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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 181
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Januar 1953 folgte dann der „Freiburger Schulkurier für alle Höheren Schulen", zu welchem
Direktor Breithaupt das Geleitwort schrieb. 1952 veranstaltete das BG im Zeichensaal eine
Weihnachtsfeier, die allein von den Schülern gestaltet wurde. Auch politisch waren die Schüler
aktiv, hatten sie doch ein Schülerparlament ins Leben gerufen. Langsam lernte man, mit den
demokratischen Spielregeln umzugehen. Im Nachhinein nehmen sich manche Forderungen geradezu
rührend aus: Schüler sollten die Aufsicht im Hause führen, wie die Lehrer sollten sie
den vorderen Eingang benutzen dürfen und nicht wie bisher durch den Hintereingang vom Hof
aus das Gebäude betreten.52 Noch gut zwanzig Jahre mussten die Schüler darauf warten, dass
sich die repräsentativen Türflügel auch für sie öffneten! In ihrer ersten Resolution stimmten
sie wie der Elternbeirat dafür, hinter dem Kepler-Gymnasium einen Sportplatz für die Schulen
der Freiburger Nordstadt zu schaffen.53

Weitere Neuerungen hatten Einfluss auf das Schulleben: 1950 wurden die Bedingungen der
Reifeprüfung gelockert; mit 10 Punkten hatte man das „Abi" bestanden. Diese Erleichterung
kam vielen zugute, machten inzwischen doch 4 Prozent eines Altersjahrgangs das Abitur (1968
waren es in Frankfurt 13,9, in Hessen 12 Prozent!54). Zwei Jahre später wurde die Oberstufenprüfung
für Untersekundaner in Südbaden aufgehoben; das nur in der französischen Zone
eingeführte Zentralabitur wurde jedoch trotz des Widerstandes von Lehrern und Schülern beibehalten
.55

Einblick in das Schulleben der 1950er-Jahre gibt die Schulstatistik. Daraus geht hervor, was
uns heute nicht mehr so bewusst ist. So war das „Gymnasium Freiburg" nach dem Krieg
neben den Privatschulen die einzige koedukative Höhere Lehranstalt. 1954 waren 121 der insgesamt
795 Pennäler Mädchen, also etwa 15 Prozent. Die durchschnittliche Klassenstärke lag
bei 36. Inzwischen machte sich die Öffnung der Französischen Zone bemerkbar, denn rund ein
Zehntel der Schüler waren Heimatvertriebene. Verglichen mit anderen Höheren Schulen wies
das vereinte humanistische Gymnasium die höchste Abiturientenquote auf: 4,7 Prozent gegenüber
2,9 (Rotteck-Gymnasium) und 2,7 Prozent (Kepler-Gymnasium). Das Goethe-Gymnasium
, damals eine reine Mädchenschule, erreichte dagegen 3,8, das Droste-Gymnasium nur
2,2 Prozent. Mit Ausnahme der Mädchenschulen unterrichteten an den Gymnasien nur wenig
Frauen, am BG/FG neben 31 Lehrern gerade zwei Lehrerinnen.56

Betrachtet man die Schülerzahlen des humanistischen Gymnasiums, so ist in den 1950er-
Jahren ein fast stetiger Anstieg zu verzeichnen. Im Schuljahr 1950/51 besuchten nur 597
Schüler dieses Haus, 1962/63 waren es 963, was einer Zunahme um 61 Prozent entspricht. Damit
war der absolute Höhepunkt erreicht, bevor das FG wieder selbständig wurde. Die Zahl
der Abiturienten war ebenfalls gestiegen, von 29 (1946) auf 99 (1962), ein Fünftel davon
Mädchen.57 Bezeichnend ist die Sorge von Direktor Breithaupt (und dem Kultusministerium),
dass immer mehr Eltern sich für ein Gymnasium entscheiden würden, zumal nachdem 1954
in Südbaden das Schulgeld von 200 auf 120 DM gesenkt, 1957 dann völlig abgeschafft worden
war, sehr zu seinem Missfallen. Breithaupt befürchtete durch diese volkstümliche Maßnahme
einen ungesunden Zustrom zu den Höheren Schulen.58 Die Sextaner hatten nun eine
Aufnahmeprüfung abzulegen, wenn sie weniger als 12 Punkte erreichten. 1954 bestanden 22
Prozent die Aufnahmeprüfung nicht - es wurde gesiebt, um die Zahl der Abiturienten zu ver-

52 Freiburger Schulkurier Nr. 1 (StadtAF, Dwh 1083).

53 StadtAF, C5/1752.

54 StadtAF, C5/1741 vom 07.03.1968.

55 StadtAF, C5/1746, S. 73. Neu eingeführt am 21.02.1951 wurde das System der drei Korrektoren.

56 Freiburger Schulen. Geburten und Schulanfänger. Übersichten zur Schulstatistik. Sonderabdruck aus Freiburger
Statistische Monatsberichte. 8. Jahrgang 1954, Heft 11.

57 Johannes Wagner: Tabellen und Graphiken. In: Berthold-Gymnasium (wie Anm. 14), S. 229-239, hier S.
230 ff.

58 Breithaupt (wie Anm. 3), S. 33.

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