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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 130
(PDF, 49 MB)
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der Freiburger Mercystraße ins Elsass verzogen. Schließlich als letztes Beispiel aus der „Chronik
", nachdem Hauser zuvor schon durch seine Frau auf eine Oxforder Hilfsorganisation aufmerksam
gemacht worden war, die einen pädagogisch ausgebildeten Heimleiter für junge
jüdische Leute im Alter von 15 bis 18 Jahren suchte: Ein früherer guter Bekannter aus der
Loge in Freiburg war Quäker und hatte nach wie vor Kontakt mit englischen Quäkern.56

Schon diese wenigen Erinnerungsproben nur eines einzigen Zeitzeugen verdeutlichen die
längst verpasste Chance einer „oral history", also das eingangs befürchtete Dilemma, wonach
die Geschichte einer Gesellschaft, in der doch vor allem auch das Beziehungsgeflecht sowohl
der häufiger in Erscheinung tretenden Personen als auch der stilleren Mehrheit zur Geltung
kommen müsste, nach so vielen Jahren und mangels authentischer biographischer Überlieferungen
kaum mehr zu schreiben ist. Einer Vereinigung zumal, die ihr Menschenbild eines prinzipiell
kosmopolitisch orientierten Bruderbundes durch die Bindungen kollektiver Innerlichkeit
aus gemeinsamen Initiierungsvorgängen nährte, ihren pazifistischen Erkenntnisgewinn
aus der Katastrophe des Ersten Weltkriegs zog, ein wissenschaftliches Weltbild pflegte57 und
ihre freimaurerische Praxis durch Alternativkultur prägte.

56 Ebd., S. 164. Die Suche des Verfassers, um welches Freiburger Logenmitglied es sich bei jenem „Quäker" gehandelt
haben könnte, ist noch im Gange.

57 Am Anfang des 18. Jahrhunderts bestimmten die Erkenntnisse unter anderem der kosmologischen Evolutionsforschung
(Kopernikus, Brahe, Galilei, Kepler, Lalande) das religiöse Toleranzdenken im eben entstehenden
freimaurerischen Logenwesen. Bis zum zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus hätten es die
Erkenntnisse aus der kulturellen Evolutionsforschung (Kant, Strauß, Feuerbach, L. Büchner) in der Freimaurerei
weiter zu festigen vermocht. Und bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hätten die in der biologischen
Evolutionsforschung entwickelten Auffassungen (Darwin, Haeckel) nicht nur Gründer und Anhänger des FZAS
überzeugen dürfen, sondern das etablierte freimaurerische Logenwesen in seiner Gesamtheit erreichen, verändern
und einigen müssen. Bis zum Ende der Weimarer Republik war in Deutschland eine solche Konvergenz und
Einigung nicht möglich. In Frankreich folgte ab 1877 der Grand Orient offiziell diesem dreifachen intellektuellen
Erkenntnisweg, kurz entwertet durch die Gründung einer bibeltreuen freimaurerischen Abspaltung, der
Grande Loge de France, im Jahre 1894.

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