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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 15
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genannten Dietenbach stammte. Dieser Bach ist aber nur eine Verlängerung des Wiehrebachs.
Er vereinigt sich erst westlich von Haslach mit dem Hölderlebach und läuft auch heute noch
in Richtung Mundenhof, Umkirch und zuletzt nach Dachswangen. Am Hölderlebach selbst ist
erst für die Mitte des 14. Jahrhunderts eine Mühle, die dem Kloster Günterstal gehörte, nachzuweisen
.49 Das lässt - die im Einschub gemachten Ausführungen zum Hochwasserschutz zugrunde
gelegt - auf eine planvolle Anlage der Mühlen in Haslach schließen.
Für die Wiehre selbst haben sich bislang keine Hinweise auf ein hohes Alter der dortigen
Mühlen finden lassen. Sie werden erst im späten 13. Jahrhundert genannt. In der Wiehre sind
für das Ende des 13. Jahrhunderts zwei Örtlichkeiten genannt, die auf eine hohes Alter der
Anlage schließen lassen: Gemeint sind die St. Gallengasse und der St. Gallenbrunnen.50 Beide
befanden sich in der Nähe des 1297 gegründeten Klosters St. Katharina. Eine Rekonstruktion
der Straßen der Wiehre ergab für die St. Gallengasse eine Ausrichtung ähnlich derjenigen der
heutigen Basler Straße - also in Richtung Wendlingen, Uffhausen und Hartkirch (heute Frei-
burg-St. Georgen) -, einem der Zentren sankt-gallischer Besitzungen im Breisgau.

Vergleichbare Namensbildungen sind auch aus anderen Orten mit sankt-gallischer Vergangenheit
belegt: So aus Heimbach, einem Ortsteil von Teningen, wo noch um 1300 der sant Gallen
bach genannt wird, an dem das Kloster Adelhausen über Reben verfügte.51 Die Kirche in
Heimbach hatte, wie Haslach, ein Gallus-Patrozinium und war eine Filialkirche von Köndrin-
gen. Auch für Gallenweiler, einen Ortsteil von Heitersheim, ist noch im 15. Jahrhundert ein
sant gallen acker bezeugt.52 Diese Beispiele belegen die Verwendung derart gebildeter Namen
noch weit über die Zeit des direkten sankt-gallischen Einflusses hinaus. Es spricht also nichts
dagegen, eine derartige Namenstradition auch für die Wiehre anzunehmen.

Als Zwischenergebnis bleibt festzuhalten, dass die Wiehre als wasserwirtschaftliche Anlage
auf dem Südufer der Dreisam eingerichtet worden war, und ihre Hauptaufgabe in der Verteilung
des Wassers der Dreisam in südwestlicher Richtung bestand. Als einziger „Vorteilsneh-
mer" dieser Wuhranlagen hat sich das Kloster St. Gallen herauskristallisiert, und so steht, unter
Berücksichtigung der Besitzungen dieses Klosters auf der Strecke zwischen Kirchzarten
und Gottenheim, zu vermuten, dass diese Wehre auch unter der Regie des Klosters errichtet
wurden. Geht man davon aus, dass zum Bau einer derartigen wasserwirtschaftlichen Anlage
eine Erlaubnis des Königs erforderlich war, dann könnte der 818 von Kaiser Ludwig dem

49 StadtAF, AI XVI Aa , 1361 August 9.

50 Der Sante Gallen Brunnen wird bereits 1277 genannt (FUB I, S. 275, Nr. 307 ), die Sant Gallen gassun erstmals
1298 (FUB II, S. 288f., Nr. 239a). Weitere Belege finden sich bei Hermann Wirth: Die Flurnamen von Freiburg
im Breisgau (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.Br. 6). Heidelberg 1933, S. 59. Dieser
Sachverhalt fiel bereits Berent Schwineköper auf, Schwineköper (wie Anm. 6), S. 53.

51 Ulrike Denne: Die Frauenklöster im spätmittelalterlichen Freiburg im Breisgau, ihre Einbindung in den Orden
und in die städtische Kommunität (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 39). Freiburg/München
1997, S. 292f. Dass es sich bei diesem Heimbach um den Ortsteil von Teningen handelte, geht aus dem Tennenbacher
Güterbuch hervor, denn viele der auch im Jahrzeitbuch des Klosters Adelhausen genannten Gewanne
stimmen mit den von den Tennenbacher Mönchen verwendeten überein. Vgl. dazu: Das Tennenbacher Güterbuch
(1317-1341). Bearb. von Max Weber (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, Reihe A, Quellen 19). Stuttgart 1969, S. 202-205, und das Register zu den Örtlichkeiten
in „Heinbach". Damit muss die Einschätzung ergänzt werden, die Dieter Geuenich in der Ortsgeschichte
von Teningen geäußert hatte, nachdem der Bach seinen Namen von einer Kapelle erhalten habe, die
einem erst 1528 genannten „St. Gallenhof' zugehörte. Vgl. Teningen: Nimburg, Bottingen, Teningen, Köndrin-
gen, Landeck, Heimbach. Ein Heimatbuch. Hg. von Peter Schmidt. Teningen 1990, S. 33, und auch die fragenden
Einwände von Michael Borgolte in: Subsidia Sangallensia: Materialien und Untersuchungen zu den Verbrüderungsbüchern
und zu den älteren Urkunden des Stiftsarchiv St. Gallen (Sankt Galler Kultur und Geschichte
16). Hg. von Michael Borgolte, Dieter Geuenich und Karl Schmid. St. Gallen 1986, S. 370, Anm. 226.

52 Urkunden und Regesten zur Geschichte des Freiburger Münsters (MREG). In: Freiburger Münsterblätter 3-10.
Hg. von Peter Paul Albert. Freiburg 1907-1914, hier Nr. 567, 1443 März 30. Eine systematische Durchsicht
der den Breisgau betreffenden Urbare und Urkunden würde sicherlich auch noch für andere sankt-gallische Orte
des Breisgaus derart gebildete Namen ans Licht bringen.

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