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Frommen an St. Gallen verliehene Status eines Reichsklosters,53 es erleichtert haben, eine solche
zu bekommen.
Die Wiehre 1079-1091
Nachdem nun die Entstehung der Wiehre in einen Zusammenhang mit den Aktivitäten des
Klosters St. Gallen nach 819 gebracht werden konnte, soll im Folgenden auf die Zeit des Herrschaftsaufbaus
der Zähringer im Breisgau eingegangen werden.
Es ist hier nicht der Raum, ausführlich auf die Umstände und Beweggründe einzugehen, die
Herzog Bertold II. dazu bewogen haben, 1079 im Breisgau einzufallen. Fest steht, dass die
kriegerischen Handlungen nicht zuletzt dadurch motiviert waren, sich neben der verlorenen
Grafschaft im Breisgau auch der Leute und Besitzungen des Klosters St. Gallen zu bemächtigen
.54 Dass dies nicht einer auf den engeren Freiburger Raum beschränkten oder gar kurzzeitigen
Vorgehens weise Bertolds entsprach, ist bekannt und wird auch durch eine Notiz von 1086
aus dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen bestätigt, wonach die dortigen Mönche im Beisein
des Zähringerherzogs das Kloster St. Gallen angefeindet hätten. Der Konflikt dauerte also
noch an.55
Auf seinem Anmarsch vom Dreisamtal her kommend, wo Bertold die Burg Wiesneck belagerte
, müssen die Wiehre und Haslach die ersten sankt-gallischen Positionen in der Breisgauer
Bucht gewesen sein, auf die er traf. Die Wiehre wie auch ausgedehnte Wasserrechte und Besitzungen
in Haslach wurden von den Zähringern in der Folgezeit in Besitz genommen, wovon
noch deren Nachfolger, die Grafen von Freiburg, profitieren sollten, wie nachfolgende
Beispiele zeigen:56 Für Haslach ist schon kurz nach dem Tod von Herzog Bertold V. belegt,
dass 1221 Graf Egino I. seinem Ministerialen Eberhard von Haslach auf Bitten des Abtes von
Tennenbach erlaubte, dem Kloster einige Eigenleute zu schenken.57 Vor 1256 wurde das Gutleuthaus
südwestlich der Stadt an der Banngrenze zu Haslach errichtet,58 obwohl zu diesem
Zeitpunkt die Stadt Freiburg selbst dort noch keine Rechte besaß. Die Wiehre und Adelhausen
kamen erst mit der Selbstübergabe der Stadt an das Haus Habsburg 1368 unter die (Grund-)
Herrschaft der Stadt Freiburg. Des Weiteren musste Graf Egino II. 1282 seine Einwilligung
dazu geben, dass der Rat im ganzen Umkreis der Stadt Freiburg einschließlich der Wiehre für
zehn Jahre ein Ungeld von Wein und Korn erheben durfte.59 Diese Frist wurde bereits 1289
53 UB St. Gallen I. Nr. 234.
54 Karl Schmid: Die Burg Wiesneck und die Eroberung des Breisgaus durch Bertold II. im Jahre 1079. In: Kelten
und Alemannen im Dreisamtal. Hg. von Karl Schmid (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg
i.Br. 49). Bühl/Baden 1983. S. 115-139. hier S. 118.
53 Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen. Rheinau und Muri. Hg. von Franz Ludwig Baumann,
Gerold Meyer von Knonau und Martin Kiem (Quellen zur Schweizer Geschichte 3). Basel 1883. S. 161, Nr. 10.
56 Für den zähringischen Zugriff auf Haslach wäre grundsätzlich auch eine andere Herleitung denkbar: Schon am
14. Juli 1006 hatte König Heinrich II. dem Bistum Basel ein prediutn ... in villis Husclci et zo Bcllinkon geschenkt
. Die Urkunden Heinrichs II. und Arduins. Hg. von Harry Bresslau (Monumenta Germaniae Historica
Diplomata 3). Hannover 1900-1903. S. 144, Nr. 117. Ist Bellinkon fast sicher mit Bad Bellingen im Mark-
gräflerland zu identifizieren, so war in der Forschung bislang strittig, ob es sich bei Hasela um (Freiburg-)Has-
lach oder Hasel bei Schopfheim handelte. Ein Eintrag im Günterstaler Berain von 1344 spricht eher für (Frei-
burg-)Has!ach, denn noch im 14. Jahrhundert waren dort im Gewann ze kaisers brunnen Königszinsen zu entrichten
, Günterstaler Berain (wie Anm. 11), fol. 75. Der Bischof von Basel war zu Beginn des 11. Jahrhunderts
zu einem der mächtigsten Grundbesitzer im Breisgau aufgestiegen, weil vor allem Kaiser Heinrich II. eine Politik
betrieb, die den Anfall von Burgund an das Reich vorbereiten sollte und in der Basel eine Schlüsselrolle zukam
. Damit stand der Bischof von Basel dem Herrschaftsausbau der Zähringer im Breisgau entgegen, vgl. dazu
ausführlich Lichdi (wie Anm. 27). Es könnte sich im Falle Haslachs also auch um eine Aneignung baslerischer
Besitzungen durch Bertold II. gehandelt haben. Für die wasserrechtliche Seite spielt es aber keine gravierende
Rolle, ob die Zähringer den Dietenbach nun dem Kloster St. Gallen oder dem Basler Bistum entfremdeten.
57 FUB I, S. 22, Nr. 37.
58 leprosorum de Hadelnhusen prope Vribfujrch, FUB I, S. 127, Nr. 154.
59 Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau (UBF). Bd. I. Bearb. von Heinrich Schreiber. Freiburg 1828,
S. 96, Nr. 32.
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