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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 99
(PDF, 48 MB)
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schütten einer Terrasse gestaltete sich hier durch das vorhandene Gefälle einfacher. Dagegen
liegt ein Großteil des Schlossparks im ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Dreisam. Die
Beobachtung der im Schlosspark Anfang des Jahres 2002 neu gezogenen Wasser- und Abwasserleitungsgräben
ergab, dass bei der Anlage des Parks ab 1707 Unebenheiten beseitigt sowie
sumpfige Stellen und Wassergräben zugeschüttet werden mussten. Die ehemals wellige
Fläche und die Auffüllungen von Erde und Wacken zeichneten sich in den Profilen der Baggergräben
ab. Im Tagebuch des Ferdinand Hartmann von Sickingen heißt es im Dezember
1735 dennoch, dass ein Hochwasser große Schäden im Schlosspark verursacht habe.9

Ein weiterer Faktor war wohl die Ausrichtung des Orangeriegebäudes nach der Sonne, in
diesem Fall nach Südwesten. Hätte man es noch weiter in südliche Richtung gedreht, hätte es
sich vom Schlossgebäude abgewendet. Dies war jedoch nicht erwünscht, da das Gebäude in
das architektonische Gestaltungskonzept des Schlossparks eingebunden war. Es wurde zwar
im hintersten Teil des Parks platziert, abseits der mittigen Hauptachse, bildete dort aber den
Abschluss einer Querachse. Gegenüber dem damaligen, noch recht bescheidenen Schlossgebäude
war die Längenausdehnung des Orangeriegebäudes recht beachtlich.

Nach nur neun Jahren wurde parallel zum Neubau des Schlosses 1749 ein gründlicher Umbau
begonnen. Der Mittelbau wurde dafür weitgehend neu errichtet und nahm nun einen Saal
und im Dach zwei Wohnräume auf. In den Seitenflügeln wurden ebenfalls Wohnräume eingerichtet
. Die Außenerscheinung wurde mittels eines Mansarddachs, dem durchgehenden Einbau
steinerner Fensterfassungen und eines neuen Portals mit aufgesetztem Bauschmuck deutlich
aufgewertet. Für die Überwinterung der Pomeranzenbäumchen wurde eine Rauchkanalheizung
vorgesehen, die damals für diese Funktion zeitgemäße Heizmethode.10

Somit fiel dem Mittelbau eine Doppelfunktion zu. In der warmen Jahreszeit, wenn die
Bäumchen im Garten aufgestellt waren, diente er als Saal für festliche Veranstaltungen, in der
kalten Jahreszeit standen dort die Pflanzen. Diese Doppelfunktion spiegelt sich auch in der
Wortwahl des Accords wider, denn je nach der Zielrichtung der jeweiligen Baumaßnahme wird
der große zentrale Raum im vorgebäu entweder als sohl oder als glaßhaus tituliert. Letzteres
darf auch als Fingerzeig auf große Fensteröffnungen gewertet werden.

Aus Baubefunden und Angaben des Accords kann ein zeichnerischer Rekonstruktionsvorschlag
gewagt werden, um einen Eindruck des äußeren Erscheinungsbildes des Orangeriegebäudes
zu vermitteln. Details wie die Ausformung der Fensteröffnungen, insbesondere des
Dachgeschosses, oder die Gestaltung des mittigen Portals konnten nicht sicher geklärt werden.
Völlig frei ergänzt wurde der Portalaufsatz - im Accord als Schild bezeichnet -, wo Wappen,
eine Inschrift oder figürlicher Schmuck vermutet werden dürfen (Abb. 5).

Der Aufwertung des Gebäudes entsprechend hätte man sicherlich gerne einen anderen
Standort im Park gewählt, vielleicht gegenüber dem Schlossgebäude am anderen Ende der
Hauptachse als deren grandioser Abschluss. Die Randlage des Gebäudes war aber vorgegeben,
sodass stattdessen nur die Querachse stärker akzentuiert werden konnte. Ein ovaler Gartenteich
fungierte als Gelenkpunkt zwischen den beiden Achsen, wobei nicht bekannt ist, wann er
tatsächlich angelegt wurde.

Die Orangerie als Bautyp

Orangen- oder Pomeranzenbäumchen gelangten im 17. und 18. Jahrhundert zu einer ungeheuren
Wertschätzung an den europäischen Höfen, begründet in der symbolischen Bedeutung ihrer
Früchte als der goldenen Äpfel der Hesperiden und der Eigenschaften von Orange und

9 Abgedruckt bei Roth (wie Anm. 1), 37. Jg., 1889. Nr. 4, S. 47.

10 Heinrich Hamann: Die Heizung in Orangerien und Gewächshäusern. In: Der Süden im Norden: Orangerien -
ein fürstliches Vergnügen. Hg. Oberfinanzdirektion Karlsruhe. Staatliche Schlösser und Gärten und Arbeitskreis
Orangerien in Deutschland e.V. Regensburg 1999. S. 102-111.

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