Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 76
(PDF, 48 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0076
noch am Unfallort; das Stöckle wurde schwer beschädigt. Dieser Unfall löste große öffentliche
Diskussionen aus, an denen sich auch die Medien mit gelegentlich recht kontroversen
Kommentaren beteiligten.20 Obwohl die öffentliche Meinung mehrheitlich für den Abbruch,
d.h. gegen den Wiederaufbau des Stöckle am ursprünglichen Standort unter Einsatz von
Steuergeldern, tendierte und sich nach Meldungen der Deutschen Presseagentur auch die
Denkmalpflege inzwischen dazu durchgerungen hatte, vom Wiederaufbau am ursprünglichen
Platz abzusehen und das Gebäude einige Meter vom Fahrbahnrand entfernt neu zu errichten21,
verblieb das strittige Objekt letztendlich bis zum heutigen Tag am ursprünglichen Standort.
Wegen des Unfallschadens musste es allerdings um rund 1.5 m gekürzt werden.22

Zurück zum Zentrum des Hofensembles, dem alten Schwarzwälder Bauernhaus mit der
Gastwirtschaft. Auch vor dem Dreisam- und Höllental machten die Schrecken des Dreißigjährigen
Krieges nicht Halt. Im Wechsel durchziehende schwedische, kaiserliche und seit 1637
auch französische Truppen plünderten, raubten und brandschatzten. Den Bewohnern blieb
kaum eine andere Wahl, als möglichst rasch in die ausgedehnten und unwegsamen Wälder am
Feldberg zu fliehen, wobei nur das Allernötigste und selbstverständlich die Wertsachen mitgenommen
wurden. Bevorzugte Verstecke bot das Gebiet über Albersbach.23 In dieser unwegsamen
Gegend war man vor marodierenden Soldaten relativ sicher. Wie es dem Hofgut und
Gasthaus „zum Himmelreich" während der Kriegsjahre erging, ist nicht überliefert.

Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war Jakob Rappenecker Wirt im „Himmelreich".
Im Jahre 1644 heiratete er Susanne Dengler, die Tochter des Wirts des Gasthauses „zum Rindsfuß
" in Kirchzarten - heute Hotel „Fortuna". Er selbst stammte aus dem Weiler Brand. Offenbar
um Kriegsschäden zu beheben, nahm Rappenecker um 1650 ein Darlehen von 50 Gulden
bei dem Fonds der Jakobuskapelle auf, wofür er jährlich 2V2 Gulden Zinsen zahlte, sich verpflichtete
, die Kapelle angemessen zu erhalten, dem Priester beim Gottesdienst behilflich zu
sein und ihn anschließend zu bewirten. Die diesbezüglichen Verhandlungen führte er mit dem
Talvogt Christoph Schal und dem Kirchzartener Vogt Georg Steinhart; sie waren Pfleger des
Kirchenfonds.24 In diesem Zusammenhang ist eine Notiz im Kirchzartener Kirchenbuch aus
der Zeit um 1765 interessant. Danach wurde am 25. Juli, dem Tag des Apostels Jakobus, eine
Messe in der Kapelle gefeiert, bei der der „Himmelreich"-Wirt, wie mehr als hundert Jahre zuvor
festgelegt, immer noch gehalten war, den Priester zu unterstützen, ihm seinen Aufwand angemessen
zu vergüten und ihn zu verköstigen.

Im November 1665 richtete Jakob Rappenecker ein 3-tägiges Freischießen aus, zu dem Einladungen
an alle Hofeigner der benachbarten Weiler ergingen.25 Offenbar waren die Sorgen
und Nöte des Krieges inzwischen schon so weit überwunden, dass man sich wieder den Freuden
des Lebens zuwandte.

Am 2. Januar 1672 starb Jakob Rappenecker im Alter von 65 Jahren. Seine Witwe Susanne
fühlte sich offenbar noch recht rüstig, denn sie übergab den Hof nicht ihrem immerhin schon
28-jährigen Sohn Mathias, sondern heiratete nur ein halbes Jahr später Christian Winterhalter,
dessen Vater Mathis Wurth und Gastgäb im Alten Weg, Neustädter Amts war. Und auch diesen,
ihren zweiten Ehemann, überlebte sie: Er starb am 10. Juni 1684. Sie zog sich aber immer noch

20 Badische Zeitung vom 7. November 1960: Denkmäler bäuerlicher Kultur, ebd. vom 9. September 1971: Tanklastzug
raste in ein Wohnhaus - Ein Toter, ebd. vom 14. September 1971: Wiederaufbau an anderer Stelle; ebd.
vom 15. September 1971: Noch keine Entscheidung getroffen; Breisgauer Nachrichten vom 18./19. September
1971: Nicht mehr am gleichen Fleck / Für bessere Sicht am Himmelreich.

21 Breisgauer Nachrichten vom 18./19. September 1971.

22 LDA, Akte Hofgut Himmelreich, Kirchzarten: Brief des Hans Stromeyer (Erbengemeinschaft Fauler) an das
Landratsamt Freiburg vom 9. Juni 1972, AZ II A - 622.3, Betr.: Unerlaubtes Bauen der Erbengemeinschaft Fauler
auf dem Grundstück Lgb. Nr. 81 (Gasthaus Himmelreich) der Gemarkung Burg.

23 Mötsch (wie Anm. 2).

24 Ebd.

25 Haselier (wie Anm. 10), S. 473.

76


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0076