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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 125
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Erlöses aus den Arbeiten ist der Vorstand bereit und verpflichtet, jeden Augenblick auf Verlangen Rechenschaft
abzulegen .39

Interessanterweise wurden die Geschäfte einiger weiblicher Polenvereine trotz der genau
vorgegebenen Verfahrensweisen für deren Vorstand von Männern geführt, wie z.B. in Freiburg,
Karlsruhe und Mannheim.40 Die Polenvereine in diesen drei Städten übernahmen teilweise die
Konvention der weiblichen Wohltätigkeitsvereine für die Armenhilfe, wo mehrfach die Männer
die Verwaltungsarbeit übernahmen und den Verein nach außen hin repräsentierten. In anderen
Städten wie Konstanz, Lahr oder Pforzheim führten die Frauen ihre Geschäfte alleine
und unterschrieben ihre Presseanzeigen durchgehend selbst.41

Das Suchen der Öffentlichkeit gehörte zu den wichtigsten Prinzipien der Frauen-Polenvereine
. Dies gelang u.a. durch die Organisation von Lotterien, deren Gewinne meist täglich
in speziell vorbereiteten Ausstellungen angeschaut werden konnten. Das Treffen in den Ausstellungsräumen
bot eine gute Gelegenheit zum Gespräch und zur direkten Werbung für die
Ziele des Vereins. Hierzu die Einladung des Lahrer Mädchenvereins:

[Wir laden] vom Dienstag, den 24. April bis Donnerstag jeden Tag von Morgens 9 bis 12 Uhr, und Nachmittags
von 1 bis 6 Uhr im Gasthause zur Krone ... die Bewohner unserer Stadt und der Umgegend ein,
uns zu diesem Zwecke ihren Besuch zu gönnen. Außer einigen Briefen [=Unterstützungsgesuchen] von
den Polen-Comites in Stockach und Rastadt, die nicht allein den Mitgliedern unseres Vereins, sondern jedem
Freunde der unglücklichen Polen zur Einsicht vorliegen, sind Loose für diejenigen bereit, die noch
welche zu erhalten wünschen.*2

In Freiburg gelang es den Frauen, am wichtigsten Ort der bürgerlichen Geselligkeit zu agieren
: Sie stellten die Sachen für die Lotterie im Haus der Museumsgesellschaft aus, wo sie
jeden Tag von 2 bis 4 Uhr besichtigt werden konnten.43 Zugleich standen die Frauen des Vorstands
jederzeit gerne für eine Auskunft zur Verfügung. Neben dieser unmittelbaren, aber doch
begrenzten Kommunikationsmöglichkeit nutzten die Polenfreundinnen das wichtigste Medium
im Vormärz, die Presse.44 Die Vereine erweiterten damit ihren Wirkungskreis, was zum
materiellen Erfolg der Tätigkeit wesentlich beitrug.

Die Summen, die die Frauenvereine zusammenbrachten, stellten meist die finanzielle
Grundlage der männlichen Vereine dar.45 In Karlsruhe erzielte der Frauenverein, trotz des offiziellen
Verbotes der Lotterie, durch den Verkauf von 4.000 Losen einen Erlös von 1.600 Gul-

39 Freiburger Zeitung vom 23. März 1832. Vgl. die Anzeigen für Lotterien. Freiburger Zeitung vom 25. April,
24. Mai, 6. Juni und 26. Juni 1832.

40 In Freiburg durch einen Herrn Friedrich, Freiburger Zeitung vom 23. März 1832. In Mannheim eröffnete der
Leiter des männlichen Polenvereins, Eisenlohr, eine Subscriptions-Liste zur Theilnahme an einem weiblichen
Verein, Mannheimer Tageblätter vom 1 1. April 1832. Das bekannteste Beispiel von männlicher Aufforderung an
die Frauen zur Polenhilfe war die Gründung von zwei weiblichen Polenvereinen durch den Pfarrer Friedrich Ludwig
Weidig im hessischen Wetterau mit von vornherein deutlicher politischer Tendenz, Strobel (wie Anm. 9),
S. 138. Weidig war Mitautor des „Hessischen Landboten" von Georg Büchner 1834.

41 Vgl. Sabine Rümpel: „Täterinnen der Liebe". Frauen in Wohltätigkeitsvereinen. In: Schimpfende Weiber und
patriotische Jungfrauen. Frauen im Vormärz und in der Revolution 1848/49. Hg. von Carola Lipp. Elster 1986.
S. 209.

42 Lahrer Wochenblatt vom 21. April 1832.

43 Freiburger Zeitung vom 6. April und 24. Mai 1832.

44 Die Organisatorinnen der Vereine stellten ihre Initiativen und ihre Namen in den lokalen Blättern vor. Die Aufforderungen
der Vereine wurden nicht nur in der jeweiligen lokalen Zeitung abgedruckt, sondern auch in anderen
Städten bekannt gegeben. Die „Freiburger Zeitung" druckte das Schreiben des Mainzer Mädchenvereins an
das Polnische Nationalkomitee in Paris am 16. Februar und die Aufforderung des Lahrer Mädchenvereins am
14. März 1832 ab. Am 15. März berichtete die „Freiburger Zeitung" über das polizeiliche Verbot der Lotterie zugunsten
der Polen, die der Karlsruher Mädchenverein organisierte. Über die Tätigkeit der badischen Frauenvereine
berichtete auch „Der Freisinnige": über jene in Karlsruhe am 6. und 14. März, in Mannheim am 14. März
und in Freiburg am 24. März 1832.

45 Genaue Zahlen waren für Freiburg und Lahr nicht zu ermitteln.

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