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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 184
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Aber was sollte nun aus dem von Oberbaudirektor Dr. Dürrn so künstlerisch entworfenen
Gebäude am Aschoff-Platz werden? Immerhin wollte man nach dem Umzug des BG das alte
FG nicht völlig auslöschen. Sechs Räume mussten diesem Gymnasium vorbehalten bleiben für
die Klassen Sexta bis Untertertia, bis das Friedrichs-Gymnasium als zweites humanistisches
Gymnasium Freiburgs ein eigenes Gebäude erhalten könne.64 Aber zunächst hatte lediglich die
Abteilung Herdern des Berthold-Gymnasiums ,überlebt'. Völlig unverständlich erscheint uns
heute, dass diese Abteilung auch nicht mehr in ihrem eigenen Haus untergebracht war - Hausherrin
war nämlich inzwischen das Droste-Hülshoff-Gymnasium!65 Beinahe wäre deshalb
auch der ehrwürdige Reichsadler der Instandsetzung der Turnhalle zum Opfer gefallen, denn
die Schulleitung und der Lehrkörper wünschen eine Entfernung des Bildes. Zum Glück
stimmte die überwiegende Mehrheit des städtischen Kunstausschusses dagegen!66

Auf dem Weg zur „Verselbständigung"

Direktor Greiner leitete das Droste-Gymnasium mit etwa 500 Schülerinnen in achtzehn Klassen
, Oberstudienrat Müller und danach die Altphilologen Uez und Mayer - ,Holla-Mayer' genannt
- kümmerten sich um die Verwaltung der Abteilung Herdern. Alte Sprachen unterrichteten
ebenfalls Ruth Mehler und Alfons Fleig, für Französisch und Englisch war Frau Malthan
zuständig, die Ehefrau von Paul Malthan, der vor dem Krieg am FG unterrichtet hatte, Gisela
Just für Musik und Deutsch, Frau Kiefer für Biologie - ohne dass es einen Fachraum dafür gegeben
hätte! -, Claus Dolland für Mathematik, Physik und Chemie, wie seinen Erinnerungen
zu entnehmen ist.67 Damals nahm man es mit der Spezialisierung noch nicht so genau - bei
Bedarf musste fachfremd unterrichtet werden.

Josef Uez wurde am 03.06.1909 in Freiburg i. Br. geboren als Sohn des Buchhändlers Eduard Uez und
seiner Ehefrau Maria, geb. Schwarz.68 Er besuchte das FG und studierte Griechisch und Latein, Geschichte
und Leibesübungen. Mit Emilie Frieda geb. Wittmann ging er die Ehe ein. Sein Berufsweg begann
in der Ludendorff-Schule in Freiburg, ein Jahr später wurde er nach Rufach im Elsass an die Schule
für Volksdeutsche abgeordnet, 1942 dann nach Schweiklberg im Sudetengau an die Reichsschule für
Volksdeutsche und schließlich nach Prag an die Deutsche Heimschule, eine Oberschule für Jungen. Nach
Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Tschechoslowakei kehrte er im März 1948 nach Deutschland
zurück. Von der Berufungskammer in Freising69 wurde er als Mitläufer ohne Sühnemaßnahmen eingestuft
, konnte jedoch noch nicht im Höheren Schuldienst eingesetzt werden. Am 19.09.1949 wurde er
als Studienrat dem Gymnasium Freiburg zugewiesen, am 20.08.1959 dort zum Oberstudienrat ernannt.
Vier Jahre später, am 05.04.1963, betraute man ihn mit der Geschäftsführung der Abteilung Herdern des
BG. Im Dezember 1965 erhielt er die Amtsbezeichnung Studiendirektor.

In den Beurteilungen seines Unterrichts ist zu lesen: sehr arbeitsfreudiger Lehrer mit strenger Berufsauffassung
. Erzwingt, gelegentlich mit massiver Strenge, Mitarbeit. Oder: Die Schüler schätzen den Lehrer
trotz seiner strengen Anforderungen, weil sie das Wohlwollen hinter dem rauhen Ton fühlen.

Er bewarb sich im Dezember 1964 um die Schulleiterstelle, wurde jedoch nicht ernannt, obwohl sich
Elternbeirat und Stadt für ihn einsetzten. Als Gründe wurden vorgebracht, dass kein Lehrer an seiner

64 Badische Zeitung (BZ) vom 26.02.1958.

65 Stadtanzeiger vom 06.03.1958 (StadtAF, C5/1684, S. 285).

66 StadtAF, C5/1684 vom 01.07.1960.

67 Dolland (wie Anm. 1), S. 41 f. Auch im Folgenden.

68 StAF, L50/1, 16.910 und 16.910a.

69 Uez wurde in der Amerikanischen Zone entnazifiziert und zunächst in die Gruppe der Belasteten eingereiht.
Gegen den Spruch der Lagerspruchkammer Dachau vom 24.02.1948 legte er Berufung ein, die jedoch verworfen
wurde. Uez hatte die Kosten von DM 4.800 für beide Rechtszüge zu tragen. Seit Mai 1937 war er in der
NSDAR von 1934 bis 1945 in der allgemeinen SS, Untersturmführer dort von 1943 bis 1945 und Angehöriger
der Waffen-SS von 1940 bis 1945. Von der Berufungskammer wurde als strafmildernd angesehen, dass er stets
kirchentreu blieb und regelmäßig am Gottesdienst teilnahm. Der Bevölkerung in Tschechien, damals noch
„Reichsprotektorat Böhmen und Mähren", trat er nicht nur wohlwollend gegenüber, er unterstützte auch wiederholt
einzelne Personen, die nach Deutschland verbracht werden sollten.

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