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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 126
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den. Die anderen Beiträge, die der männliche Polenverein in Karlsruhe zur selben Zeit sammelte
, ergaben dagegen lediglich 216 Gulden.46 Die Heidelberger Lotterie fand am 26. und 27.
Februar statt und erbrachte bei 3.330 verkauften Losen einen Betrag von 1.332 Gulden. Diese
ansehnliche Summe machte fast die Hälfte der gesamten Einnahmen des Heidelberger Polenvereins
aus.47 In Mannheim, Pforzheim und Konstanz warfen die Verlosungen vergleichbare
Gewinne ab.48 Aus den Zahlen wird deutlich, dass 1832 die weiblichen Polenvereine eine wichtige
Finanzquelle der badischen Polenhilfe waren. Die badischen Polenfreunde spendeten zwar
beachtliche Summen, dennoch ist es fraglich, ob sie die Lasten der Durchzüge auch ohne die
Lotterien und die vielen von Mädchen und Frauen gesammelten Gewinne mit so großer finanzieller
Aufopferung getragen hätten, wie es letztendlich geschah (vgl. Abb. 3).49

Neben den Verlosungen beschäftigten sich die Frauenvereine mit Sammlung. Ankauf und
teilweise Ausgabe von Kleidungsstücken an bedürftige polnische Emigranten. Mituntergingen
von diesen Frauen auch andere Aktivitäten aus. Bevor der Freiburger Frauenverein sich formell
konstituierte, organisierten z. B. Frau Auguste von Berg und Fräulein Adele Schnetzler50 am 11.
Februar 1832 ein Concert zur Ehre der Polen, die sich zur Zeit in Freiburg aufhielten. In der
Vorbereitung des Konzertes wurden die Frauen vom Vorstand der Museumsgesellschaft, namentlich
durch Freiherr von Falkenstein, unterstützt, der ihnen den Saal zur Verfügung stellte.
Niemals war ein Concert zahlreicher besucht, berichtete einen Tag danach die „Freiburger Zeitung
". Der Erlös in Höhe von 221 Gulden wurde an den „Freiburger Hilfsverein" übergeben.51
Zehn Tage später ergriffen die kunstsinnigen jungen Damen wieder die Gelegenheit und unterstützten
den blinden Sänger und Emigranten Birowski durch ein weiteres Konzert.32

Infolge der Verschärfung der konservativen Politik im Juni und Juli 1832, die gegen die liberale
oppositionelle Bewegung vor allem im Süden und Westen des Deutschen Bundes konkrete
Schritte unternahm, fand auch die Toleranz gegenüber den bürgerlichen Vereinen in Baden ein
Ende. Die Verordnung des badischen Großherzogs vom 5. Juni 1832 verbot alle Vereine, sie
seyen öffentlich oder geheim, politischer oder nichtpolitischer Art, die ohne von den staatlichen
Behörden erteilte Staatsgenehmigung wirkten oder wirken wollten.53 Am 10. August
1832 übernahm das badische Innenministerium alle Aufgaben, die mit der Aufnahme der
Flüchtlinge verbunden waren und löste alle Polenvereine auf.54

* Rechenschaft des dahier bestandenen Vereins zur Unterstützung durchreisender Polen. Karlsruher Zeitung vom
24. August 1832.

47 Heidelberger Wochenblätter vom 2. März 1832. Vgl. General-Bericht über die Wirksamkeit des aufgelößten Heidelberger
Polen-Vereins im Jahre 1832. Heidelberger Wochenblätter vom 11. Februar 1833.

48 In Mannheim wurden 3.166 Lose abgesetzt und folglich 1.266 Gulden und 24 Kreuzer eingenommen. Mannheimer
Tageblätter vom 16. Mai 1832. In Pforzheim betrug die Totaleinnahme des Polenvereins 920 Gulden, wobei
der Anteil des Frauenvereins bei 500 Gulden lag. Beobachter vom 6. Dezember 1832. In Konstanz machte
die Summe von 800 Gulden aus 3.200 verkauften Losen ebenfalls über die Hälfte der Gesamteinnahmen von
1.400 Gulden aus. in: Rechenschaft des ehemaligen Polen-Comite dahier über die ihm von Freunden der unglücklichen
polnischen Hilfsbedürftigen zugekommenen, und zu deren Unterstützung anvertrauten Gelder und
Effecten. Vom 13. Februar dieses Jahres bis heute. Konstanz, den 4ten Oktober 1832, StadtAF, L 4.2.

4'' Die Gegenstände, die man gewinnen konnte, hatten meistens alltäglichen Charakter. Vgl. Lotterie zur Unterstützung
der Durchreisenden Polen. Konstanz, den 8. Juni 1832, StadtAF. L 4.2.

50 Es handelte sich höchstwahrscheinlich um Auguste von Berg, späteres Vorstandsmitglied im ..Freiburger Frauen-
Polenverein" und Fräulein Schnetzler. verwandt mit dem Dichter August Schnetzler. der in der „Freiburger Zeitung
" Polenlieder und andere patriotische Gedichte veröffentlichte. Vgl. Freiburger Zeitung vom 7. und 10. Februar
sowie vom 1. März 1832.

S| Freiburger Zeitung vom IL, 12. und 21. Februar 1832.

52 Freiburger Zeitung vom 22. Februar 1832.

53 Verordnung vom 5. Juni 1832 in Baden - gegen Vereine, öffentliche Reden, Tragen von Abzeichen, in: Großherzoglich
-Badisches Staats- und Regierungs-Blatt vom 7. Juni 1832. Bundesbeschlüsse vom 28. Juni und 5. Juli
1832, Maßregeln zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung und Ruhe im Deutschen Bunde nach Österreichs
und Preußens Anträgen.

54 Ministerium des Inneren, Karlsruhe 10. August 1832, GLA, 236/8172.

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