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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 186
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0186
Die „Abteilung Herdern" hatte vorgeschlagen, der Schule wieder den 1904 erhaltenen
Namen „Friedrichgymnasium" zu geben. Der seit 1962 amtierende Oberstudiendirektor Ruff
vom neuen BG und Josef Uez begrüßten diesen Vorschlag. Verleger Herbert Müller empfahl
jedoch, die frühere Bezeichnung „Friedrichsgymnasium" zu verwenden. Aber die Zeit der
Großherzöge war vorüber, man entschied sich schließlich für den Namen ohne „s". Stadtrat
Hirschmann fragte zwar, ob sich in einer Demokratie keine würdigere Persönlichkeit für den
Namen dieser Schule finde lasse, als sie nach Großherzog Friedrich zu benennen; der Gemeinderat
stimmte jedoch dem Wunsch von Uez und Ruff am 21.01.1964 zu.70 Bis zum vollständigen
Aufbau zur Vollanstalt musste die Schule aber noch den Zusatz „Gymnasium im
Aufbau" führen.

Vom Schuljahr 1965 an sollte also das alte FG wieder auferstehen und selbständig sein, aus
haushaltsrechtlichen Gründen jedoch erst ab Ostern 1965.71 Noch befand sich das
Mädchengymnasium im Gebäude, bis es am 1. Dezember 1966 in das neue Haus ziehen
konnte. Die so lange ersehnte „Verselbständigung" ging - wie es Claus Dolland formulierte -
formlos und schmucklos über die Bühne im damaligen Lehrerzimmer im Erdgeschoss. Die
Stimmung war gedrückt, hatte das Oberschulamt doch die Leitung der Schule nicht in die
Hände von Josef Uez gelegt, der sich jahrelang unter großem Einsatz um die schulischen Belange
gekümmert hatte. Die Intervention der (evangelischen!) Elternschaft erbrachte ebenfalls
nichts, ging es doch in diesem Falle schlicht um das Gebetbuch. In all den vergangenen Jahrzehnten
war es Tradition gewesen, das BG mit einem katholischen Direktor zu besetzen, das
FG mit einem evangelischen, natürlich ohne dass dies offiziell gesagt oder gar zugegeben worden
wäre.72 Daher ernannte das Ministerium Dr. Seyfarth zum neuen Direktor. Die „Verselbständigung
" wurde dann doch noch gefeiert, am 19.11.1965, im Rahmen eines von Frau
Just geleiteten Hausmusikabends in der Aula der Weiherhofschule.

Erich Seyfarth kam am 12.12.1907 als Sohn des Schulrats Friedrich Adolf und seiner Frau Hedwig geb.
Rothfritz zur Welt.73 Nach dem Abitur studierte er Deutsch, Geschichte und Englisch, wurde 1930 promoviert
und beschloss sein Studium 1933 mit dem 2. Staatsexamen. Während der schwierigen Jahre der
Weltwirtschaftskrise fand er eine Anstellung als Hauslehrer in St. Blasien bei der Familie Krafft, bis diese
ihn nicht mehr beschäftigen konnte. Von 1933 bis 1935 befand er sich an der Heeresfachschule Ratzeburg
, wollte jedoch nicht Wehrmachtsbeamter werden. Seyfarth, inzwischen Parteianwärter, übernahm
Aufgaben als Gefolgschaftsgeldverwalter und Vertrauensmann des NS-Lehrerbundes in Hinterzarten
(1935-1939). 1937/38 wurde ihm von der Kreisleitung Neustadt mangelnde Mitarbeit im NSLB (NS-
Lehrerbund) und eine liberale Einstellung im Geschichtsunterricht vorgeworfen.

Von 1935 bis 1939 unterrichtete Seyfarth als Assessor am Landschulheim Birklehof in Hinterzarten,
danach einige Monate an der Oberschule in Lahr und am Gymnasium in Karlsruhe, bevor er von 1940
bis 1943 an der japanischen Hochschule in Port Arthur in der Mandschurei als Lektor tätig war. Als man
ihm die Leitung der Oberschule in Tokio anbot, lehnte er ab, um nicht in die Partei eintreten zu müssen.
Bis 1946 lehrte er an der Deutschen Schule in Tientsin, China, und heiratete dort am 28.04.1945 die
Österreicherin Maria-Barbara Geyling, Tochter des Architekten Rolf Geyling. Im Juni 1946 kehrte er
nach Deutschland zurück an das Landschulheim Birklehof. Für kurze Zeit unterrichtete er auch an der
Oberrealschule in Neustadt. Bei der Entnazifizierung wurde er als Mitläufer ohne Sühnemaßnahmen um
drei Dienstalterszulagen zurückgestuft.

Von 1949 bis 1965 war Erich Seyfarth als Lehrer am Rotteck-Gymnasium tätig, hatte jedoch vor, an
der Universität Sprach- und Literaturkurse im Rahmen des Akademischen Auslandsamtes durchzuführen,
nachdem die Universität ihm eine Stelle als Akademischer Oberrat angetragen hatte. Er zog jedoch sein
Versetzungsgesuch zurück. 1959 ernannte man ihn zum Gymnasialprofessor, am 30. Juli 1965 übernahm
er als Studiendirektor mit der Amtsbezeichnung Oberstudiendirektor die Leitung des FG bis zum Jahr
1971.

70 StadtAF, C5/1771. Auch im Folgenden.

71 Das Kultusministerium gab seine Zustimmung am 26.03.1965.

72 StadtAF, C5/1771 vom 19. und 20.12.1964.

73 StAF, L 59/1, 11.734 und D 180/2, 46.036.

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