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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 168
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Infolge des Überangebots an Akademikern beschloss das Ministerium 1924, die vor dem
01.01.1864 geborenen Lehrer zu pensionieren, was in der Lehrerschaft auf heftigen Widerstand
stieß.5 Gleichzeitig wurden die Stundendeputate erhöht, so dass neunzehn Lehrer nun die
inzwischen dreizehn (kleinen) Klassen zu unterrichten hatten. Trotz der Not der Jahre, der
schlechten Ernährungssituation und der extrem hohen Arbeitslosigkeit während der Weltwirtschaftskrise
nahmen die Schülerzahlen des FG nicht ab wie beispielsweise die der Oberrealschulen
.6 Dies wird zum einen auf die Interessen der Eltern, die zum Bildungsbürgertum
gehörten, zurückzuführen sein, zum andern auf die materiell gesicherte Existenz der Beamten.
Auch wenn die Brüningschen Notverordnungen deren Gehälter um 5 Prozent gekürzt hatten,
waren sie nicht arbeitslos wie beispielsweise die jungen Lehrer. Die schwierigen Notjahre
führten zu einer Politisierung, die vor den Schultoren nicht Halt machte. Sportveranstaltungen
wurden immer militärischer, vaterländische Lieder wurden gesungen, patriotische Ansprachen
gehalten. In einer Rede vor Schülern und Lehrern spielte der Demokrat Hausrath 1929 auf die
Lüge von der Alleinschuld Deutschlands am Krieg an. Hatte auch er sich vom grassierenden
Nationalismus anstecken lassen? Gegen Ende seiner Ausführungen beschwor er gar die Vision
eines neuen Menschen und eines neuen Geistes herauf, die im Zusammenhang mit dem nordischen
Erbe entstehen sollten.

Nach seiner Verabschiedung nahm Dr. Karl Dürr aus Mannheim dessen Stelle ein (1930 bis
1934). War er wirklich ein Hüter alter Tradition beim Einbruch des neuen nationalsozialistischen
Geistes!1 1934 teilte er jedenfalls einem Assessor der Schule mit, er könne nicht in den
staatlichen Schuldienst übernommen werden, da die Großeltern Ihrer Frau Gemahlin mütterlicherseits
nichtarischer Abstammung sind. Mit den Nationalsozialisten hatte er dann wohl
Probleme, schloss er doch einmal seine Ansprache mit dem (obligatorischen) Gruß Unser
großer Führer Alfred Hitler, Heil, Heil, Heil!8

„Heil Hitler" - die NS-Zeit
Gleichschaltung und Indoktrination

Mit der Machtübernahme änderte sich einiges im bisherigen Schulbetrieb.9 Zunächst zeigte das
Gesetz gegen die Überfüllung der deutschen Schulen und Hochschulen, dass man an einer breiten
Schicht umfassend oder gar humanistisch gebildeter Bürger nicht interessiert war. Auch
das Schulwesen sollte gleichgeschaltet und vereinheitlicht werden, Mädchen waren auf Höheren
Schulen nicht erwünscht, ebenso jüdische Kinder und Lehrer. Schwierigkeiten bekamen
auch Professoren, deren politische Einstellung der Partei nicht gefiel. Direktor Dürr wurde
durch den Parteimann F. J. Köbele abgelöst (1934 bis 1936) - an sich ein guter Lehrer und ein
guter Mensch -, der die schulischen Angelegenheiten aber wohl eher vernachlässigte; ein ehemaliger
Schüler meinte gar, die Schule sei unter ihm etwas verlottert. Nach kurzer Zeit wurde
er ans Goethe-Gymnasium in Karlsruhe versetzt.10

1934/35 unterrichteten nur Männer am FG, sechzehn Professoren und vier Junglehrer:
Friedrich Bickel, Dr. Anton Braun, Dr. Ernst Brühler, Hermann Ens Busse, Dr. Adolf Eiermann
, Dr. Karlhans Grüninger, Dr. E. Imm, Dr. H. Kling, Hubert König, Dr. Karl Friedrich
Krämer, Dr. H. Poppen, Bernhard Ries, Sigmund Rudolf, Alfred Sauer, W. Schwarz; M.

5 Von der höheren Bürgerschule zum Rotteck-Gymnasium Freiburg 1841-1966. Ein Rückblick auf 125 Jahre
Geschichte einer Freiburger höheren Schule. Text von Franz Vollmer. Freiburg, S. 75 ff.

6 Rotteck-Gymnasium (wie Anm. 5): Im Schuljahr 1932/33 (S. 85) nur noch 308, 1907 (S. 39) etwa 600 Schüler.

7 Nach Meinung von Breithaupt (wie Anm. 3), S. 28.

8 Woll (wie Anm. 1), S. 61.

9 Die NS-Zeit wurde bereits von Huggle (wie Anm. 1), S. 29 ff., geschildert. Sie konnte jedoch durch wiedergefundene
Schulakten sowie durch inzwischen freigegebene Personalakten ergänzt werden.

10 Woll (wie Anm. 1), S. 62; Breithaupt (wie Anm. 3), S. 28.

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