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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 13
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0013
Das Südufer der Dreisam

Für die Situation auf dem Südufer der Dreisam ist die Quellenlage etwas besser, was sicherlich
kein Zufall ist, sondern mit den eben geschilderten topografisehen Gegebenheiten zusammenhängt
. Ausgangspunkt der Untersuchung ist auch hier die Frage nach der Erwähnung wasserwirtschaftlicher
Aktivitäten vor dem Jahr 1008.

Vor allem in jüngerer Zeit wurde der Wiehre - wohl mangels erkennbarer Alternativen - eine
Rolle im Silberbergbau zugeschrieben. Diese basiert im Wesentlichen auf der Vorstellung, dass
der notwendige Aufwand zum Bau von Wehren und Kanälen „kaum nur einigen Getreidemühlen
gegolten haben kann".37 Ein Nachweis von primärer Silberverarbeitung vor dem
Jahr 1100 fehlt allerdings für die Wiehre - wie im Übrigen auch für Freiburg selbst.38 Das Privileg
, auf das sich die Forschung an dieser Stelle stützt, betraf Rechte an Silbergruben im
Breisgau, womit Kaiser Konrad II. den Bischof von Basel 1028 belehnte.39 Auch ein späterer
Gewann-Name in der Wiehre - zum silber tych -, der auf derartige Aktivitäten schließen lassen
könnte, hatte nichts mit dem Edelmetall zu tun, sondern entwickelte sich als Begriff für
Wasser, das silbrig schäumt, wenn es an einer Staustufe hinunterfließt.40

Die etwas voreilig abgewerteten Getreidemühlen bedeuteten im 8. und 9. Jahrhundert indes
einen technischen Fortschritt und lagen ganz auf der Höhe der Zeit, wie sich im Übrigen sagen
lässt, dass die Mühlentechnik bis ins 19. Jahrhundert stets weiterentwickelt wurde. Der
Bau von Mühlen war kapitalintensiv und setzte spezielles technisches Wissen voraus, das im
frühen Mittelalter nicht allgemein verfügbar war. Aus diesen Gründen lohnt sich durchaus ein
Blick auf die Überlieferung der Klöster, die in der Umgebung des späteren Freiburg zu jener
Zeit begütert waren. Vor allem sind in diesem Zusammenhang die Klöster St. Gallen und
Lorsch zu nennen, in deren Schriftquellen sich schon früh Belege für eine Wassernutzung finden
lassen. Diese Nachrichten spiegeln aber immer nur eine einzige Art der Wassernutzung
wider, für die kanalisiertes Wasser notwendig gewesen wäre, und das sind die Mühlen.

Dass andere Arten der Wassernutzung stattgefunden haben, wie beispielsweise die Wiesenbewässerung
, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht zu belegen. In den Texten wurde sprachlich
zwar zwischen Weideland ipascua) und Wiesen (prata) unterschieden, aber ein eindeutiger Begriff
für die Technik der Wiesenbewässerung wurde nicht ausgebildet. In der Pertinenzformel
wurden jedoch immer Wasserrechte an das Kloster übergeben, auch wenn es inhaltlich nicht
um Fischereirechte oder Mühlen ging.

Dieser Beobachtung steht die Sprachgeschichte entgegen, denn die meisten wässerungstechnischen
Fachausdrücke sind althochdeutschen Ursprungs, wie z.B. „Wuohr", „Runs",41
„Känel" oder „Kehr" und sind zudem „mit südwestdeutschem Erdgeruch" behaftet, wie es
Gerhard Endriss einmal formuliert hat.42 Die Termini weisen damit sowohl auf Südwestdeutschland
als Entstehungsraum als auch auf das 778. Jahrhundert als Entstehungszeit hin.43

Kommen wir zurück zu den Mühlen, so findet sich der älteste Hinweis auf eine Mühle in

37 Baeriswyl (wie Anm. 10), S. 99.

38 Thilo Rehren: Die Tiegel und Schmelzschalen aus der Freiburger Innenstadt. In: Luisa Galioto/Frank Löb-
becke/Matthias Untermann: Das Haus „Zum roten Basler Stab" (Salzstraße 20) in Freiburg im Breisgau (Forschungen
und Berichte zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 25). Stuttgart 2002, S. 531-538,
hier S. 537f.

39 Die Urkunden Konrads II. Mit Nachträgen zu den Urkunden Heinrichs II. Hg. von Harry Bresslau (Monu-
menta Germaniae Historica Diplomata 4). Hannover 1909, Nr. 133.

40 Klaus Peter Roos: Die Flurnamen in der Freiburger Bucht. Ein Beitrag zur Namenkunde und Sprachgeschichte
des Breisgaus. Diss. Freiburg 1966, S. 151.

41 „Runs" oder „Runz" kommt von „rinnen" und meint einen von Menschenhand angelegten kleineren Wasserlauf.
Dabei muss es sich nicht um einen Kanal handeln, denn auch die Gräben für die Wiesenbewässerung wurden so
bezeichnet.

42 Schüle/Schwineköper (wie Anm. 3), S. 32.

43 Das Althochdeutsche wird von der Sprachwissenschaft in die Zeit vom 778. Jahrhundert bis 1050 gelegt.

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