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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 82
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Die Stadt Freiburg, die damals etwa 15.000 Einwohner hatte, wurde in jenen Tagen von rund
10.000 Soldaten und Freischärlern überschwemmt. Am 2. Juli fand eine Truppenparade auf
dem Karlsplatz statt, und der Stadtrat ergriff mit Hilfe der Bürgerwehr Maßnahmen zur Aufrechterhaltung
von Ruhe und Ordnung. Am 3. Juli ordnete der Kriegsrat jedoch den Rückzug
in den Schwarzwald an, da sich die politischen und militärischen Führer nicht entschließen
konnten, sich den preußischen Truppen zu stellen.111 Der oben erwähnte Befehl zur Aufstellung
aller Truppen auf den Karlsplatz markierte wohl den Beginn des Rückzugs in den
Schwarzwald.

3.6. Flugschriften von Einzelpersonen

Nicht nur Gruppen, Institutionen und Vereine verwendeten das Flugblatt für die Öffentlichkeitsarbeit
, auch Einzelpersonen setzten dieses Medium als Kommunikationsmittel ein. Flugschriften
wurden von Einzelpersonen oftmals angewendet, um Verleumdungen und Anschuldigungen
richtig zu stellen oder Erklärungen zu einem bestimmten Verhalten abzugeben. So
gab der Glasermeister Joseph Fuchs eine Flugschrift heraus, in welcher er den Anschuldigungen
einer anderen Flugschrift widersprach, er habe die städtischen Kanonen beim Kampf in
Freiburg nicht gegen die Freischaren geschützt:

Einige Worte über die Wegnahme der vier städtischen Kanonen, am 23 April dieses Jahres [1848].
Motto: „ Weit vom Geschütz gibt alte Krieger!" Dieses altbekannte Sprichwort bildet den geheimen Text
zu einer vor kurzem hier verbreiteten Flugschrift, betitelt: „Beleuchtung der Ereignisse und Zustände in
Freiburg während der Monate April und Mai 1848" ...

Am Ostertage, ungefähr gegen 3 Uhr nachmittags, wurde, trotz der an den Straßen befindlichen Doppelposten
, der Andrang der Freischaren auf dem Rathhausplatze immer stärker und der Ruf „Kanonen
heraus" immer gewaltiger; ein großer Theil der Bürgerwehr erklärte sich jetzt dahin, daß man, um das
Blutvergießen zu ersparen, den Freischaren eine Kanone geben soll... Nun verweigerte es Herr Bürgermeister
ganz entschieden, auch nur eine Kanone abliefern zu lassen. Jetzt begann der Angriff. Die
Freischaren stürzten unter die Bürgerwehr, deren Scharen sich schon gelüftet hatten, rissen an der gegenüberstehenden
Einfassung Pfosten und Bauholz heraus und schickten sich an, das Thor des Rathhauses
, welches ich von innen verrammelt hatte, einzuschlagen. Die Bürgerwehr verschwand, die Kanoniere
einsehend, daß sie verlassen waren, brachten die Kanonen zurück, die ich so schnell wie möglich
verschloss, und entfernten sich ebenfalls bis auf einen Mann. Das vordere Thor brach zusammen, ein wilder
Haufen stürzte herein, fiel über mich und den noch treu gebliebenen Kanonier Kohler... her und verlangte
mit Ungestüme die Geschütze, die ich unter allen Umständen verweigerte ...

Endlich erscholl der Ruf, man müsse der Gewalt weichen, und wohl einsehend, daß wir das Leben vergeblich
einsetzen, wichen wir jetzt erst zurück; verhinderten es aber dennoch, daß mehr als eine Kanone
abgeführt wurde ... Völlig erschöpft und von der Bürgerwehr verlassen, ging ich nun nach geschehener
Meldung nach Hause um nachzusehen, wie es daselbst stehe. Kaum angekommen, ließ der Bürgermeister
mich wieder rufen; allein es war zu spät, auch die andern drei Kanonen waren fort und das Thor der
Remise eingeschlagen.

Bei der Anführung aller dieser Thatsachen kann ich es nur sehr bedauern, daß Ihr Ungenannte, wenn
auch sogenannte Verfassungstreue Euern Muth und Eure Kräfte nicht auch zur Erhaltung der Geschütze
bewiesen habt. Ihr dachtet jedoch bei Euch: „weit vom Geschütz gibt alte Krieger!"\in

Diese Verteidigungsschrift provozierte eine Reaktion, welche sich in Form eines weiteren
Flugblattes äußerte. Darin wurde versucht, die Verteidigungsschrift von Joseph Fuchs zu widerlegen
, indem dargestellt wurde, dass dieser sich bezüglich der Verteidigung der Kanonen
vor den Freischaren auf keinen Fall heroisch verhalten habe.

1,1 Haumann/Schadek (wie Anm. 56), S. 109; Revolution im Südwesten (wie Anm. 22), S. 186.

112 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blätter 119 und 120. Den Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung bildete

die Flugschrift Beleuchtung der Ereignisse und Zustände in Freiburg während der Monate April und Mai 1848,

ebd., Teil 2, Sammelmappe.

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