reichsverweser von Gemeinderat
von Rotteck am 14. Juli 1848 herausgegeben wurde. In diesem Flugblatt wurde die Bevölkerung
eingeladen, im Einverständnis mit den hochgeehrten Militär- und Zivilbehörden ein Fest
zu begehen, um dem Gefühl der hohen Freude und des lauten Jubels einen Ausdruck und eine
höhere Weihe zu verleihen?* Das Flugblatt war ein detaillierter Ablaufplan, mit welchem die
Bevölkerung über den Verlauf der Feierlichkeiten informiert werden sollte, und diente zur Motivation
der Bevölkerung dieses Fest zu begehen. Verstärkt wurde die Aussagekraft des Flugblattes
durch die Aktualität des Themas: Die Wahl des Reichsverwesers war in jenen Tagen ein
Gesprächsthema und in verschiedenen Städten fanden Feiern statt. Einen Tag vor dem Erscheinen
des Flugblattes berichtete zudem die „Neue Freiburger Zeitung" in einem Extrablatt
über den feierlichen Einzug und Empfang des Reichsverwesers in Frankfurt.39

3.1.3. Flugschriften im Zusammenhang mit Unruhen, Aufständen

und Freischarenzügen

Während der Zeit der Revolution kam es immer wieder zu Unruhen, die durch die soziale Lage
bestimmter Bevölkerungsgruppen hervorgerufen wurden, und es bildeten sich Freischaren, um
mit Gewalt die politische und soziale Situation zu verändern. Dabei waren diese beiden Komponenten
revolutionärer Gewalt nicht immer leicht zu trennen, da Unruhen in der Bevölkerung
oftmals durch Freischaren ausgelöst wurden.40 In jener Atmosphäre revolutionärer Gewaltbereitschaft
fand eine lebhafte Produktion von Flugblättern statt, welche die Bevölkerung mit Argumenten
dafür oder dagegen zu überzeugen suchten.

Flugblätter, die sich gegen die Freischaren oder Unruhen aussprachen, waren zumeist Aufrufe
, die vor der Teilnahme an Unruhen warnten oder die Bevölkerung aufforderten, sich gegen
die Freischaren zur Wehr zu setzen. Dabei handelte es sich nicht nur um offizielle Flugschriften
und Anordnungen der Behörden, sondern sie konnten auch der Privatinitiative einzelner
einflussreicher Personen entspringen, wie das folgende Beispiel zeigt:

Mit tiefem Schmerze, welchen alle wahren Freunde der Volksfreiheit und des Vaterlandes theilen, vernehmen
wir die Nachricht, dass die Tage welche die Herzen aller wacheren Bürger mit herer Begeiste-

35 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 150.

36 1848 Aufbruch zur Freiheit. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und der Schirn Kunsthalle
Frankfurt zum 150jährigen Jubiläum der Revolution von 1848/49. 18. Mai bis 18. September 1998 in der Schirn
Kunsthalle Frankfurt. Hg. von Lothar Gall. Berlin/Frankfurt 1998, S. 299 ff.

37 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 408.

38 Ebd., Blatt 134.

39 Ebd., Blatt 132.

40 Vgl. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (wie Anm. 3), S. 222 f.

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