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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 235
(PDF, 49 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0235
text. Christian Gildhoff beschreibt die Entwicklung des benachbarten Rottweil und macht dabei weniger
eine kontinuierliche Entwicklung als vielmehr Phasen von Beschleunigung und „wiederholten Neuansätzen
" (S. 128) aus. Gildhoffs unbefangenem Gebrauch der Chronik der Grafen von Zimmern als Quelle
für das spätantike (!) Rottweil (S. 108) muss jedoch entschieden widersprochen werden. Armand Baeris-
wyl skizziert im Vorgriff auf seine mittlerweile erschienene Dissertation die archäologisch belegbare Geschichte
Burgdorfs und macht hier rechtlich wie funktional höchst unterschiedliche Siedlungskerne aus,
die sich in enger Abhängigkeit von den jeweiligen Herrschaftsverhältnissen entwickelten und erst im
Spätmittelalter zusammenwuchsen. Mathias Kälble diskutiert dies für Villingen und spricht sich dabei gegen
ein allzu „lineares, die Entwicklung vereinheitlichendes Erklärungsmodell" aus (S. 145). Er entwirft
statt dessen das sehr differenzierte Bild einer mehrphasigen, von verschiedenen Interessen und Konstellationen
getragenen Stadtentwicklung in enger Korrelation mit der Herrschaftsentwicklung der Zähringer
. Karl Weber untersucht die kirchlichen Verhältnisse und stellt eindrucksvoll die Umstrukturierung der
Kirchenlandschaft auf der Baar u.a. im ,heißen Herbst' 1094 (S. 185) dar, mit der ältere Besitz- und
Patronatsverhältnisse zurückgedrängt und damit Voraussetzungen für den Ausbau Villingens geschaffen
wurden. Auch Weber sieht eine polyzentrische Entwicklung der Stadt, die erst mit dem Bau der Stadtmauer
auf den späteren Stadtkern konzentriert worden sei, und stellt dafür besonders das zähringische
Engagement für die alte Pfarrkirche auf dem linken Brigachufer heraus (S. 181 f.). Volkhard Huth fragt
nach dem Verhältnis der Stadt zu Kaiser Friedrich II. Dabei wird eine Politik deutlich, die längst vor dem
Tod Bertolds V. eine „Zerschlagung des zähringischen Herzogtums unter Herauslösung möglichst vieler
Rechtstitel zugunsten von König und Reich" bezweckte (S. 222); ein „Nebenprodukt" der Argumentation
sind einige grundsätzliche Bemerkungen zur Landgrafschaft auf der Baar. Im letzten Beitrag stellt Karl
Humpert seine Überlegungen zur Einmessung mittelalterlicher Städte vor. Statt,Zähringerkreuz' nun also
,Basisrechteck' (S. 241)? Man wird demgegenüber skeptisch bleiben. Die Genese einer mittelalterlichen
Stadt kann man sich kaum als ein Tagewerk von Zirkelschlägen vorstellen, sondern vielmehr als komplexen
historischen Prozess mit einer „langgestreckten" Entwicklung.

Diese Komplexität am Beispiel Villingens darzustellen, ist das Verdienst des vorliegenden Bandes. Ob,
wie Maulhardt (S. 18) andeutet, damit nun zugleich der Gedächtniswert von 999 ausgeschöpft ist und
künftige Jubiläen sich an die Erstnennung der Flecken Villingen und Schwenningen 817 anlagern werden
, bleibt abzuwarten. Wenn jedoch der wissenschaftliche Ertrag dann ähnlich hoch ist, darf man sich
jetzt schon auf 2017 freuen. Clemens Joos

Claudia Weise: Gelehrtes Freiburg und Umgebung. 113 Philosophen, Schriftsteller und Naturwissenschaftler
. Wohnorte, Wirken und Werke. Verlag Jena 1800, Berlin 2003. 96 S., S/W-Abb., ausklappbarer
Stadtplan.

Der Freiburger Stadtplan, den der Berliner Pharusverlag um 1925 auf den Markt gebracht hat, ist immer
wieder für reizvolle Entdeckungen gut. Der Flugplatz hieß damals noch Exerzierplatz, die Klinik in der
Hauptstraße Irrenklinik, die heutige Hautklinik war damals Garnisonslazarett. Der Plan ist einer kleinen
Publikation beigegeben, die Wissenschaftler und Künstler portraitiert, deren Leben und Werk zu Freiburg
in Beziehung steht. „Gelehrtes Freiburg" lautet der Titel. Fünf kleine Abbildungen auf dem Einband sprechen
für den Inhalt und den Zeitrahmen. Erasmus von Rotterdam, Edmund Husserl, Edith Stein, Martin
Heidegger und Reinhold Schneider.

Das Bändchen gehört zu der Reihe „Literarische Stadtpläne", die der Verlag Jena 1800 mit Erfolg
ediert. Städte wie München, Berlin, Köln, Heidelberg, Zürich oder St. Petersburg sind schon bearbeitet.
Die Autorin der Freiburg-Ausgabe, Claudia Weise, stellt über hundert Persönlichkeiten in Kurzbiographien
vor und ordnet sie ihrer Wohn- oder Wirkungsstätte zu. „Topographie des Geistes" nennt sie es. 75
echte Freiburger, die für längere Zeit in der Stadt ansässig waren, sind darunter. Die betreffenden Punkte
auf dem historischen Plan konzentrieren sich in erster Linie in der Innenstadt; es folgen die Neuburg, Herdern
, die Wiehre und Günterstal. Im Stühlinger, einem damals schon wohlentwickelten Stadtteil, prangt
nur ein einziger grüner Punkt: für Michael Welte, den gebürtigen Schwarzwälder, der hier sein weltberühmtes
elektrisches Klavier, das Welte-Mignon-Piano produzierte.

Die Mehrheit der in „biographischen Miniaturen" Gewürdigten kamen durch die Universität nach Freiburg
, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Ludwig Aschoff, Max Weber, Walter Eucken und Hermann
Staudinger, wobei man nicht alle findet, die man sucht, den Mediziner Thannhauser zum Beispiel. Aber
Vollständigkeit wird weder angestrebt, noch sollte man sie realistischerweise erwarten. Etwa zwanzig

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