Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 173
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0173
Operationen am Oberrhein wurden die Schüler in diesem Schuljahr bis zum 20. Juli in
Zwangsferien geschickt. Danach erhielten die meisten Klassen nur vier Stunden täglich Unterricht
. Die Schüler waren als Arbeitskräfte gefragt: bei der Ernte, im Kriegshilfsdienst bei
Behörden, beim Sammeln von Altstoffen sowie beim Reichsopfertag. Die vielen Fehltage
mussten wieder aufgeholt werden, daher verlegte man 1941 den Schuljahresbeginn von Ostern
auf den Herbst und führte so ein Langschuljahr durch. Damit war man wieder zur alten Regelung
- Schulanfang im Herbst - zurückgekehrt, die bis 1921 Gültigkeit gehabt hatte.19

Als neues Fach wurde 1941 der Flugmodellbau aufgenommen, der in den Kellerräumen des
FG unterrichtet werden sollte; die Schule befand sich demnach wieder in ihrem eigenen Haus.
Aber wie in fast allen Schulen waren 1938 auch im FG Luftschutzräume für 265 Personen eingerichtet
worden. In der Nähe der Schule befand sich ein Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen
von ca. 500 m3 - man war auf das Schlimmste vorbereitet.20

Der Raum im Schulhaus war knapp geworden, die Klassenstärken auf bis zu 47 Schüler angestiegen
, da Sexta und Quinta des BG von der Partnerschule übernommen werden mussten.
Im neuen Schuljahr 1941/42 drängten sich 483 Mädchen und Buben im Gebäude am Aschoff-
Platz. Das altehrwürdige BG, die einstige Jesuitenschule, sollte nämlich aufgehoben und das
Gebäude der Universität überlassen werden. Sein Name sollte nach der vollständigen Auflösung
auf das FG übergehen. Und das geschah dann auch, allerdings nicht mehr im Tausendjährigen
Reich). Da inzwischen die Kinder der starken Vorkriegsjahrgänge auf die Schule strebten
, musste die klassenweise Auflösung des BG für das Schuljahr1942/43 wieder aufgehoben
werden (12.08.1942). Das FG gab die dreizügig geführten Klassen 1 bis 3 zurück.

Viele Lehrkräfte waren inzwischen einberufen worden, darunter Poppen, Eckstein, Ziebold,
Waldvogel und Knieß. Der Unterricht wurde zu einem großen Teil von achtzehn elsässischen
Referendaren erteilt, die man hierher beordert hatte. Da es überall an Lehrern und Direktoren
fehlte, war Dr. Brühler am 15.10.1940 u. k. (unabkömmlich) gestellt worden. Er leitete an vier
Tagen der Woche als kommissarischer Leiter das Jakob-Sturm-Gymnasium in Straßburg. Vom
18.04.1941 an übernahm er erneut seinen Dienst am FG. Als er jedoch 1944 die Schule verlassen
musste, wurde ein neuer Direktor ernannt, Hermann Sailen2'

Hermann Sailer wurde am 29.03.1885 in Weizen bei Waldshut geboren. Er studierte Griechisch, Latein
und Geschichte. Zunächst unterrichtete er vom 12.09.1917 für drei Jahre als Professor am Gymnasium
Donaueschingen. Danach wurde er an das BG versetzt, wo er von 1920 bis 1940 blieb. Vom
01.07.1940 bis 12.02.1941 unterrichtete er an der Hindenburgschule, bis er an das Gymnasium Colmar
abgeordnet und am 07.07.1943 dort zum Oberstudiendirektor ernannt wurde. Offenbar hatte man ihn bereits
1939 dafür vorgesehen, die Stelle von Ernst Brühler einzunehmen (s. Vita Brühler). Er wurde jedoch
erst am 13.02.194422 als Oberstudiendirektor ans FG versetzt.

Am 22.11.1931 war er unter der Nr. 917 831 in die Partei eingetreten, die seine Einstellung zum NS-
Staat positiv beurteilte. Seit 1934 amtierte er als Fachschaftsleiter für Höhere Schulen, 1936 übernahm
er als Kreisreferent das Volksbildungswerk, und seit 1939/40 war er stellvertretender Bezirksleiter. Im
Mai 1945 wurde er entlassen. Die Säuberungskommission stufte ihn als minderbelastet ein, allerdings mit
Rückstufung des Gehalts auf den Stand von 1932. Nach seinem Tod am 26.03.1947 musste seine Witwe
Maria geb. Stocker darum kämpfen, eine Witwenpension zu erhalten.

Das Schuljahr 1944/45 begann für die 412 Schüler des FG am 4. September; es endete gut
zwei Monate später, am 27. November 1944. In den Abendstunden jenes Tages wurde Freiburg
durch einen britischen Terrorangriff zerstört. An Unterrichten dachte niemand mehr. Die

19 Breithaupt (wie Anm. 3), S. 33.

20 Gerd R. Ueberschär: Freiburg im Luftkrieg 1939-1945. Mit einer Photodokumentation zur Zerstörung der Altstadt
am 27. November 1944 von Hans Schadek. Freiburg/Würzburg 1990, S. 83 und 134.

21 StAF, D 180/2, 10.728 und L 50/1, 5.844.

22 In den Personalakten (StAF, L 50/1, 5.844) wird dagegen vermerkt, dass er am 24.02.44 mit sofortiger Wirkung
die stellvertretende Leitung des FG übernommen habe.

173


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0173