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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 113
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0113
1804 geschaffen.48 Für die Freimaurerloge „De Goede Hoop", bei der Anreith seit 1797 Mitglied
war, konnte er 1801 bis 1803 eine Serie von sieben allegorischen Statuen gestalten. Heute
sind nach dem Brand von 1892 nur noch drei Figuren erhalten: die männliche Verschwiegenheit
, die Vergänglichkeit und eine liegende Gestalt mit Buch und Sanduhr; außerdem die
Gruppe einer trauernden Frau mit ihrem Kind, das sie zu trösten versucht.49

1814 schuf Anreith für das 1809/10 von Thibault zum Obersten Gericht umgebauten Verwaltungsgebäude
der alten Sklavenkaserne ein englisches Wappen, das links von einem „müden
" Löwen und rechts von einem Einhorn flankiert wird (Abb. 4).50 Heute befindet sich hier
in der Adderleystraße das Kulturhistorische Museum.51 Das beschriebene Wappen ist an der
Rückseite in der Parlamentstrasse zu sehen. Ebenfalls 1813/14 erhielt Anton Anreith den Auftrag
, das Polizeigericht am Caledon Square in der Buitenkant zu schmücken. Die Mitte wird
von einem Giebel gebildet, in dem ein Wappen, das links von einem Löwen und rechts von
einem Einhorn flankiert wird, zu erkennen ist. Die Motive sind also die gleichen wie am Obersten
Gericht, jedoch anders gestaltet. Die Ecken des Gebäudes werden links von der Statue
einer Britannia und rechts von Neptun abgeschlossen.52

Großen Einfluss auf Anreith's Entwicklung hatte der französische Architekt Louis Michel
Thibault (1750-1815), der seit August 1785 in den Diensten der „Dutch Company" stand. Anreith
schmückte - wie bereits mehrfach erwähnt - die von Thibault erbauten Gebäude.53
Ebenso arbeitete er mit dem Bauunternehmer Hermann Schütte zusammen.54

Anreith gab seit 1803 auch Privatstunden im Skizzieren, Modellieren, Freihandzeichnen und
Vermessen. Zu diesem Zweck kaufte er 1805 ein zweites, neben seinem ersten, in der Bloom-
straat gelegenen Haus, das er als Atelier nutzte. In diesem Gebäude richtete er die erste Kunstschule
Südafrikas ein. Im ersten Haus, das er 1787 erworben hatte, hielt er dagegen Privatstunden
in Geometrie und Zeichnen ab. Als 1814 die Freimaurer eine technische Schule einrichteten
, wurden Anreiths Klassen eingegliedert, er selbst blieb bis zu seinem Tode 1822
deren Leiter.

Zusammenfassung

Abschließend kann festgehalten werden, dass Anton Anreith zu einem für seine Ambitionen
günstigen Zeitpunkt an das Kap gekommen war. Seine ersten Lorbeeren konnte er sich mit
kirchlichen und öffentlichen Aufträgen verdienen. Danach verhalf ihm der Bauboom am Ende
des 18. Jahrhunderts zu vielen privaten Aufträgen. Wichtig war neben seinem Talent seine Vielseitigkeit
. Er entwarf Oberlichter für Türen ebenso wie überlebensgroße Figuren. Er fertigte
Schnitzwerke für das Innere von Kirchen an oder schmückte öffentliche Gebäude mit Stuckdarstellungen
.55 Hinzu kamen viele Aufträge wie die Gestaltung von Eingangsportalen. Stili-

48 de Bosdari (wie Anm. 5), S. 73 und 79; Assion (wie Anm. 8), S. 158f.; Bauch/mertens (wie Anm. 7), Abb. 11.

49 de Bosdari (wie Anm. 5), Abb. 118-131; Assion (wie Anm. 8), S. 160; Bauch/Mertens (wie Anm. 7), Abb. 36.

50 Der müde Ausdruck des Löwen soll eine kleine Bosheit Anreiths gegen die Engländer sein, die 1806 gewaltsam
das Kap erobert hatten. Von dem Einhorn konnte Wolfgang Ziefle einen Abguss für die Gemeinde Riegel erwerben
. Er ist im Rathaus-Foyer angebracht, Bauch/Mertens (wie Anm. 7), Abb. 12.

51 de Bosdari (wie Anm. 5), Abb. 106. Die Groote Kerk, ursprünglich am Strand erbaut, befindet sich in der Nähe.

52 de Bosdari (wie Anm. 5), Abb. 101-104.

53 Thibault war ein Schüler von J. A. Gabriel. Seit August 1785 arbeitete er in Kapstadt, wo er am 3. November
1815 starb. Anton Anreith schuf das Grabmal, das leider nicht erhalten geblieben ist. Es war Anreiths letztes
Werk. Vgl. Anm. 40. De Puyfontiane publizierte 1972 eine Monographie mit dem Titel „Louis Michel Thibault
1750-1815". Derzeit läuft an der „School of art History" an der St. Andrews Universität in Schottland (Fife,
KY169AJ) eine Dissertation von Thomas Acton mit dem Titel: "Louis Michel Thibault and Anton Anreith:
unequal partners in refining Cape Dutch architecture in the late eighteenth Century".

54 Seit 1977 befindet sich am Haus der Freimaurerloge „De Goede Hoop" eine Erinnerungstafel mit den Namen
der drei Künstler.

55 Marmor stand ihm als Arbeitsmaterial nicht zur Verfügung, Assion (wie Anm. 8), S. 155.

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