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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 116
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Welchen innigen Antheil nehmen nicht, in den gesegneten Theilen unsers Vaterlands, selbst Frauen und
Jungfrauen an der Sache des Rechts und der Freiheit; mit welcher zarten Achtung und innern Verehrung
haben sie die polnischen Helden empfangen: welche andächtige Sehnsucht, - welche heilige Besorgtheit
erfüllet sie, - wenn sie von der Befreiung und Einigung des deutschen Volkes hören!5

Die zahlreich in Neustadt anwesenden Frauen führten den berühmten Festzug auf die Schlossruine
Hambach am 27. Mai 1832 an.6 Ein anonymer Verfasser bemerkte dazu nicht ohne Spöttelei
:

Frauen und Jungfrauen haben sich dem Zuge nicht angeschlossen, sondern umgekehrt, es schloß der
Deutschlands, „Europens", ja der Welt Heil zu berathen wallende Männerzug sich den Frauen an. Diese
Frauen und Jungfrauen hatten einen Fahnenjunker mit der schon besprochenen polnischen Fahne in
ihrer Mitte.1

Die Frauen zeigten sich in Hambach als engagierte Polenfreundinnen. Für die Anwesenden
hatte es eine symbolische Bedeutung und sagte viel über den Zusammenhang aus, in welchem
der freie Bürger die Frau als seine Genossin erkannte und das deutsche Weib über ihre neue
Rolle ah freie Genossin des freien Bürgers nachzudenken begann - um an die bekannten Worte
Siebenpfeiffers zu erinnern.8

1979 postulierte Georg W. Strobel:

„Gerade die Frauen-Polenvereine sollten, wie immer sie auch orientiert waren, in der Geschichte der deutschen
Frauenemanzipation, die sie gar nicht wahrnimmt, einen eigenen Platz erhalten. Sie stehen am
Beginn der deutschen Frauenemanzipationsbewegung, was eine weitere spezifische Verknüpfung der Erscheinungen
der liberalen Polenfreundschaft mit deutschen politischen Erneuerungsbestrebungen offen
legt."*

Seine gewagte These kann vorerst weder bestätigt noch bestritten werden, weil die Rolle der
Frauen-Polenvereine immer noch nicht genug erforscht ist.10 Mit dieser Studie sollen als kleiner
Schritt auf dem Weg dahin die Frauen- und Mädchen-Polenvereine in Freiburg und Lahr,
die zu den bekanntesten im Großherzogtum Baden gehörten, näher vorgestellt werden.

... nach dem Vorgange der edlen Mainzerinnen
Entstehung der Frauenvereine

Die stärksten Durchzüge der polnischen Emigranten durch Baden fanden in der ersten Hälfte
des Jahres 1832 statt. Ungefähr 4.000 Flüchtlinge sollen hierbei das Großherzogtum passiert
haben.11 Den Soldaten fehlte es vor allem an entsprechender Kleidung, so dass hier der Ein-

3 Rede von Brüggemann. In: Johann Georg August Wirth: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. 2. H.
Neustadt a./H. 1832, S. 80.

6 Nach der Abteilung der Bürgergarde gingen Frauen und Jungfrauen mit der poln. Fahne, letztere getragen von
einem Fähndrich, der mit einer weiß rothen Schärpe geschmückt war, ebd., S. 11.

7 Vogelperspektive des Hambacher Festes aufgenommen von einem Polen. Schwan- und Götzsche Hofbuchhandlung
1832, S. 16.

8 Philipp Jacob Siebenpfeiffer, Mitorganisator des Hambacher Festes, räumte den deutschen Frauen eine neue
Rolle in der Zukunft ein, Wirth (wie Anm. 5), S. 38.

9 Georg W. Strobeu: Die deutsche Polenfreundschaft 1830-1848. Vorläuferin des organisierten politischen Liberalismus
und Wetterzeichen des Vormärz. In: Die deutsch-polnischen Beziehungen 1830-1848. Vormärz und
Völkerfrühling. Redaktion: Rainer Riemenschneider. Braunschweig 1979. S. 138f. Auf das bisher unerforschte
Engagement von Frauen in der Polenfreundschaft weist auch Dieter Langewiesche hin, Dieter Langewiesche:
Humanitäre Massenbewegung und politisches Bekenntnis. Polenbegeisterung in Süddeutschland 1830-1832. In:
Blick zurück ohne Zorn. Hg. von Dietrich Beyrau. Tübingen 1999, S. 11-37.

10 Eine Ausnahme bildet Petra Nellen: Von der Wohltätigkeit zur Politik. Frauenverein zur Polenhilfe anno 1832.
In: Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft. 800 Jahre Frauengeschichte in Heidelberg. Hg. von Petra
Nellen. Ubstadt-Weiher 1996, S. 214-220.

11 Die ersten durchreisenden Polen erschienen in Baden schon im November 1831. Vgl. Rechenschaftsbericht des
dahier bestandenen Vereins zur Unterstützung durchreisender Polen. In: Karlsruher Zeitung vom 24. August

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