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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 178
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Stunden. Die vereinten Gymnasien, BG und FG, erhielten von Montag bis Freitag von 14 bis
17.15 Uhr Unterricht. Lediglich der Oberstufe wurden 30 Wochenstunden zugebilligt. Auch
die Unterrichtsstunden wurde damals verkürzt, von 55 auf 45 Minuten, und die neunjährige
Schulzeit wieder eingeführt.35 Der Schulbeginn im Herbst - wie er auch in Frankreich üblich
war - blieb, bis im Schuljahr 1952/53 wieder auf Beginn an Ostern umgestellt wurde. Bis etwa
1954 galt das französische Benotungssystem mit 1-20 Punkten, wobei 20 Punkte die beste
Note war. Später ging man erneut auf die Einteilung von 1-6 (schlechteste Note) über.

Im Sommer 1946 führte die Besatzungsmacht im Sinn der angestrebten Demokratisierung
das Einheitsgymnasium ein.36 Damit sollte die Kluft zwischen Oberrealschulen und Gymnasien
- nur humanistische durften zuvor diesen Namen tragen - eingeebnet werden. Trotzdem
blieben die vier humanistischen Gymnasien Südbadens bestehen. Aber die Namen änderten
sich - eine der ersten Handlungen nach Einnahme der Stadt durch die Franzosen war die Um-
benennung von Straßen und Gebäuden -, und aus der Schule am Aschoff-Platz wurde 1945
das „Gymnasium Freiburg". Passten Herzog (Berthold) und Großherzog (Friedrich) nicht ins
französisch-republikanische Weltbild?

Weitere Reformen wurden von Schmittlein angestoßen, aber außer dem Zentralabitur und
Französisch als erster Fremdsprache blieb nichts davon übrig. Schmittlein versäumte, sich an
Vorstellungen der deutschen Bevölkerung zu orientieren.37 Um wenigstens akademisch Gebildete
für französische Belange einzunehmen, beschloss Generalverwalter Laffon im November
1947, namentlich genannten Intellektuellen Vergünstigungen zukommen zu lassen. Er hoffte,
dass diese dann zugunsten der französischen Militärmacht einen positiven Einfluss auf die öffentliche
Meinung ausüben würden. Doppelte Lebensmittelkarten, zusätzliches Heizmaterial,
Bevorzugung bei der Wohnungsvergabe sollten direkt von der Abteilung für Öffentliche Bildung
(Direction de l'Education Publique), deren Leiter Schmittlein war, zugeteilt werden, um
die Angelegenheit vor deutschen Ämtern geheim zu halten.38 Wie haben sich solche Sonderzuteilungen
ausgewirkt? Normalverbraucher erhielten beispielsweise im März 1946 Nahrungsmittel
mit einem Gehalt von 1.100 Kalorien, ein Jahr später, nach dem kalten Winter mit
bis zu minus 20 Grad (und kaum Heizmaterial!), gerade noch 720 Kalorien.39 Glücklicherweise
wurde seit Februar 1946 an Schulkinder eine zusätzliche Speisung aus Quäker- oder
Schweizerspende verteilt.

Im Schuljahr 1945/46 war die erste Reifeprüfung abgenommen worden, und zwar nach der
Prüfungsordnung von 1913. Im Jahr darauf fand das erste Zentralabitur im Haus am Aschoff-
Platz statt für 297 Kandidaten aus Freiburg und Umgebung.40 Den insgesamt 970 Prüflingen
in Südbaden wurden zentral gestellte Themen vorgelegt, zwölf Schüler bestanden diese erste
zentrale Prüfung nicht. Zunächst regte sich nur leiser Unmut, der aber im Schuljahr 1947/48
zu einem wahren Sturm der Entrüstung anschwoll, nachdem das badische Kultusministerium
aus Besorgnis über die ansteigenden Abiturientenzahlen die Prüfungsbestimmungen verschärft
hatte. Ministerialdirektor Dr. Fleig wurde heftig angegriffen, als in Offenburg 45 Prozent der
Abiturienten durchfielen. Außerdem war eine neue Prüfung eingeführt worden für Schüler, die
von der Untersekunda in die Oberstufe eintreten wollten (am 21.07.1948). Die Demokratische

35 Thibault (wie Anm. 33), S. 18.

36 Zum Inhalt der französischen Verordnung siehe bei Günter (wie Anm. 14), S. 247, dort Anm. 211.

37 Grohnert (wie Anm. 27), S. 191 f. Zu Schmittlein und zum Bildungswesen in der Nachkriegszeit siehe: Karl
Ludwig Joos: Aufbruch zu neuen Ufern? Das Bildungswesen Südwestdeutschlands in den ersten Nachkriegsjahren
. In: Alemannisches Jahrbuch 1999/2000. Hg. vom Alemannischen Institut Freiburg/Breisgau. Waldkirch
2001, S. 353-376.

38 Archives de l'Occupation francaise en Allemagne et en Autriche, Depot de Colmar, Conseil Politique 196 -
C. III-0, 26.11.1947; Thibault (wie Anm. 33), S. 103.

39 Ursula Huggle: Alltag in Lahr von 1900 bis 1950. In: Geschichte der Stadt Lahr. Bd. 3. Im 20. Jahrhundert.
Hg. von der Stadt Lahr. Lahr 1993, S. 67-106, hier S. 98.

40 Günter (wie Anm. 14), S. 248 mit Anm. 219; Rotteck-Gymnasium (wie Anm. 5), S. 156, 159 f.

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