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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 22
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0022
Alle diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass sich der Platz des präurbanen Freiburg
vor allem auf das Areal zwischen der Ableitung der Bächle in der Kartäuserstraße entlang
des Gewerbekanals und dem heutigen KG IV erstreckte.85 Somit ist anzunehmen, dass
das auf dem Südufer bereits seit langer Zeit bestehende Kanalsystem durch die Zähringer um
oder kurz nach 1091 auch auf das Nordufer der Dreisam übertragen wurde.

Zusammenfassung

Aufgrund der schriftlichen Zeugnisse des 9. und 10. Jahrhunderts und später deutlich werdender
Rechtsverhältnisse ist es als wahrscheinlich anzusehen, dass die Wiehre als eine rein wassertechnische
Anlage spätestens im 9. Jahrhundert auf Initiative des Klosters St. Gallen auf
dem Südufer der Dreisam errichtet wurde. Als Herzog Bertold II. 1079 in den Breisgau zog,
verwüstete er - wie in der „ Continuatio casuum sancti Galli" berichtet wird - aus Hass die
seinem Vater entzogene Grafschaft im Breisgau.86 Groll alleine kann aber nicht das einzige
Motiv für den Zug Bertolds über den Schwarzwald gewesen sein, denn der Reichenauer Chronist
Gallus Öhem hielt fest, dass Bertold nicht nur alle Leute des Klosters St. Gallen im Breisgau
unter seine Herrschaft zwang, sondern auch die St. Galler Besitzungen derart schädigte,
dass er in vil jaren weder von korn, win und andern fruchten den brüdern zu Sant Gallen nit
aines hallers wert volgen liessß1 Die Wehre der Wiehre sowie ausgedehnte Wasserechte entlang
der dort abgeleiteten Kanäle verblieben dauerhaft bei den Zähringern und ihren Nachfolgern
, den Grafen von Freiburg. Ausschlaggebend für die Platzwahl der neuen Burg auf dem
Schlossberg könnten daher sowohl militärstrategische Gesichtspunkte gewesen sein als auch
die Nähe zu wasserwirtschaftlichen Anlagen, die in der Wiehre bereits vorhanden waren und
auf das Nordufer der Dreisam übertragen werden konnten. Diesem Umstand verdankt der heutige
Gewerbekanal zwischen dem Sandfang und dem KG IV seine Entstehung. Das nun kanalisierte
Wasser begünstigte in der Folge die Entwicklung des unterhalb der Burg entstehenden
burgus. Unter Berücksichtigung der schriftlichen Überlieferung kann für das Nordufer der
Dreisam zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert daher festgehalten werden, dass sich die Wiehre
erst im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten auf das Nordufer ausgedehnt hat - zu einer Zeit
also, als der „Prozess der Stadtwerdung Freiburgs" gerade erst begonnen hatte.88

Die skizzierte Entwicklung lässt sich im Übrigen auch an der Ausweitung des Stadtfriedensbezirks
oder genauer an den Banngrenzen der Stadt Freiburg ersehen, die sich nach dem
Loskauf Freiburgs von den Grafen und der Selbstübergabe an das Haus Habsburg 1368, genau
um den noch nicht in die Stadt selbst einbezogenen Bereich zwischen Schwabentor und der
Ausleitung des Gewerbekanals am Sandfang erweiterte und wo hinzu die Wiehre und Adelhausen
kamen (Abb. 4: B, C, D und F). Alle diese Gebiete hatten zuvor in direkter Abhängigkeit
zur Burg auf dem Schlossberg gestanden.

1891, S. 436f.; Karl Suso Frank: St. Lambertus, der importierte Stadtpatron. In: Die Zähringer in der Kirche

des 11. und 12. Jahrhunderts. Hg. von Karl Suso Frank. Freiburg 1987, S. 12.
8-s Baeriswyl (wie Anm. 10), S. 110.
86 Schmid (wie Anm. 54), S. 118.
>" Ebd.

88 Über die Geschichte des Freiburger Gewerbekanals ist vom gleichen Autor ein Buch erschienen: Iso Himmelsbach
: Bachabschlag. Von Bächen und Kanälen in Freiburg im Breisgau. Freiburg 2005.

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