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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 84
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0084
der steht diese Änderung in Zusammenhand mit einem alten Schriftstück, das ihr Vater in
einer verschlossenen Bierflasche in der Brandruine fand. In diesem Dokument wird die alte
Traditionsgaststätte als „goldener Engel" bezeichnet und dabei solle es - so der Vater - für alle
Zukunft bleiben. Und noch eine Veränderung gab es. Seitlich des alten Gasthauses stand ein
altes Holzkreuz (in der Abb. 2 unten links teilweise zu erkennen). Als es, von den Einflüssen
der Witterung schon arg vorgeschädigt, auch noch zum Opfer eines Autounfalls wurde, ließ
Maria Linder ein neues Kreuz anfertigen und es an einem weit weniger gefährdeten Ort aufstellen
. Es befindet sich heute hinter dem „goldenen Engel" links am Wegesrand (Abb. 5).
Nach wie vor ist dieses Wegkreuz Segensstation bei der Fronleichnamsprozession. Der Corpus
des „alten" Kreuzes erhielt einen Ehrenplatz im Herrgottswinkel der Gaststube.

Spezifische Hausmerkmale, Bautyp und Alter
historischer Schwarzwaldhäuser

Der bekannte Schwarzwälder Bauforscher Prof. Hermann Schilli setzte einem Gutachten aus
dem Jahre 1960 folgende Feststellung voran: Der Schwarzwald verdankt seine Sonderstellung
unter allen deutschen Mittelgebirgen nicht seiner Natur - sondern seiner Kulturlandschaft.
Diese wird geprägt durch: 1. Den Schwarzwaldhof, 2. das Flurbild.65 Doch, den Schwarzwaldhof
oder das Schwarzwaldhaus gibt es nicht. Unter den riesigen Dächern dieser markanten
Häuser verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Konstruktionen, Raumaufteilungen
und Gestaltungsmerkmale, weshalb nach regional verschiedenartigen Haustypen zu unterscheiden
ist. In seinem 1953 erstmals erschienenen Standardwerk stellt Schilli sechs
regional unterschiedliche Schwarzwälder Haustypen vor, wobei er im Kinzigtal zusätzlich
zwischen Kinzigtäler Häuser und vereinfachte Kinzigtäler Häuser sowie bei den Heidenhäusern66
im Hochschwarzwald nach älteren und jüngeren Häusern unterscheidet.67 Ergänzend
hierzu arbeiteten Prof. Dr. Ulrich Schnitzer und weitere Wissenschaftler in den 1980er-Jahren
an einem Forschungsauftrag, bei dem es primär um den Erhalt und die Sanierung historischer
Schwarzwaldhäuser ging. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in einer 1989 veröffentlichten
Publikation zusammengefasst, in der u.a. neun spezifisch unterschiedliche Haustypen zeich-

65 LDA. Akte Hofgut Himmelreich. Kirchzarten: Gutachten vom 27. Dezember 1960.

66 In seinen zahlreichen Veröffentlichungen übernimmt Schilli die volkstümliche Bezeichnung Heidenhaus als
Typenbezeichnung für die historischen Bauernhäuser des Hochschwarzwaldes. Vgl. beispielsweise HERMANN
Schilli: Das Schwarzwaldhaus. Stuttgart 1953, S. 13-83. In diesem Zusammenhang sei auf die ausführliche
Bibliografie Schillis hingewiesen: Dieter Kalb: Zum Leben und Werk von Hermann Schilli (1896-1981). In:
Die Ortenau 66. 1986. S. 127-141. Bei Schnitzer ist hinsichtlich des Haustyps Heidenhaus nachzulesen: „Bei
den Bauern des Hochschwarzwaldes ist das Wissen um einzelne mittelalterliche Konstruktionselemente des Eindachhauses
bis heute lebendig geblieben. Es mag sein, daß sie aus diesem Grund ihre Hausform als von beiden
' erfunden glauben und sie daher als ,Heidenhaus' bezeichnen. Zweifellos soll der Begriff das archaische Erscheinungsbild
dieses Haustyps und sein vermeintlich hohes Alter versinnbildlichen. Heute verfügt man über
eine Vielzahl gefügekundlich untersuchter und genau datierter Gebäude und kann diese mit den Bautypen der
angrenzenden Schwarzwaldtäler vergleichen, deren Alter ebenfalls gesichert ist. Der Vergleich zeigt, daß es sich
bei dem Haustyp des Hochschwarzwaldes in Wirklichkeit um den weiterentwickelten, nicht der ersten Besiedlungsphase
entsprechenden Baubestand handelt. Aus diesem Grund scheint die Übernahme der volkstümlichen
Bezeichnung .Heidenhaus' nicht geeignet. Die .neue Generation' dieses Haustyps, die im 16. Jahrhundert entwickelt
wurde und in den hohen rauhen Lagen des Schwarzwaldes Verbreitung fand, wird deshalb im folgenden
.Höhenhaus' genannt". Ulrich Schnitzer: Schwarzwaldhäuser von gestern für die Landwirtschaft von morgen.
Stuttgart 1989, S. 20, 24 und 33-36 (Forschungsarbeit am Institut für Orts-. Regional- und Landesplanung der
Universität Karlsruhe, Lehr- und Forschungsgebiet Planen und Bauen im Ländlichen Raum). Obwohl neben
Prof. Dr. Schnitzer noch weitere Architekten, Ingenieure, Bauforscher und Historiker an diesem Projekt beteiligt
waren, wird, da die einzelnen Kapitel des Forschungsberichts nicht namentlich zugeordnet sind, in allen
nachfolgenden Anmerkungen zu diesem Werk grundsätzlich nur Ulrich Schnitzer benannt.

67 Schilli (wie Anm. 66), S. 84-115.

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