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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 188
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entenzahlen in zehn Jahren und eine Aufstockung des Lehrpersonals. Das Ministerium reagierte
, der Schulentwicklungsplan I entstand, auf dem u. a. die Schließung kleiner Schulen und
die Errichtung von Mittelschulen basiert. Vorgesehen war, dass 25 Prozent eines Geburtsjahrgangs
das Gymnasium besuchen sollten, weitere 25 die Realschule und 50 Prozent die Hauptschule
. Diese Zahlen gehen auf Untersuchungen von Prof. Aurin zurück, der 19 Prozent der
Schüler für gymnasiumsgeeignet hielt. Auf unterschiedliche Weise suchte man die Zahl der
Abiturienten zu steigern. So baute man in Frankfurt und andernorts seit 1968 statt neuer Gymnasien
nur noch Schulzentren. Im FG führte man 1969 einen Zug des Typs „Neusprachliches
Gymnasium I" ein, in welchem in der Obertertia statt Griechisch Französisch gewählt werden
konnte. Damit sollte einer größeren Bevölkerungsschicht der Zugang zum humanistischen
Gymnasium ermöglicht werden. Wie wir heute wissen, wurden die Vorgaben des Schulentwicklungsplans
bei weitem übertroffen und führten schließlich zu einem Überangebot an
Akademikern.

Das humanistische Gymnasium musste sich in der Zukunft den Anforderungen einer neuen
technischen Welt stellen und anpassen. Latein und Griechisch hatten in ihrer Bedeutung abgenommen
, wie die wöchentliche Anzahl der Stunden zeigt, in der die Alten Sprachen von der
Sexta bis zur Oberprima - heute die Klassen 5 bis 13 - unterrichtet wurden.75 Ein Vergleich
mit dem Jahr 2000 macht deutlich, dass die Situation in der NS-Zeit längst nicht die schwierigste
für das Fortleben der humanistischen Bildung war.

Jahr

Gesamtzahl der Wochenstunden in



Latein

Griechisch

Deutsch

Mathematik

1930

68

36

24

33

1938

35

o.A.





nach 1945

56

36





1950/52

50

33





1957

47

30

37

33

2000

30

14

inkl. Französisch
bis zur reform.
Oberstufe





Abb. 12 Anzahl der Wochenstunden in Latein und Griechisch zwischen 1930 und 2000

In den 1960er-Jahren fand ein Umdenkungsprozess statt - Ordnung und Disziplin standen
nicht mehr hoch im Kurs. Traditionen und schuleigene „Gesetze" wurden in Frage gestellt, allgemeingültige
, wie sie einer Demokratie entsprachen, gefordert. Doch umfassende Reformen
lagen in weiter Ferne. Es brodelte und gärte aber schon, als sich am 7. Februar 1968 Tausende
von Demonstranten in der Kaiser-Joseph-Straße versammelten, um gegen eine Fahrpreiserhöhung
der Städtischen Verkehrsbetriebe zu protestieren. An dieser von der APO, der Außerparlamentarischen
Opposition, gesteuerten Aktion beteiligten sich auch zahlreiche Schüler -
das politische Klima hatte sich verändert.76 Die Schule blieb nicht unbehelligt von den neuen
Protestbewegungen: 1970 kam es wegen des Numerus Clausus ebenfalls zu Schülerunruhen.

75 Breithaupt (wie Anm. 3), S. 34; Angaben zum Jahr 2000 bei Wagner (wie Anm. 57), S. 61; zu den Lehrplänen
bei Thibault (wie Anm. 33); die Angaben von Breithaupt (wie Anm. 3), S. 34, zu 1945 differieren mit denen
von Günter (wie Anm. 14), S. 61.

76 Heiko Haumann: Studentendemonstrationen, „IG Krawall" und „Häuserkampf'. Soziale Bewegungen in den
sechziger und siebziger Jahren. In: Haumann/Schadek (wie Anm. 34), S. 460-463; Torsten Gass-Bolm: Das
Ende der Schulzucht. In: Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-
1980. Hg. von Ulrich Herbert. Göttingen 22003, S. 436-466, hier S. 449 ff.

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