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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 124
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ser der Redaktion von größtem Interesse -, hatte sein Bekenntnis eine mindestens gleich große
Bedeutung für den Bund in dessen 25. Jubiläumsjahr.37 Dies für die Innen- und Außenarbeit
gleichermaßen, denn im Sommer 1930 hatte sich eine größere Gruppe zur Bildung der „Symbolischen
Großloge von Deutschland" mit Sitz in Hamburg vom FZAS abgespalten und ihre
eigenen Prinzipien aufgestellt. Grund für die Trennung von den Weggefährten unter Inkorporierung
versprengter Logenmitglieder aus diversen Körperschaften war die Hoffnung auf Anerkennung
seitens der deutschen Altlogen qua sogenannter Regularisierung, d. h. Gründungspatenschaft
einer etablierten freimaurerischen Obedienz. Ein Anliegen jedenfalls, welches die
FZAS-„Fundamentalisten" stets negierten, um ihre ideologische Unabhängigkeit des reinen
Menschentums unter ritueller Verwendung des symbolischen „Weissen Buches" statt der als
dogmatisch empfundenen Bibel zu bewahren.

Hausers Beitrag beginnt mit dem optimistischen Motto Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag,
und er fährt fort:

In einer Zeit, in der alle Begriffe wirtschaftlicher wie geistiger Natur in einer grundsätzlichen Wandlung
begriffen sind, ist es natürlich, daß auch der Freimaurer sich die Frage vorlegt, oh die Freimaurerei...
überhaupt noch eine Berechtigung hat... Tatsächlich sehen wir ja, wie in verschiedenen Ländern, z.B.
Italien, die freimaurerischen Organisationen von Staats wegen aufgelöst und die einzelnen Freimaurer
eben ihrer Gesinnung wegen verfolgt wurden. In Rußland gab es schon vor der großen Umwälzung keine
Freimaurer; aber auch heute könnte der russische Staat keine solchen Verbände dulden, weil schon ihre
Existenz im Widerspruch zu der herrschenden Staatsauffassung stehen würde ... Aber auch in Deutschland
wird von nationalistischen Kreisen ein heftiger Kampf gegen die Freimaurer geführt, und jedenfalls
wäre im Falle einer Machtergreifung durch die Nationalisten die Auflösung aller Großlogen eine der
ersten Maßnahmen ... Freimaurertum (kann) sich nur dort voll und ganz entwickeln, wo die persönliche
Freiheit durch die Verfassung garantiert und der Staat selbst sich nicht als die letzte und höchste Form
menschlicher Gemeinschaft betrachtet. Darum werden aber auch alle Bemühungen der alten deutschen
Großlogen, von der nationalsozialistischen Bewegung und ihren Führern .anerkannt' zu werden, vergeblich
sein. Trotz aller Absagen versuchen (sie,) ihre Tätigkeit innerhalb wie außerhalb der Logen den neuen
politischen Verhältnissen anzupassen ... indem sie die Pflege der christlichen Weltanschauung und des nationalen
Gedankens geradezu als die einzigen und höchsten Aufgaben der Freimaurerlogen herausstellen
... Soll die Freimaurerei überhaupt einen Sinn haben, so müssen ihre Grundgedanken Ewigkeitswert
haben und dürfen nicht nur ein ,Spiegel'der geistigen Strömungen sein ... Eine Existenzberechtigung hat
die Freimaurerei nur dann, wenn sie sich wieder auf ihr altes Menschheitsideal besinnt und versucht, die
weltumspannende Bruderkette von der in ihrem Gebrauchtum so oft geredet wird, erneut zu schließen;
wenn sie sich bemüht, in dem Menschen jenseits der nationalen Grenzen den Bruder zu sehen, den zu lieben
, nicht zu hassen des Freimaurers schönste Pflicht sein muß. Solange die alte deutsche Freimaurerei
es ablehnt, mit nicht-deutschen und ganz besonders mit französischen Logen sich zu gemeinsamer Arbeit
zusammenzufinden, wird sie immer mehr an Bedeutung verlieren, und bereits klagen diese Logen darüber,
daß es ihnen an Nachwuchs fehle ... Ich weiß sehr wohl, daß es in einem Lande wie Deutschland, das den
größten Krieg der Weltgeschichte verloren hat und dessen Folgen auf sich nehmen mußte, weit schwerer
ist, für den Gedanken der Völkerverständigung einzutreten, als in einem Lande, das wenigstens als militärischer
' Sieger aus diesem gewaltigen Ringen hervorgegangen ist... Welche Arbeit hätten hier die deutschen
Freimaurer zu leisten vermocht, wenn sie wirklich auch die ,Alten Pflichten' [von 1723; Verf.] als
die Grundlage ihres Handelns betrachtet hätten ... Jene anderen Freimaurer aber, die sich vor nunmehr
25 Jahren erneut zu den Grundsätzen der ,Alten Pflichten' bekannten und ihnen getreu sie auch in die
Tat umzusetzen versuchen, stehen allein und vereinsamt unter den deutschen Großlogen; sie werden verfemt
von den Pharisäern unter den Freimaurern; auf sie sucht man den Zorn und die ganze Erbitterung
der Nationalisten abzulenken. Doch sich selber getreu, werden [die FZAS-Brüder] ihren Weg weiter gehen
und unbehindert durch das Geschrei der Ewiggestrigen dem Bruder jenseits der nationalen Grenzen
die Hand zum Bunde zu reichen, um mit ihm vereint ein neues Europa, eine neue Welt zu schaffen. Der
Weg ist schwer und voller Hindernisse; nichts wird sie aber von ihrem Ziele abbringen, weil sie des Glaubens
sind, daß die Macht der Idee stärker ist als die Macht der Gewalt.

Eine Einschätzung von vor nahezu einem dreiviertel Jahrhundert.

37 Ebd., Februarheft 2, 1932, S. 36-41 und Aprilheft 4, 1932, S. 108-112.

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