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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 112
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griff und die Maßregelung des Hochschullehrers verlangte. Weiter sah sich der FZAS, der bekanntlich
zum ersten Male in Deutschland auch Konfessionslosen und Dissidenten eine freimaurerische
Heimat bot, neuerlichen Repressionen seitens der Jesuiten ausgesetzt, nachdem
ein während des Kulturkampfes erlassenes Ausnahmegesetz von 1872, welches die Tätigkeit
von Jesuiten- und verwandten Orden vom Gebiete des Deutschen Reiches ausdrücklich aus-
schloss, im März 1904 in einem seiner Paragraphen durch Bundesratsbeschluss wieder aufgehoben
worden war. Dass die Sorge des FZAS durchaus begründet war, lässt sich durch jene
antifreimaurerischen Schriften belegen, die, nach dem von Leo Taxil für 1896 angeregten
Trientiner Kongress gegen das Logenwesen, um die Jahrhundertwende von dem Jesuitenpater
Hermann Gruber publiziert worden waren.18

Entwicklungen solcher Art in der späten Kaiserzeit hatten nicht nur die beiden Straßburger,
nunmehr Freiburger Mitgründer Reis und Kallmich, geprägt, sondern auch die regelmäßig im
Elsass für Stunden oder Tage weilenden Mitglieder aus Baden. Wie sehr sich deren Übereinstimmung
in weltanschaulichen Fragen in der Praxis auswirkte, belegt eine An die Lehrer in
unserem F.Z.A.S gerichtete Einladung vom Mai 1910 durch „Aurora"-Angehörige:

Die diesjährige Pfingstversammlung des Deutschen Lehrervereins führt gewiß auch einige Lehrer (unseres
Bundes) nach Straßburg. In der Stadt des Kompetenzkonfliktes zwischen römischer Herrschsucht und
schlapper Regierungsmaschine finden die Kollegen Gesinnungsgenossen. Es würde (uns) freuen, die
nähere Bekanntschaft solcher Lehrer aus Altdeutschland zu machen ... und Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch
zu geben.

Der Stuhlmeister der Mannheimer FZAS-Loge „Sonne der Pfalz", Fritz Hauck - er setzte
im Dezember 1920 als Bundesvorstandsmitglied die Freiburger „Brudertreue" qua Konstituierung
in Kraft und wurde dort zum Ehrenmeister gewählt - beschrieb seinen Gastbesuch wenig
später in der Juni-Ausgabe der „Vertraulichen Mitteilungen" und erwähnte im besonderen
die Öffentlichkeitsarbeit auch der nicht zum FZAS gehörenden deutschen Johannislogen „Zum
treuen Herzen" sowie „An Erwin's Dom", die alle (!) Versammlungsteilnehmer in ihr Straßburger
Logenhaus, Möllerstraße 11, eingeladen hatten.

Einig waren sich links- und rechtsrheinische FZAS-Mitglieder außerdem in der Einschätzung
der Berichterstattung eines Bundesdelegierten über den 18. Weltfriedenskongress vom 1.
bis 5. August in Stockholm als offenes [maurerisches] Bekennen zum Pacifismus; in Deutschland
indes allein seitens des irregulären (Reform-)„Freimaurerbundes Zur Aufgehenden
Sonne". Und für ebenso ungeteilte Aufmerksamkeit sorgte im Jahr darauf der „Erste Moni-
stenkongress Hamburg 1911" vom 8. bis 11. September, auf dem neben hochrangigen ausländischen
Persönlichkeiten und unter dem Ehrenpräsidium „Seiner Exzellenz" Professor Ernst
Haeckel auch Wilhelm Ostwald sprach, Chemie-Nobelpreisträger, Esperantist (Ido) und seit
dem Februar Logenbruder der Leipziger FZAS-Loge „Zu den drei Ringen". Immerhin war der
Bund aus der monistischen Bewegung der Jahrhundertwende entstanden, deren nach wie vor
gültige Zielsetzungen die Freiburger auch nach dem Kriege durchaus bejahen konnten. Diese
Punkte in der Einladung vom Januar 1911 lauten wörtlich:

Der Monismus erstrebt die Ausgestaltung einer wissenschaftlich haltbaren Welt- und Lebensanschauung
und deren praktische Verwirklichung.

Der Monismus kennt keine ausser- oder überweltlichen Wesen oder Kräfte, die willkürlich in die Vorgänge
der Natur oder des menschlichen Lebens eingreifen könnten.

Der Monismus sieht deshalb auch in den Religionen nicht übernatürliche Offenbarungen, sondern
wandelbare Erzeugnisse des Gefühls- und Geisteslebens der verschiedenen Völker in den verschiedenen
Zeiten.

Ebenso sind für den Monisten die Forderungen der Moral nicht übernatürliche Gebote, sondern das

18 Antifreimaurerisch polemisiert hatten bereits ein Viertel- bis halbes Jahrhundert früher die Jesuiten Georg
Michael Pachtler und Antonio Bresciani.

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