Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 36
(PDF, 48 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0036
Stütze wurde in der Westhälfte des Erdgeschosses eingebaut. Hier war das Deckengebälk wegen
der Zimmereinbauten im Obergeschoss und der dort erfolgten Bodenerhöhung besonders
belastet. Der Steinsockel der Stütze wurde 2004 in einer Bodensondage freigelegt.

In der ersten Etage, die nun einheitlich 2,80 m hoch war, wurde der bisher geschossweite
Saal unterteilt, indem man zum Platz hin eine Stube und eine Kammer einbaute. Die Stube war
durch eine spätgotische Fenstersäule21 und Wandmalereien ausgezeichnet, während die Kammer
farbig bemalte Fachwerkwände aufwies. Der Boden bestand aus Tonplatten in einem Mörtelestrich
; die Abdrücke haben sich im Estrich erhalten, ebenso wie einige Platten, die im Bauschutt
lagen. Sofern eine Küche vorhanden war. dürfte sie nicht wie üblich in der Geschossmitte
hinter der Stube gelegen haben, da dieser Bereich der Erschließung diente.22

Im darüber liegenden Stockwerk hatte der Boden nun ein einheitliches Niveau. Hier wurden
ebenfalls zwei zum Platz gelegene Räume eingebaut. Sie waren vom Treppenhaus aus zu
betreten und zusätzlich durch eine dritte Tür miteinander verbunden. Entsprechend der Raumaufteilung
im ersten Obergeschoss sind sie unterschiedlich groß. Der größere Raum im Norden
besaß zwei Fenster, zwischen denen eine Fenstersäule stand (Abb. 9). Diese Säule zeigt
eine Mischform von Gotik und Renaissance, wie sie Ende des 16. Jahrhunderts in Freiburg öfters
auftritt.23 Der Raum konnte im Gegensatz zur unterhalb gelegenen Stube nicht geheizt
werden und diente wohl als große Kammer oder Sommerstube.

Der Anbau im Nordhof (Abb. 3), den man nun direkt vom ersten Obergeschoss betreten
konnte, wurde im 16. Jahrhundert ebenfalls umgestaltet: Das 1463 errichtete, ebenerdige Archivgewölbe
wurde in einen zweigeschossigen Flügelbau einbezogen, der vom Vorderhaus
Münsterplatz 40 bis zur Kooperatur reichte (Nordflügel). Er nutzte die ältere Westmauer des
Nordhofs (heute Rückwand der Alten Wache), die um anderthalb Geschosse aufgestockt wurde
und mit einem großen, spätgotischen Kreuzstockfenster und einem Fensterschlitz im Dachboden
versehen wurde. Beide Öffnungen wurden hierbei sehr weit an die Südecke zur Kooperatur
gerückt. Nur dort gab es die Möglichkeit, Fenster einzubauen, weil weiter nördlich
der Vorgängerbau der heutigen Alten Wache stand (Abb. 10). Das Dach des Nordflügels war
pultförmig zum Hof geneigt. Möglicherweise stammen die im Dach des heutigen, höheren Anbaus
wiederverwendeten Firstbalken (Pfetten) noch aus dem alten Pultdach. Ihr Holz wurde
nach 1588 geschlagen.24 Die Umgestaltung der Kooperatur kann stilistisch in die gleiche Zeit
datiert werden.25 Der Nordflügel wurde durch eine etwas niedrigere Ergänzung nach Osten zu
einem L-förmigen Baukörper ergänzt. In diesem Ostflügel war vielleicht die Küche der Kooperatur
untergebracht, da von hier aus auch der Stubenofen beheizt wurde. Außerdem mündete
hier die schlichtere der beiden Obergeschoss-Türen (Westtür).

Die erste bildliche Darstellung des Bauhüttenareals stammt aus dem späten 16. Jahrhundert:
Auf dem 1589 von Gregor Sickinger geschaffenen großformatigen Holzschnitt (so genannter
Großer Sickingerplan, Abb. 10) ist links vom Turmhelm des Münsters die mit dem Giebel zum
Kirchhof stehende Kooperatur zu erkennen. Rechts neben ihr steht das nach Süden anschließende
zweigeschossige Gebäude (Münsterplatz 36). Dieses ist in der Darstellung leicht nach
oben verschoben, weil es sonst vom Turmhelm verdeckt worden wäre. Hinter der Kooperatur

21 Ebd., S. 197 mit Abb. 254f.

22 Der Zugang vom Erdgeschoss kann nur im Bereich der heutigen Treppe gelegen haben. Vom Aufgang gelangte
man dann zur Stubentür und zu einem neuen Durchgang, der in den nördlichen Anbau führte.

23 Die Säule weist eine flache Basis, einen kannelierten und tordierten Schaft und ein Kompositkapitell auf, vgl.
AlbertAVingenroth (wieAnm. 17), S. 197.

24 Burghard Lohrum: Dendrochronologische Datierung 2002. In den Ortsakten des Regierungspräsidiums Freiburg
, Referat 24 - Denkmalpflege: D 34.

25 Die spätgotischen Stabgewände der Fenster, die Fassung der Sichtfachwerkwand und die Wandmalereien im ersten
Obergeschoss sprechen in ihrer Gestaltung und Farbigkeit für eine Entstehung im 16. Jahrhundert. Der sehr
gedrückte Bogen des Tores in der Westfassade und die Einflüsse von Spätgotik und Renaissance aufweisende
Fenstersäule im ersten Obergeschoss legen eine Entstehung ab dem letzten Drittel des Jahrhunderts nahe.

36


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0036