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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 41
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0041
Die Durchgänge zwischen Kooperatur und Anbau im Nordhof sowie ihre einheitliche Entstehungszeit
1767 sind Hinweise auf einen gemeinsamen Eigentümer. Diese Annahme findet
in den Archivalien ihre Bestätigung: 1775 wird die Kooperatur mit den Häusern Münsterplatz
40 und 42 in drei Posten zusammengefasst und als kleine Steinhütte bezeichnet.30

Freiburg wird Erzbistum - und die Kooperatur wird umgebaut

In der Gründungsphase des Freiburger Erzbistums wurden einige Bauten in der Altstadt für die
neue kirchliche Nutzung hergerichtet, so auch die Kooperatur. 1824 verfasste der Kreisbaumeister
Christoph Arnold31 einen Kostenüberschlag über die Herstellung des Presenzhauses
neben der Hauptwache auf dem hiesigen Münsterplatz.32 Dem Kostenvoranschlag legte er
skizzenhafte Grundrisse des Erd- und ersten Obergeschosses bei. Die Pläne weisen einige Un-
genauigkeiten wie das Lageverhältnis zur Hauptwache (heute Alte Wache) auf, so dass sie vermutlich
aus der Erinnerung gezeichnet wurden.

Das Erdgeschoss (Abb. 12) war vom Münsterplatz aus durch zwei Türen zu betreten: Durch
das breite Tor gelangte man auf den Holzplatz für die Präsenzschaffnerei. Der lang gestreckte
Lagerraum hatte keine Verbindung zu anderen Räumen, sondern nur eine Tür und ein Fenster
zum Nordhof. Der eigentliche Zugang zur Kooperatur war eine kleinere Tür an gleicher Stelle
wie die heutige. Durch sie betrat man das durch ein Fenster belichtete Treppenhaus mit Vorplatz
. Dem schloss sich ein Flur mit seitlicher Holzremise und rückseitig ein so genannter Keller
an. Der Keller lag in dem 1767 eingebauten, 40 cm eingetieften Gewölberaum, von dem
eine Tür oder ein Fenster auf den Nordhof führte. Gestrichelt eingezeichnet sind die zwei im
16. Jahrhundert eingebauten Unterzüge, die die Deckenbalken getragen haben. Ihre Holzstützen
waren nun in die Trennwand zwischen Holzlagerplatz und Treppenhaus einbezogen. Zwischen
der Kooperatur und dem südlich angrenzenden Nachbarhaus, als Hinterer Pfarrhofbezeichnet
, befand sich die Einfahrt zum Südhof.

Im ersten Obergeschoss (Abb. 13) nimmt der Vorplatz des Treppenhauses die größte Fläche
ein. Über diesen multifunktionalen Raum gelangte man in die Küche in der Geschossmitte, die
ein Fenster zum Südhof besaß. Im hofseitigen Eck ist eine Magdkammer eingezeichnet, deren
Ofen von der Küche aus heizbar war. Durch die Tür in der Nordostecke des Vorplatzes kam
man zum Abtritt im Laubengang. Die beiden Türen zum nördlichen Anbau scheinen zugesetzt
gewesen zu sein. Zum Münsterplatz hin lagen zwei Zimmer: das Wohnzimmer und das Schlafzimmer
, entsprechend der Stube und Kammer des 16. Jahrhunderts. Diese Räume wurden
durch einen gemeinsamen Ofen beheizt, der vom Vorplatz aus beschickt werden konnte. Das
zweite Obergeschoss erwähnt Arnold lediglich mit einer Randbemerkung: Im 3. Stock befinden
sich noch zwei Zimmer, wozu aber keine Reparationen vorzunehmen sind.

Die beiden arnoldschen Zeichnungen können als Ideenskizzen für einen geplanten Umbau
gedeutet werden, der jedoch nur teilweise umgesetzt wurde. So erhielt das Treppenhaus keine
eigenen Fenster und die Küche wurde in die rückseitige Ecke eingebaut, wo Arnold die Magdkammer
geplant hatte. Unklar ist, ob die spätgotische Maßwerkrosette, die heute die Platzfassade
prägt, schon in dieser Baumaßnahme eingefügt wurde. Leider schweigen sich die Schrift-

30 StadtAF. El A IVd Nr. 5. S. 156-159.

31 Christoph Arnold war Schüler und Neffe Friedrich Weinbrenners, der als Baumeister das klassizistische Karlsruhe
geprägt hat. Arnold baute in Freiburg u.a. das Erzbischöfliche Konvikt samt Kirche (1823-26), gestaltete
die Augustinerkirche zu einem klassizistischen Theater um (1822/23) und plante die Zähringer Vorstadt (1826).
Zu Christoph Arnold: Gerhard Everke: Christoph und Friedrich Arnold - zwei Architekten des Klassizismus
in Baden. Freiburg 1991.

32 Kostenvoranschlag vom 30. November 1824. In: Kreisbauami Freiburg. Die Herstellung der zum Bißsthum und
seinen Instituten gehörigen Baulichkeiten: Münsterkirche. Wohnung des Bißoffs, Einrichtung sämtlicher Präsenzhäuser
zu Wohnungen der Domherren, Seminariumsbau mit der Kirche. Pars II (1824-29). Generallandesarchiv
Karlsruhe (GLA). 422/20 B. Nr. 492.

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