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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0008
gehend von Berent Schwineköper und - in seiner Fortsetzung - von Hagen Keller ist aufgrund
dieser Nachricht oft ein Zentrum der Wiehre auf dem Nordufer der Dreisam postuliert worden
,8 das zudem auch als direkte Vorgängersiedlung Freiburgs verstanden wird.9 Der Berner
Stadtarchäologe Armand Baeriswyl lehnt dagegen die Vorstellung einer Ausdehnung der
Wiehre auf das Nordufer der Dreisam völlig ab.10 Die Bandbreite der Deutungen demonstriert
vor allem die große Unsicherheit, die auch heute noch herrscht.11

Den Ausgangspunkt der nachfolgenden Untersuchung bildet eine Urkunde aus dem Jahr
1008, mit der König Heinrich II. einen Wildbannbezirk im Breisgau an Bischof Adalbero von
Basel verlieh. Darin werden die einzelnen Grenzorte des Wildbanns genannt - darunter auch
Adelhausen und die Wiehre. Für beide Orte ist es die erste urkundliche Erwähnung, was 2008
der Wiehre Anlass zu seiner Eintausend-Jahr-Feier gibt.12

Schon vor längerer Zeit hat die landesgeschichtliche Forschung im Rahmen einer grundlegenden
Neukonzeption der mittelalterlichen Sicdlungs-, Herrschafts- und Besitzgeschichte
des Breisgaus darauf hingewiesen, dass ein Vergleich der einleitenden Formulierung für die
einzelnen Grenzpunkte in der Wildbannbeschreibung im Falle der Wiehre eine formalsprachliche
Abweichung enthält, die darauf hindeutet, dass es sich bei der Wiehre des Jahres 1008
nicht um eine geschlossene Siedlung, sondern um eine Sache gehandelt haben könnte. So werden
die anderen Grenzorte im Text immer mit inde ad eingeleitet, nur bei der Wiehre wird
davon abweichend inde Worin verwendet. Worin, als Pluralform von althochdeutsch „wuora",
bedeutet Wehre/Dämme und wurde später als Singular zum Ortsnamen Wiehre.13

Die Urkunde selbst und diese sprachliche Auffälligkeit regen zu Fragen hinsichtlich der Ent-

und Vorstadt. Hg. von Erich Maschke und Jürgen Sydow (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Forschungen 51). Stuttgart 1969, S. 39-58, hier S. 52,
Anm. 86.

7 Freiburger Urkundenbuch (FUB). Bd. I-III. Bearb. von Friedrich Hefele. Freiburg 1940-1957, hier: FUB II.
S. 286, Nr. 239.

x Berent Schwineköper: Topographische Grundlagen zur Freiburger Stadtgriindung. In: Freiburg im Mittelalter.
Vorträge zum Stadtjubiläum 1970. Hg. von Wolfgang Müller (Veröffentlichung des Alemannischen Instituts
29). Bühl/Baden 1970, S. 7-23, hier S. 17ff.; Hagen Keller: Über den Charakter Freiburgs in der Frühzeit. In:
Festschrift für Berent Schwineköper. Hg. von Helmut Maurer und Hans Patze. Sigmaringen 1982, S. 249-282,
hier S. 263f. In jüngerer Zeit auch: Eckhard Villinger: Freiburg im Breisgau - Geologie und Stadtgeschichte
(Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, Informationen 12). Freiburg 1999, S. 42.

9 Alfons Zettler: Das Freiburger Schloss und die Anfänge der Stadt. In: Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen
zu den Anfängen der Stadt. Hg. von Hans Schadek und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte 7).
Sigmaringen 1995, S. 151-194, hier S. 190.

10 Armand Baeriswyl: Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter. Archäologische und historische Studien
zum Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg i.Br. (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte
und Archäologie des Mittelalters 30). Basel 2003, S. 99.

11 Thomas Zotz: Siedlung und Herrschaft im Raum Freiburg am Ausgang des 11. Jahrhunderts. In: Freiburg 1091 -
1120 (wie Anm. 9), S. 49-78, hier S. 56, Anm. 47. Auch in neuesten Veröffentlichungen wird der Wiehre oft ein
Alter zugesprochen, das sich urkundlich nicht belegen lässt. So beziehen sich einige Autoren immer noch auf
das längst erledigte Wihtraha oder Witrach, das verschiedentlich in St. Galler Urkunden genannt wird, Urkundenbuch
der Abtei St Gallen I-III (UB St. Gallen), bearb. von Hermann Wartmann. Zürich-St. Gallen 1863-
1882, hier UB St. Gallen I, Nr. 126, 790 November 8; UB St. Gallen II, Nr. 574 u. 575, 873 (874) November 16
(15). Dieser Ort lag bei Au am Schönberg und ist heute abgegangen, Karl Wibler: Merzhausen. Geschichte
eines Breisgaudorfes im Hexental. Freiburg 1981, S. 22f. Noch im Günterstaler Berain von 1344 lässt er sich als
Gewann-Name ze Wihtera nachweisen, Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 66/3210, fol. 75. Auch sprachlich
gibt es keinerlei Verbindung zwischen Wihtraha (ahd. „wit", für Weite, Ebene und „aha" für Bach oder Wasserlauf
) zu Worin oder wuer für Wehre oder Dämme. Vgl. zuletzt für eine unrichtige Darstellung: Hans Georg
Wehrens: Freiburg im Breisgau 1504-1803. Holzschnitte und Kupferstiche. Freiburg 2004, S. 51.

12 Die Grenzbeschreibung lautet: ... a villa Togingun usque ad villam Ofhusen et ad Adelenhusun et inde Worin,
inde vero usque ad Harderen et inde ad Zaringen et inde ad Gondaluingen et inde ad Wersteten et de illo loco
ad Thiermondingen, inde vero ad Ruthtin ac postea ad Bezscingen et inde per ascensum Treisame fluminis usque
ad locum, uhi Ramesaha fluvius intrat in Treisama, et inde per ascensum Ramesahae usque ad prescriptam villam
Togingnun FUB I, S. 2, Nr. 4.

'3 Zorz (wie Anm. 11), S. 72.

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