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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 27
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0027
renstraße 36), seit 1527 Pfarrhof der Münsterpfarrei und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder
aufgebaut, reicht bis zu einer kleinen Gasse, dem nach der Gemeinschaft der Münstergeistlichen
benannten Präsenzgässle. An der Einmündung der Gasse in den Münsterplatz steht ein
um 1740 errichtetes Eckgebäude, das heute als Domherrenhaus genutzt wird (Münsterplatz
36). Der rückseitige Hof dieses Hauses (Südhof ) ist heute mit dem des Pfarrhauses vereinigt
und wird durch eine Durchfahrt mit Barockportal vom Münsterplatz aus erschlossen. Jenseits
des Hofzugangs steht die Kooperatur (Münsterplatz 36a).

Spuren aus der Frühzeit der Stadt

Die ältesten Siedlungsspuren im Bereich der Kooperatur fanden sich in einer Tiefe von 1,40
m unter dem heutigen Platzniveau: In dieser Höhe lag im 12. Jahrhundert die Oberfläche, auf
der die ersten Freiburger über den Platz gingen. Sie entspricht der 1969 im Inneren des Münsters
ergrabenen Platzoberfläche.2 Die 2005 durchgeführten Ausgrabungen im Augustinermuseum
haben gezeigt, dass dieses so genannte Laufniveau seit Ende der letzten Eiszeit etwa
gleich geblieben ist, denn dort fand sich in der gleichen Schicht ein 12.000 Jahre altes Steinwerkzeug
.

Auf dieser Oberfläche wurde auch das erste nachweisbare Bauwerk errichtet: eine knapp
2,50 m hohe Mauer aus Wacken (Dreisamgeröll). Sie konnte über insgesamt 16 m verfolgt
werden. Diese Länge und ihre geringe Dicke (nur 60 cm) sprechen dafür, dass sie anfangs nur
als Hofmauer diente. Später wurde sie in die nördliche Giebelwand der Kooperatur integriert
und blieb so bis heute erhalten, allerdings unter dicken Putzschichten versteckt (Abb. 3).

Nebengebäude eines verschwundenen Hauses

Die Wackenmauer wird in der folgenden Bauphase in ein kleines Steingebäude einbezogen,
das die westliche, zum Münsterplatz gelegene Hälfte der Kooperatur einnahm: Dieser West-
Bau war 8,00 bis 8,50 m tief und 9,30 bis 9,50 m breit (Abb. 3). Seine Giebel haben sich in
der Nord- und Südmauer der heutigen Kooperatur erhalten (Abb. 4); von den beiden anderen
Wänden blieben nur die Fundamente übrig. Es handelte sich bei diesem Bau um ein eingeschossiges
Gebäude mit knapp 4 m hohem Erdgeschoss und einem steilen Pfettendach
(Abb. 5).3 Im südlichen Giebel saß eine kleine Lichtöffnung; das unmittelbar angrenzende
Gelände dürfte also unbebaut oder nur sehr niedrig bebaut gewesen sein. Weitere Öffnungen
waren in den Giebelwänden nicht nachweisbar und wohl auch nicht vorhanden, geht man davon
aus, dass die angrenzenden Grundstücke in anderen Händen waren.

Eine genaue Datierung dieses Hauses ist nicht möglich. Das Bruchsteinmauerwerk der Giebelwände
, der glatte und flächige Innenputz und die Verwendung von Backsteinen deuten aber
auf eine Entstehung im 13./14. Jahrhundert hin. Darüber hinaus fanden sich über dem heutigen
Erdgeschoss der Kooperatur noch drei Balken, deren Holz nach 1277 geschlagen wurde
und die möglicherweise aus dem West-Bau stammen.4 Das Gebäude wäre dann Ende des 13.
Jahrhunderts errichtet worden.

Das kleine, eingeschossige Haus ohne Keller dürfte als Nebengebäude (Haus-) Wirtschafts-

2 Der Münsterplatz hat im Bereich der Kooperatur heute eine Höhe von ca. 278,20 m über Meereshöhe (NN). Die
Oberfläche des 12. Jahrhunderts lag bei 276,80 bis 276,90 m NN, vgl. Wolfgang Erdmann: Ergebnisse der
Rettungsgrabung 1969 im Münster Unserer Lieben Frau zu Freiburg im Breisgau. In: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege
in Baden-Württemberg 1, 1970, S. 2-24, hier S. 15-17.

3 Der Fußboden wurde in der archäologischen Sondage in einer Tiefe von 277,75 m NN angetroffen. Das 3 m
hohe Pfettendach wies eine Dachneigung von ca. 45° auf.

4 Stefan King: Dendrochronologische Untersuchung April 2004. In den Ortsakten des Regierungspräsidiums
Freiburg, Referat 24 - Denkmalpflege: D 18: jünger 1277. D 19: jünger 1260, D 21: jünger 1250.

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