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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 88
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0088
„Der ungewöhnlich weiträumige Dachstuhl des Gasthauses zum Himmelreich besteht aus sieben stehenden
sowie zwei liegenden Bundachsen. Die liegenden Bünde mit Kehlbalken und Spannriegel sind mit
Restfirstständern, die jeweils beidseitige Fußbänder aufweisen, versehen. Die Kopf- und Fußbänder sind
verblattet. Der stehende Bereich des Dachstuhles ist mit Firstständern versehen. Die Art der Abzimme-
rung und die Form der Büge sprechen dafür, dass das Gebäude im frühen 18. Jahrhundert errichtet worden
ist. Das Datum 1707 am Eingang des gewölbten Kellers könnte auch als Baudatum für das ganze Gebäude
in Frage kommen."81

Die Baumaßnahme würde somit in die Zeit fallen, als Andreas und Ottilia Strohmeier das
Hofgut besaßen.82 Klarheit könnte jedoeh nur eine dendrochronologische Untersuchung der
Holzbalken im „Himmelreich" bringen.

Eine Jahresringuntersuchung an der historischen Holzkonstruktion des abgebrannten
„Engel" zum Zwecke der Altersbestimmung ist heute leider nicht mehr möglich. Doch auch
zu diesem Haus gibt es eine Einschätzung von Kaiser. Danach wurde es nicht im Jahre 1507
erbaut, wie vielfach vermutet und geschrieben, sondern auch erst im 18. Jahrhundert.83

Nach dieser Einschätzung eines kompetenten und erfahrenen Denkmalschützers ist festzustellen
, dass sich die Gemeinsamkeiten der beiden historischen Häuser nicht nur auf das
Äußere, die Konstruktion und den Grundriss beziehen, sondern auch auf die Zeit ihrer Erbauung
. Obwohl das historische Gasthaus „zum Engel", also im Glottertal in einiger Entfernung
vom Dreisamtal stand und streng nach den geografischen Karten der Verbreitungsgebiete der
historischen Schwarzwaldhäuser von Schilli84 oder Schnitzer85 ein Heidenhaus oder Elztäler
Haus gewesen sein müsste, war es, seiner Konstruktion, Raumaufteilung und auch seinem
Grundriss nach, eindeutig ein Dreisamtäler Haus. Das zeigt wieder einmal, dass die in den Karten
der Verbreitungsgebiete der Schwarzwälder Haustypen aufgezeigten Grenzen keinesfalls
als starre Grenzlinien zu betrachten sind; sie sind fließend mit weitreichenden Übergängen und
können nur eine Groborientierung bieten. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass es
übers Land ziehende Zimmerleute waren, die diese Gebäude errichteten und sich dabei nicht
an geografischen Grenzen orientierten. Sie bauten Häuser entsprechend ihrem Können, ihren
handwerklichen Erfahrungen, den regionalen klimatischen und geografischen Gegebenheiten,
der landwirtschaftlichen Nutzung und nicht zuletzt nach den individuellen Vorstellungen des
jeweiligen Bauern. So ist beispielsweise der 1713 errichtete und heute unter Denkmalschutz
stehende Flammhof im Glottertal ein Dreisamtäler Haus86 - kein Elztäler Haus. Erbaut wurde
dieses Haus vom Baumeister Joseph Ecker aus Breitnau im Hochschwarzwald, der u.a. 1695
auch den Breitnauer Pfarrhof, 1703 den Rombachhof im Wagensteigtal, 1721 den Pfisterhof
im Oberglottertal und 1729 den Kleiserhof im Spiegelsbachtal bei Titisee-Neustadt errichtete.
Weiter ist der im Jahre 1725 entstandene Dachstuhl der Klosterkirche in St. Peter ein Werk des
Breitnauer Baumeisters.87 Folglich arbeitete Ecker zumindest in den Verbreitungsgebieten
zweier unterschiedlicher Haustypen, nämlich der Heiden- oder Höhenhäuser (Breitnau/St. Peter
/Titisee-Neustadt) und der Elztäler Häuser (Glottertal).88

Damit endet die Rückschau auf die Geschichte der beiden historischen Gasthäuser. Obwohl
sich die Ursprünge des Gasthauses „zum Himmelreich" zumindest bis ins 14. Jahrhundert

81 Schriftliche Mitteilung von Dr. Wolfgang Kaiser, LDA, vom 25. Oktober 2004 an den Verfasser.

82 Mötsch (wie Anm. 2).

83 „Eine Datierung ins frühe 16. Jahrhundert erscheint mir zu früh. Einige Details - wie die Büge - oder die Dimensionierung
des ganzen Baus scheint mir eher für das 18. Jahrhundert zu sprechen". Schriftliche Mitteilung
(wie Anm. 81).

84 Schilli (wie Anm. 66), S. 278 f., Figur 100.

85 Schnitzer (wie Anm. 66), S. 17, Abb. 14.

86 Wolfgang Kaiser: Der Flammhof im Glottertal Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. In: Denkmalpflege in
Baden-Württemberg 32, 2003, S. 273.

v Ebd., S. 274.

88 Vgl. Schilli (wie Anm. 66). S. 278 f., Fig. 100 und Schnitzer (wie Anm. 66), S. 16f, Abb. 14.

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