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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 82
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0082
nach Übernahme des „Engel" verstarb Georg Fräßle, seine Frau Rosa führte den Gaststättenbetrieb
noch sechs Jahre weiter und verpachtete ihn 1949 an Karl Linder.56

Während des Zweiten Weltkriegs waren die Fremdenzimmer zumindest zeitweise von so genannten
Evakuierten belegt. Hierauf deutet der Schriftverkehr des Jahres 1942 zwischen Rosa
Fräßle und dem Landrat in Freiburg hin. Sie bat den Landrat um Zustimmung, das Gasthaus
während der Kriegszeit vorübergehend schließen zu dürfen, woraufhin ihr mit Schreiben vom
23. September 1942 mitgeteilt wurde, dass man der vorübergehenden Einstellung des Gaststättenbetriebs
zustimme, aber - ähnlich wie beim „Himmelreich" zuvor beschrieben - die uneingeschränkte
Versorgung der „Luftbetroffenen'' sicherzustellen sei.57

Im Jahre 1951 kam der „Engel" in den Besitz von Maria Linder, geborene Strecker, eine
Tochter des bereits an anderer Stelle erwähnten Josef Strecker. Die bis dahin zugehörige Landwirtschaft
wurde nun endgültig vom Gaststättenbetrieb getrennt.58 Nach wie vor blieb Karl
Linder Wirt im „Engel" und zwar bis zum 29. Juni 1953, dem Tag, an dem das Gasthaus bis
auf das steinerne Kellergeschoss niederbrannte, obwohl die Glottertäler Feuerwehr sofort zur
Stelle war, und auch die Feuerwehren aus Freiburg, Waldkirch, Denzlingen und Heuweiler
schon kurze Zeit später anrückten. Damit hatte das Glottertal sein wertvolles historisches
Wahrzeichen verloren. Viele in- und ausländische, ja sogar amerikanische Zeitungen berichteten
über den Verlust dieses in aller Welt bekannten Gasthauses.59

Unmittelbar nach der Brandkatastrophe bemühten sich die Eigentümer, Maria und Hermann
Linder, ein Tiefbauunternehmer aus Oberglottertal, um den Wiederaufbau des Hauses, womit
sie den Architekten und Bauingenieur Friedrich Oehler aus Eschbach bei Freiburg beauftragten
.60 Schon Ende November/Anfang Dezember 1953 waren sämtliche Bauzeichnungen erstellt
; am 18. Dezember 1953 wurde das Baugesuch eingereicht.61 In der Baubeschreibung
führt Oehler u.a. aus:

Das durch den Brand zerstörte Gasthaus soll in seiner äußeren Gestaltung möglichst nahe an den früheren
Stand herangeführt werden ... Das Gebäude ... erhält entsprechend dem früheren Bestand einen
Krüppelwalm und über dem Obergeschoss ein mit Holzschindeln gedecktes Schutzdach.62

Schon am Karsamstag 1954 wurde Richtfest gefeiert und im Juli des gleichen Jahres das
neue Gasthaus im traditionellen Schwarzwälder Stil eröffnet (Abb. 5).63

Nach dem Wiederaufbau führten Maria und Hermann Linder das Gasthaus in eigener Regie,
wozu ihnen bereits am 12. April 1954 die Konzession erteilt wurde. In dem Konzessionsschreiben
heißt es wörtlich:

...wird die Erlaubnis erteilt zum Betrieb der Realgastwirtschaft zum Engel in Unterglottertal mit der
Gaststube einschließlich Nebenzimmer (95 qm), dem Tanzsaal (68 qm) und der Wirtschaftsküche (36 qm)
im Erdgeschoss und 12 Fremdenzimmern im Obergeschoss.64

Schon fünf Jahre nach der Wiedereröffnung des „Engel" verstarb Hermann Linder; seine
Frau Maria leitete den Gaststättenbetrieb noch mehr als zwanzig Jahre weiter, bis sie ihn im

56 Strecker (wie Anm. 40), S. 105.

57 Ebd.: Schriftverkehr zwischen Rosa Fräßle, dem Landratsamt und der Gemeindeverwaltung Unterglottertal aus
dem Jahr 1942.

5K Nach Auskunft von Alt-..Engel"-Wirtin Maria Linder.

59 Badische Zeitung vom 30. Juni 1953: Ein Wahrzeichen des Glottertals zerstört; ebd. vom 2. Oktober 1979: Ein
Haus mit alter Tradition.

60 Kreisarchiv Breisgau-Hochschwarzwald (KreisABr.-H.), A 1-1 2662: Baugesuch und Baubeschreibung vom 18.
Dezember 1953 durch den Architekten Bauingenieur Friedrich Oehler.

61 Ebd.: Bauzeichnungen des Architekten Oehler; als „Bauherr" unterzeichneten Hermann Linder und Maria Linder
, geb. Strecker.

62 Ebd.: Baubeschreibung vom 18. Dezember 1953.

63 Badische Zeitung vom 21. April 1954: Der „Engel" ist aufgerichtet; ebd. vom 16. Juli 1954: Bildbericht o.T.

64 KreisABr.-H., A 1-1 2662: Konzessionsschreiben zum Betrieb der Gastwirtschaft vom 12. April 1954.

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