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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 87
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Haustyps bezeichnet er aber wegen einiger deutlicher Abweichungen vom ursprünglichen Heidenhaus
als eigenständigen Haustyp, nämlich als Dreisamtäler Haus.76 Die spezifischen Merkmale
dieser Bauform sind bei Schnitzer wie folgt beschrieben (vgl. Abb. 6 und 6a):

„Das zweigeschossige Haus, senkrecht - mit Wohnteil talwärts - oder parallel zum Hang erstellt, ist drei-
raumbreit. Es hat einen stehenden Stuhl über dem Wirtschafts- und einen liegenden Stuhl über dem Wohnteil
, der weitausladende Walm ist nicht mehr als Vollwalm ausgebildet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
wird die Küche von der Stirnseite auf die rückwärtige Traufseite verlegt. Dies engt den Hausgang, der
nach wie vor durch die ganze Gebäudetiefe reicht, im Küchenbereich ein, Kammer und Leibgedingstüble
rücken vor die Hausflucht. Wohnstube, Kammer und Stühle sind unterkellert. Im Obergeschoss führt ein
außenliegender Gang von den Knechtskammern entlang der Schlafstube über Eck bis zum Vorsprung des
Wohnteils an der Stirnseite. Bei den parallel zum Hang erstellten Gebäuden fehlt die zweigeschossige
Dreschtenne, und die Hocheinfahrt liegt hier geländebedingt oft unmittelbar über der Stalldecke. Die
Überdachung der Hocheinfahrt in Form einer kleinen Wiederkehr ist eine spätere Zutat."77

Vergleicht man die heute noch deutlich zu erkennende ursprüngliche Gebäudekonstruktion
und Raumaufteilung des Gasthauses „zum Himmelreich" sowie die im Landesdenkmalamt
vorhandenen Zeichnungen einer Bestandsaufnahme des 1953 abgebrannten Gasthauses „zum
Engel" mit den zuvor gemachten Ausführungen, sind beide Gebäude eindeutig als Dreisamtäler
Häuser zu identifizieren.78 Folgende Übereinstimmungen sind u.a. festzustellen: Beide
Häuser weisen an der Frontseite einen relativ kurzen Walm und darunter, etwa auf gleicher
Höhe und in gleicher Größe, ein Schutzdach auf. Die Giebelwände beider Häuser rücken an
der rechten Seite jeweils etwa um den gleichen Abstand vor die Hausflucht (vgl. Abb. 6 und
6a). Beide Häuser sind, wie das Dreisamtäler Haus (vgl. Abb. 6), im vorderen Bereich - dem
üblichen Wohnbereich, später Gaststätte - unterkellert. Der Hauptzugang beider Häuser erfolgt
von der linken Traufseite über eine Außentreppe. Der der linken Traufseite jeweils vorgelagerte
Gang im Obergeschoss erschließt die Knechtskammern über den Stallungen. Schon
die Anordnung der Fenster an beiden Häusern lässt erkennen, das hinter der linken, zurückspringenden
Frontseite die Stube angeordnet ist - später Gaststube - und hinter der rechten
vorspringenden Giebelseite, Kammer und Leibding (vgl. Abb. 6 und 6a) - später als Nebenzimmer
genutzt. Für die erst in den 1930er-Jahren eingerichteten Tanzsäle beider Häuser
wurde jeweils ein Teil des Stalls entsprechend ausgebaut. Die Küchen im „Himmelreich" und
im abgebrannten „Engel" waren an der rechten Traufseite angeordnet, was übrigens auch für
den 1954 neu errichteten „goldenen Engel" gilt (vgl. Abb. 6a). Eine Küche, etwa in der Mitte
der Giebelseite - wie Schilli sie für das Zartener Haus vor 1650 beschrieb - gibt es weder im
„Himmelreich", noch gab es sie in dem abgebrannten „Engel". Insgesamt ist festzustellen,
dass die Grundrisse der beiden histori-schen Gasthäuser prinzipiell identisch sind mit dem
Grundriss des Dreisamtäler Hauses (vgl. Abb. 6a).

Nach den Recherchen zur zeitlichen Entwicklung der Dreisamtäler Häuser durch Schnitzer79
und Meckes80 entstanden die Häuser in der Bauart des „Himmelreich" und des „Engel"
(vgl. Abb. 1, 2, 6 und 6a) frühestens ab dem 17. Jahrhundert. Eine Primärquelle zum Baujahr
beider Häuser konnte nicht ermittelt werden. Vielleicht aber kann die Zahl 1707 diesbezüglich
einen Hinweis geben; sie ist in der Einfassung des Kellerzugangs im „Himmelreich" eingemeißelt
und könnte identisch mit dem Baujahr des Hauses sein. Diesbezüglich äußert sich
Dr. Wolfgang Kaiser vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg - Außenstelle Freiburg
wie folgt:

76 Meckes (wie Anm. 74), S. 36ff.

77 Schnitzer (wie Anm. 66), S. 24 sowie Abb. 25 und 26.

78 LDA, Akte Glottertal: undatierte Bestandsaufnahme des 1953 abgebrannten Engel in Glottertal, ein Gasthaus
im Schwarzwald aus dem Jahre 1507, Film Nr. 104, Bilder 315-326.

79 Schnitzer (wie Anm. 66), S. 24.

80 Meckes (wie Anm. 74), S. 36.

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