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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 12
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0012
Dieser negative Befund beschränkt den Entstehungsort der Wiehre auf das Südufer der
Dreisam, denn wo offenbar trotz vorhandener Möglichkeiten kein Bedarf an wassertechnischen
Einrichtungen bestand, werden um 1008 auch keine Wehre oder Dämme angelegt gewesen
sein.

Einschub: Die Dreisam als geologische und historische Determinante

Über Haupt- und Nebenläufe der Dreisam ist für das Mittelalter so gut wie nichts bekannt. Immer
wieder ist in der Literatur von Veränderungen des Flussbetts zu lesen. Dabei wird bei näherer
Betrachtung deutlich, dass die geologischen und historischen Zeiträume vermengt werden,
was das Bild nicht einfacher macht.

Als Beispiel dafür können archäologische Beobachtungen über den Dreisamverlauf dienen.
So hat man bei archäologischen Sondierungen, die im Zusammenhang mit der Planung der
Gaspipeline TENP durchgeführt wurden, festgestellt, dass „die" Dreisam nicht, wie heute,
nördlich von Umkirch, sondern südlich des Ortes verlief.34

Vergleicht man diese Beobachtung mit frühen Karten unseres Raumes, dann ist festzustellen
, dass eine exakte Aussage, ob es sich dabei tatsächlich um den Hauptlauf der Dreisam oder
nur um einen Seitenarm gehandelt hat, nur schwer möglich sein wird. Noch auf einer französischen
Militärkarte des frühen 18. Jahrhunderts wird Umkirch von mehreren Armen der
Dreisam umflossen (Abb. 1). Es ist also nicht ohne weiteres eindeutig zu entscheiden, in wie
viele Arme sich die Dreisam auf welcher Strecke und zu welcher Zeit aufteilte und wie lange
das jeweilige Flussbett genutzt wurde.

Dessen ungeachtet steht aber fest, dass sich die Anwohner der Dreisam in irgendeiner Form
Gedanken darüber gemacht haben müssen, wie sie sich und ihre Mühlen als wichtige und kapitalintensive
Produktionsstätten vor den Überflutungen bei Hochwasser schützen konnten.
Die Gegenmaßnahmen scheinen dabei aus heutiger Sicht äußerst bescheiden gewesen zu sein,
was die eingangs geschilderte Hochwasserkatastrophe von 1480 zeigt. Aufzeichnungen des 16.
Jahrhunderts zum Hochwasserschutz an der Dreisam lassen den Schluss zu, dass man der zerstörerischen
Kraft des Hochwassers im Grunde nichts anderes entgegenzusetzen hatte als die
Vorsichtsmaßnahme, seine eigenen Produktionsstätten in möglichst sicherer Entfernung vom
Fluss anzulegen. Technisch gesehen erschöpften sich die Maßnahmen der Menschen auch im
16. Jahrhundert noch darin, Kanäle, Dämme und Wehre in gutem Zustand zu halten, sie regelmäßig
auszubessern und die Dreisam mit Hilfe von Flechtwerk aus Erlen und Weiden möglichst
am Verlassen ihres Flussbetts zu hindern.35

Im Folgenden soll deshalb vorausgesetzt werden, dass bereits die Menschen des frühen Mittelalters
nach Lösungen für dieses Dilemma gesucht haben und sie im Stauwehr-, Kanal- und
Dammbau auch fanden. Vielleicht gab es Versuche, das Wasser über Ableitungskanäle, die
außerhalb des Überschwemmungsgebiets der Dreisam geführt wurden, zu den Produktionsstätten
zu leiten. Hierfür könnten bereits bestehende kleinere natürliche Dreisamarme genutzt
und entsprechend ausgebaut worden sein. Wichtiger als die Anlegung eines gemauerten Kanals
war vor allem, den Auslauf des Wassers aus der Dreisam mit einem regulierbaren Wehr zu versehen
und derart zu verstärken, dass es zumindest den jährlich wiederkehrenden Hochwassern
standhalten konnte. Bei den Mühlen selbst mussten weitere Arbeiten erfolgen, um das Wasser
kontrolliert auf die Räder zu bringen. Von der Mühle des heutigen Mundenhofs ist bekannt, dass
dort bereits im 9. Jahrhundert ein aquaeductum zur Zuleitung des Wassers vorhanden war.36

34 J. Seidel/A. Faustmann/M. Rauschkolb/D. Sudhaus: Untersuchungen zur Landschaftsgenese entlang der
TENP-Trasse im Raum Freiburg von 2001 bis 2003 (Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg i. Br.
94). [2004]. S. 151-173.

35 StadtAF, Cl Wasserbau 2, Abschrift der „Wuhrordnung" von 1588 Februar 20.

36 UB St. Gallen II, Nr. 504.

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