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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 71
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die Anschuldigungen gegenüber den Turnern, Arbeitern und Freischaren zu widerlegen oder
deren Verhalten in einem Flugblatt zu rechtfertigen:56

Man hat es den hiesigen Turnern in Bezug auf die Volksversammlung zu Offenburg zum Vorwurfe gemacht
, daß Viele unter ihnen bewaffnet kamen. Die Festordner wünschten, daß man unbewaffnet komme,
und die Regierung hatte versprochen, das Fest nicht zu stören. Das Richtige wäre gewesen, dem freien
Willen eines jeden zu überlassen, ob er bewaffnet oder unbewaffnet erscheinen wolle. Es war einst in besseren
Tagen des deutschen Bürgers Stolz, seine Wehr an der Seite zu tragen und nimmermehr würde der
Deutsche unbewaffnet an einer Volksversammlung beigewohnt haben. Unsere Zeit ist die der Wehrhaft-
machung des deutschen Volkes, und die Festordner würden deutscher gehandelt haben, wenn sie über bewaffnetes
oder unbewaffnetes Erscheinen gar nichts gesagt hätten.

Wir alle wissen, daß man am Vorabend des Festes durch ein Blousenmännermährchen panischen
Schrecken zu verbreiten suchte, daß die hiesige Garnison urplötzlich fort musste, und daß in Rastatt sehr
viel Militär mit reicher Munition am Tage des Festes bereit stand.

Haben die bewaffneten Bürger, haben die offen bewaffneten Turner Freiburgs den Frieden des Festes
gestört? Haben sie sich als Unwürdige gezeigt, die nicht wissen, wann und wo sie Gebrauch von ihren
Waffen zu machen haben? ...

Man hat ferner gesagt, daß die Turner und Arbeiter Anführer der solennen Katzenmusik gewesen seien,
die vor einigen Tagen etlichen Personen gebracht wurde. Ich mit vielen Turnern und Arbeitern war gar
nicht dabei, und alle waren über das unverschämte Gerücht empört, für dessen Verbreitung die Klatschpartei
gesorgt: daß wir mit Flinten und Säbeln kämen, um Exzesse auszuführen. Die Verbreiter des
Gerüchts waren im Irrthume, die Urheber desselben schaamlose Menschen, und ich kann beweisen, daß
ich überflüssig mein Möglichstes gethan, um schon vor der Katzenmusik handgreifliche Aeusserungen
des Volkswillens zu verhindern.51

Auch in der Auseinandersetzung zwischen den Volksvereinen und den Vaterländischen Vereinen
kam es immer wieder zu Veröffentlichungen von Flugschriften, um sich gegen Anschuldigungen
der Gegenseite zur Wehr zu setzen. Am 1. März 1849 nimmt der Vaterländische
Verein etwa Stellung gegen einen Artikel in der „Mannheimer Abendzeitung", einer republikanischen
Zeitung,58 und die Flugblätter der Volksvereine:

Wir stehen in Niemandes Diensten; wir haben keine Verbindung, weder rechts noch links; unser einziger
Haltpunkt ist das Volk! Freier gesinnt, als die Volksparthei, können wir dem Minister Bekk keine Vorwürfe
darüber machen, wenn er, wie über die Volksvereine, so auch über uns sich keine eigene Ansicht
gebildet hat und diese ausspricht, und wo unsere selbstständige unabhängige Wirksamkeit im Interesse
des wahren Wohls des Landes mit gleichmäßigen Bestrebungen der Regierung zusammentrifft, brauchen
wir uns dessen nicht zu schämen ...

Wenn somit die größten Männer der Volksvereine, wenn die vornehmsten Häupter der Republik solcher
colossalen Sünden und geheimen Verbindungen mit der Regierung von ihrer eigenen Parthei bezüchtigt
werden, wie winzig klein erscheint dann die Anklage gegen uns, die darauf begründet ist, daß der
Minister in einem Ministerialerlasse ohne unser Zuthun unseren Namen genannt hat, und wie kann es die
Welt befremden, daß die Volksparthei, die ihre eigenen und edelsten Freunde verlästert, und ihre unerbittlichen
Feinde, nicht ungeschoren lässt? Nur eins muss der Welt auffallen und das ist, daß unsere
Feinde uns weniger zur Last legen können, als sie ihren eigenen Freunden zur Last legen und diese That-
sache muss auch die Blinden sehend machen. Wir beruhigen uns deshalb vollständig über die neuen
Ehrentitel, die uns die Mannheimer-Abendzeitung zugedacht hat, sie verlieren sich in dem erstickenden
Dunste, den die großartigen Lästerungen, welche die Volksvereinsparthei sich selbst ins Gesicht schleuderte
, weithin verbreiten.59

56 Hagele hatte in Freiburg und Heidelberg Philosophie und Geschichte studiert und in diesen Fächern das Lehrerexamen
abgelegt. Als Mitglied der Turner und des Liedkranzes der Handwerker war er ein aktives Mitglied
der Freiheitsbewegung, Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 3. Von der badischen Herrschaft bis zur
Gegenwart. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 1992, S. 96.

" StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil L, Blatt 38.

58 Hanno Tauschwitz: Presse und Revolution 1848/49 in Baden. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der periodischen
Literatur und zu ihrem Einfluss auf die Geschichte der badischen Revolution 1848/49. Heidelberg 1981,
S. 26 (Anhang).

59 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 185.

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