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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 128
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ruflich zum Oberschulrat und setzte seine politische Arbeit in der SPD-Fraktion des Baden-Badener Gemeinderats
fort. Schriftstellerisch tätig, starb er dort 1974.

- Dr. Wilhelm Hauser, geboren am 10. August 1883 in Endingen, DDP-, dann SPD- und DFG-Mitglied,
seit 1927 als Professor an der Oberrealschule tätig, hatte in München, Heidelberg und Erlangen studiert,
wo er 1907 promoviert hatte. Ab 1919 wohnte Hauser bis zur Emigration 1939 mit einer kurzen Unterbrechung
wieder in Freiburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in der DDR und starb 100-jährig
(wohnhaft zuletzt in Wandlitz).

- Stefan Meier, geboren am 6. November 1889 in Neustadt/Schwarzwald, wurde „bereits am 17. März
1933 ... gemeinsam mit 23 anderen Freiburger Sozialdemokraten und einigen Kommunisten in (Schutz-)

• Haft genommen. Ein Jahr blieb er im Konzentrationslager Ankenbuck bei Villingen ... 1941 wurde (er,
denunziert von einer Nachbarin,) wegen Wehrkraftzersetzung drei Jahre inhaftiert, verbunden mit der
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Nach Verbüßung der Strafe 1944 verschleppten ihn die Nazis
in das KZ Mauthausen, aus dem er nicht zurückkehrte."43

- Leopold Moch, geboren am 28. Dezember 1885 in Diersburg bei Offenburg. Er wurde am 22. Oktober
1940 zusammen mit weiteren sechseinhalbtausend badischen und saarpfälzischen Juden in das berüchtigte
südwestfranzösische Lager Gurs deportiert. Im ca. 35 Kilometer entfernten Nebenlager Pau, Hauptstadt
des Departements Pyrenees-Atlantiques (vor den nördlichen Ausläufern der West-Pyrenäen), verstarb
er am 23.01.1941.44

- Dr. Gerhart Seger, geboren am 16. November 1896 in Leipzig, SPD-/USPD- und DFG-Mitglied, redigierte
einige sozialdemokratische Zeitungen. In den Jahren 1923 bis 1928 war er Sekretär der Deutschen
Friedensgesellschaft und Mitglied des Reichstages von der V. bis VIII. Wahlperiode. 1932 forderte er in
der „Leipziger Volkszeitung" die Ausweisung Hitlers als Hochverräter.45 Seger gehörte (lt. „Vorwärts")
zu den neun Fraktionsmitgliedern, die zum Zeitpunkt der ersten Sitzung des neuen Reichstages im März
1933 schon verhaftet waren. Im Juni wurde er ins KZ Sachsenhausen eingeliefert, aus dem er bei einem
Arbeitseinsatz außerhalb des umzäunten Geländes flüchten, nach Prag gelangen und dort 1934 den ersten
authentischen Bericht über ein deutsches KZ veröffentlichen konnte.46 Heinrich Mann schrieb dafür
ein Geleitwort.47 Von Prag über London emigrierte Seger in die USA und wurde Redakteur der New Yorker
„Neuen Volkszeitung".

Schlussbemerkungen

Wenn sich am Ende der Aufzeichnung mehrjähriger Ereignisse einer Loge - insbesondere
einer Tochter des der Sozialdemokratie nahe stehenden FZAS mit gesellschaftspolitischem
Diskussionsbedarf - herausstellt, dass ihre Geschichte im Grunde doch nur die Summe freimaurerischer
Lebensläufe ihrer Mitglieder ist, sieht ein Bearbeiter sich zwingend vor die Frage

43 Zitat aus: Von einem, der sich nicht einschüchtern ließ. Gedenken an Stefan Meier 1889-1944. Dokumentation
anlässlich des 100. Geburtstages am 6.11.1989. Hg. von der Stadt Freiburg im Breisgau. Presse- und Informationsamt
und Stadtarchiv. Redaktion: Heiko Haumann und Walter Preker. Freiburg 1990, S. 6 f.

44 Biographische Angaben nach freundlicher Auskunft durch StadtAF. Ausführlichere Angaben zum Lager Gurs
siehe Hans-Detlef Mebes: Das Pyrenäenlager GURS im Blickfeld der R.A.F. - Neue Fotobelege zur badischen
Gedenkstättenkunde. In: Badische Heimat 81, 2001, S. 123-134.

45 Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Hg. von Helmut
Donat und Karl Holl. Düsseldorf 1983, S. 351 f.

46 Tschechische Behörden stellten Seger einen Reisepass aus. Zusammen mit einer Reihe biographischer Ergänzungen
ist dieser auf der S. 113 abgebildet in: Winfried Meyer: Rudolf Carl von Ripper: „Ecraser l'infäme!".
Gefangenschaft im Berliner Gestapo-Gefängnis Columbia-Haus und im KZ Oranienburg 1933/34 und ihre
künstlerische Verarbeitung. In: Der Berliner Bär. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins 46, 1997, S.
93-126.

47 Gerhart Seger: Oranienburg. Erster authentischer Bericht eines aus dem Konzentrationslager Geflüchteten.
Mit einem Geleitwort von Heinrich Mann. Karlsbad 1934. Nachdruck mit „Stimmen von Walter Mehring und
Kurt Hiller zur Ermordung Erich Mühsams nebst Nazidokumenten im Anhang". Berlin 1979 (Nr. 5 in der sozialdemokratischen
Schriftenreihe „Probleme des Sozialismus"). Das Buch war in sechs Sprachen übersetzt und bis
Ende 1934 in über 210.000 Exemplaren verkauft worden.

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