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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 219
(PDF, 49 MB)
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Protokollen und anderen Unterlagen zu Wort kommen, aber auch die Vernehmenden aus der Anonymität
des Polizeiapparates ausbrechen lässt. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet hier die Erstellung eines Gesamtprofils
der „illegalen" Hörerschaft und der von ihr bevorzugten Auslandssender. Überraschenderweise
stellt sich dabei heraus, dass der prototypische Fremdhörer keineswegs der vermutete „notorische"
Nazigegner war, sondern der unauffällige, nahezu idealtypische „Volksgenosse" von nebenan. Allerdings
muss der kritische Leser auch in diesem Teil anmerken, dass z. B. zwei Torten-Grafiken (S. 165) zwar
einen schnellen Überblick über die gesellschaftliche Schichtenzugehörigkeit der Angeklagten gewähren,
sich ein Erkenntnis wert aber kaum ergibt, wenn die sozialgeschichtliche Analyse nur ansatzweise durchgeführt
wird. Da hätten sich mit Blick auf die von Goebbels mit seiner Radio-Propaganda eigentlich umworbenen
„Volksempfänger"-Adressaten ein paar interessante Folgerungen ableiten lassen ...

Trotz einiger Schwächen - wozu leider auch der Verzicht auf jegliche Illustration zählt - ist das mit 19
Euro äußerst preisgünstige Buch allein schon wegen der ausgebreiteten Materialfülle den Leserinnen und
Lesern des Schau-ins-Land sehr zu empfehlen. Volker Ilgen

Die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein. Geschichte und Wirkungsfeld der Kammern
Lahr und Freiburg. Mit Beiträgen von Bernd Boll, Ursula Huggle, Thorsten Mietzner, Roland
Peter. Hg. von Bernd Boll und Ursula Huggle im Auftrag der IHK Südlicher Oberrhein. Freiburg
1998. 392 S., zahlreiche Abb., gebunden.

Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform des Landes Baden-Württemberg entstand 1973 die Industrie
- und Handelskammer Südlicher Oberrhein, in der die ehemaligen Kammern Freiburg und Lahr aufgingen
. Sitz und Hauptstelle wurde Freiburg, in Lahr verblieb eine Hauptgeschäftsstelle. 25 Jahre nach
dieser Fusion erschien eine Kammergeschichte, ein stattliches Buch, das zurückgreift bis ins 18. Jahrhundert
. Vier Historiker aus der Region wurden als Autoren gewonnen: Bernd Boll, Ursula Huggle,
Thorsten Mietzner und Roland Peter, wobei die beiden ersteren zugleich als Herausgeber verantwortlich
zeichnen. Peter Fäßler ist außerdem zu nennen, der das Team bei der Redaktionsarbeit unterstützte.

Ursula Huggle empfängt den Leser mit einem Überblick über die wirtschaftlichen Gegebenheiten am
Oberrhein seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie stellt frühe Industriebetriebe vor wie die Schnupftabakfabrik
Lotzbeck in Lahr oder die Zwirnerei Mez in Freiburg. Sie verfolgt die Auswirkungen des
Zollvereins, dem Baden 1935 beitrat, und den Übergang vom Zunftwesen zur Gewerbefreiheit, die in Baden
1862 eingeführt wurde. Wie sich vor diesem Hintergrund in Freiburg die kaufmännischen und industriellen
Interessenvertretungen entwickelt haben, führt sie detailliert in einem eigenen Kapitel aus.

Die entsprechende Untersuchung für Lahr, das im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Industriestädten
Badens zählte, trug Thorsten Mietzner bei. Hier bestand seit 1707 eine Handelszunft, deren geschäftsführender
Ausschuss sich 100 Jahre später „Handlungscomite" nannte. Als die badische Regierung
nach der Revolution 1848/49 Impulse gab, das Handelszunftwesen zu modernisieren, zeigte sich das Handelskomitee
aufgeschlossen, arbeitete nach dem Vorbild der Berufskollegen in Karlsruhe neue Statuten
aus und nannte die neue Institution ab 1853 „Handelskammer". Der Name leitet sich von den französischen
„Chambres de Commerce" her, deren Tradition bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.

Die direkten Vorgänger der heutigen Kammer entstanden 1880 in Umsetzung eines badischen Gesetzes
von 1878, das ihnen größere Bezirke zumaß und die Mitgliedschaft für alle Gewerbetreibenden ab einem
Gewerbesteuerkapital von 6000 Mark verbindlich machte. „Die Kammern als Interessenvertreter und
Behörde", so überschreiben die Autoren das Kapitel über die folgenden 50 Jahre. „Behörde" waren die
Kammern insofern, als sie zur Kooperation mit der Regierung verpflichtet waren im gemeinsamen Anliegen
, den Handel und die Industrie zu fördern. Bernd Boll bearbeitete die Freiburger Kammergeschichte
für diese Zeit, die aus ökonomischer Sicht der Dramatik nicht entbehrte. Das entsprechende Kapitel über
die Lahrer Kammer von Thorsten Mietzner beginnt mit dem Streit über den Standort: Sollte Lahr oder
Offenburg Sitz der neuen Kammer für die Ottenau mit Kehl und Oberkirch werden? Lahr setzte sich
zunächst durch. Nach dem Ersten Weltkrieg musste der Sitz der Kammer angesichts wachsender Wirtschaftskraft
an Offenburg abgeben werden.

Im Dritten Reich wurde das gesamte Kammerwesen wenige Monate nach der Machtübernahme völlig
umgekrempelt in Richtung Vereinheitlichung und Zentralisierung. Für Baden gab es statt bisher neun nur
noch eine Kammer mit Sitz in Karlsruhe. Sechs Außenstellen wurden ihr untergeordnet, darunter eine in
Freiburg. Lahr wurde damals mit Villingen Freiburg zugeteilt. Roland Peter schrieb auf reichhaltiger Materialbasis
über jene 12 Jahre, als Wirtschaft und Politik angesichts der Vorbereitung des Krieges von be-

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