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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 65
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Immer wieder sorgten auch Zunftmeisterwahlen für Verwicklungen. Über die Wahl und die
Zünfte beanspruchte der Rat als Obrigkeit das letzte Wort. Der Rat ließ nur Zunftmeister zu,
die ihm genehm waren, da diese einen wichtigen Teil des Rates bildeten. Wurde ein Kandidat
abgelehnt, schickte der Rat diesen nach Hause, mit dem Befehl an die Zünftigen einen neuen
Zunftmeister zu wählen.119

Buerckli Wagner beispielsweise wurde 1495 als Zunftmeister der Zimmerleute abgelehnt, da
seine Wahl durch vorherige Absprachen manipuliert worden war.120 Die Beteiligten wie Caspar
Höltz oder Barth Müller verloren zum Teil das Wahlrecht und sind mit Geldstrafen belegt
worden. Höltz sollte für eine Zeit lang von der Stadt verbannt werden, falls er die Verbannung
nicht durch eine Geldbuße ablöse.121 Für Wagner selbst scheint der Zwischenfall keine Folgen
gehabt zu haben.122 1496 designierten die Schuhmacher Caspar Rotenkopf zum Zunftmeister.
Dieser wurde vom Rat abgelehnt, da diser Caspar mit sampt dem Waltzenmüller ein anfengk-
licher vrhab gewesen ist, der grossen mercklichen vnrüw, die vor vier Jaren alhie erhept.m
Rotenkopf blieb nichts anderes übrig, als auf das Amt zu verzichten, obwohl er alle Hebel in
Bewegung setzte und selbst den Landvogt Caspar von Mörsperg für sich gewinnen konnte.

Einige weitere Ereignisse, die die Stadt Freiburg und seine Einwohner direkt oder indirekt
betrafen, können hier nur gestreift werden. Insgesamt weisen diese Ereignisse auf unterschiedlichen
Ebenen auf eine anzunehmende Verdichtung krisenhafter Momente im Freiburg
des späten 15. Jahrhunderts hin. So etwa die seuchenartige Ausbreitung und die damit einhergehenden
Maßnahmen gegen die plag der platteren, welche zum ersten Mal im August 1496
zum Thema in der Ratssitzung wurde.124 Zu diesen Ereignissen gehörten sicher auch der
Reichstag von 1498, dessen Vorbereitung und Durchführung die Stadt vor große Probleme
stellte125, die Auseinandersetzungen mit dem Landvogt Caspar von Mörsperg und anderen
Adligen aus dem Umland126 sowie der Schwabenkrieg von 1499.127

Reaktionen des Freiburger Rats auf Delinquenz

Es scheint, dass der Rat Mitte 1496, d.h. zur Zeit, als das Urfehdbuch angelegt wurde, seine
Herrschaft nach den Auseinandersetzungen von 1492 (Walzenmüller-Aufstand) und den erneuten
Problemen zwischen 1494 und 1496 („Ebringer-Schmach", Konflikte mit den Zünften
und Adligen aus dem Umland) als gefährdet einschätzte. Eine Reaktion darauf könnte das Urfehdbuch
darstellen. Dort wurden jene verzeichnet, die durch ihre Handlungen die Herrschaft
des Rates und damit, nach Ansicht des Rats, den gmeinen nütz in Frage stellten bzw. schäum
Vgl. StadtAF. Bl Nr. 2. fol. 96f.
im Vgl. Merkel (wie Anm. 95), S. 581.
121 Vgl. Urfehdbuch, fol. 82r + v.

'22 Vgl. StadtAF. B5 XHIa Nr. 5. S.136, Eintrag vom 22. Juni 1495.
'23 StadtAF. Bl Nr. 2. fol. 97v-99v, hier 97v-98r.

124 StadtAF. B5 XHIa Nr. 6. fol. 5r. Vgl. Ulrich P. Ecker: Bettelvolk. Aussätzige und Spitalpfründner. Armut und
Krankheit als zentrales Aufgabenfeld der Stadtverwaltung. In: Geschichte der Stadt Freiburg i.Br. Bd. 1. Hg.
von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart -2001, S. 468-493, hier besonders S. 482-485. Ecker nimmt
an, dass die Blattern am 14. Sept. 1496 zum erstenmal im Rat zur Debatte standen, allerdings findet sich schon
knapp einen Monat früher ein Verbot, welches den Badern untersagte einen Kranken zu scheren oder zu baden,
vgl. StadtAF, B5 XHIa Nr. 5, S. 67. Zu den Blattern auch: Ulrich P. Ecker:.....sitzen untätig herum, verhandeln
nichts, aber verzehren viel Geld." Organisation und Ablauf des Freiburger Reichstags. In: Der Kaiser in
seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498. Hg. von Hans Schadek. Freiburg 1998, S. 56-
93; Karl Baas: Gesundheitspflege im mittelalterlichen Freiburg im Breisgau. Eine kulturgeschichtliche Studie,
in: ZGGF 21. 1905, S. 25-48 und 104-152.

125 Vgl. hierzu: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498. Hg. von Hans
Schadek. Freiburg 1998.

126 Vgl. StadtAF, B5 IIIc 10.

127 Vgl. hierzu http://www.schwabenkrieg.historicum.net/ (download 20. Juni 2005), besonders die ausführliche
Bibliographie.

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