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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 97
(PDF, 49 MB)
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Unglück. Auch in einem späteren Bericht des österreichischen Generalkonsuls in Algier vom
November 1854 erscheint die Lage der Arbeiter dürftig.25 Die deutschen Auswanderer müs-
sten meistens noch eine Familie ernähren, während Auswanderer aus Italien oder Spanien oft
alleine kämen und so einen Vorteil hätten. Auch die mangelnden Sprachkenntnisse seien ein
Hindernis: Der deutsche Aussiedler kann hier nur nach Land- oder Feldarbeit verlangen, weil
seine Sprache ein unüberwindliches Hindernis ist, welches bei dem Verlangen nach solchen
Arbeiten in Betracht gezogen wird.

Wem es dagegen gelang, in den Besitz eines Stück Landes zu kommen, hatte ein sicheres
Auskommen. In einem Brief aus Sidi-Lhassen (Provinz Constantine) nennt einer der Auswanderer
seinen Besitz: Wir könnten Geld schicken, denn wir haben viel Frucht und Vieh, ein Paar
große Ochsen und ein Paar große verkauft für dreihundert Franken, und wir haben ein Schwein
mit sechs Jungen und ein Fettes, für zum Schlachten, zwanzig Stück Schafe und Ziegen, und
wir fahren schon vier Wochen Weizen ein und fahren noch immer.

Die Frage der Landverteilung war also sehr entscheidend für das Gelingen der Auswanderung
. Die Tatsache, dass die Algerien-Auswanderung immer wesentlich unbeliebter war als die
Auswanderung nach Nordamerika, wird deswegen unter anderem auf die komplizierte Regelung
der Landverteilung in Algerien zurückgeführt.26 Grundsätzlich musste ein Siedler ein bestimmtes
Vermögen vorweisen; dafür bekam er kostenlos ein Stück Land zugewiesen. Der
Siedler konnte sich also nicht aussuchen, wo er leben wollte. Er musste sich verpflichten, das
Land in einer bestimmten Zeitspanne urbar zu machen und sich für längere Zeit dort niederzulassen
. Häufig erhielt er auch noch Werkzeuge und Material zum Ackerbau. Die französische
Regierung modifizierte dieses System kostenloser Konzessionen einige Male, um es im
Laufe der 1860er-Jahre abzuschaffen und zum Verkauf des Landes überzugehen. In Nordamerika
war die Regelung wesentlich einfacher. 1820 beschloss der Kongress, dass ein Acre
für 1 Dollar 25 verkauft werden solle und man beliebig viel Land erwerben dürfe. Weitere Beschränkungen
oder Beihilfen gab es nicht.

Wie unterschiedlich die Bedingungen waren, die Siedler und Arbeiter vorfanden, wird auch
aus den Briefen deutlich: Der Siedler Georg Landerer und seine Familie zum Beispiel bekamen
nicht nur von der französischen Regierung kostenlos Land zugewiesen, sondern sie wurden
sogar noch für die Urbarmachung und die Arbeit an den Baracken, die die Familie selber
bewohnte, bezahlt. Er schreibt 1853: Liebe Eltern und Geschwister, es ist aber gut für uns gesorgt
worden, das Gouvernema hatte an der Stelle gesorgt für alles ... und wenn einer kein
Geld hat, so tut ihm das Gouvernema das Geld vorstrecken, soviel er braucht. Späterhin kann
man das Geld abbezahlen wie man kann und für das Essen ist auch gesorgt worden, gleich der
erste Tag.

Etwas weiter unten heißt es in dem Brief: Wir haben 8 bis 10 Mannhauet Garten und ungefähr
30 Mannhauet Acker an einem Stück und wir bekommen so viel, was wir nur immer
wollen, Wiesen, Felder zu Reben und Waldungen. Und wir sind gleich in den ersten Tagen gefragt
worden was für Vieh das wir wollen und was für Pflüg und Kärren am besten wären.

Ganz andere Erfahrungen hatte dagegen Jakob Beck aus Achkarren gemacht, der in der Umgebung
von Oran sein Glück versuchte: ... wir segelten den 6. Juli Mittags zwei Uhr in den
Seehafen von Oran. Hier wurden wir gleich auslogiert samt unserer Bagage. Jetzt lieber
Freund sind wir in Afrika, aber es ist nicht so, wie man zu Hause sagte, dass man Land, Vieh
und Geschirr bekommt. Jetzt heißt es, helfe dir selbst.

Jakob Beck gelang es schließlich mit der Hilfe eines deutschen Bierbrauers, der schon 20
Jahre in Afrika lebte, an Arbeit in einem Heumagazin zu kommen.

Sicherlich spielten in diesen beiden Fällen auch regionale Unterschiede eine Rolle. So las-

25 Ebd.

26 Fabienne Fischer: Alsaciens et Lorrains en Algerie. Histoire d'une migration 1830-1914. Nizza 1988, S. 18.

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