Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 131
(PDF, 48 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0131
besuchten Polenfest nahmen selbst Frauen und Mädchen Antheil, was in den Presseberichten
besonders hervorgehoben wurde.71

Dennoch war die Reaktion der liberalen männlichen Welt auf die Polenbegeisterung der
Frauen und ihr tätiges Engagement widersprüchlich. Einerseits wurden die Aktivitäten der
Frauen als beträchtliche, materielle Hilfe und als Ausdruck der gleichen Gesinnung begrüßt.
Andererseits wurde versucht, klare Grenzen für die weibliche Teilnahme an den Angelegenheiten
des Vaterlandes zu ziehen. Ihr Engagement sollte die gewohnten Bahnen der bürgerlichen
Weiblichkeit nicht verlassen.

Die Konservativen schrieben den von Frauen organisierten polenfreundlichen Unternehmen
manchmal denselben politischen Sinn zu, wie es die Liberalen taten. Der Überzeugung, dass
die Wohltätigkeit für Polen die Unternehmung einer Parthei12 sei, folgten jedoch auf dieser
Seite eindeutige Distanzierung und Ablehnung. Die Presse betonte vor allem die verderblichen
Einflüsse einer solchen Tätigkeit auf die Frauen und erst recht auf die jungen Mädchen, die
ohne Kontrolle und Obhut der elterlichen Instanz in der Öffentlichkeit wirkten.73 Es lässt sich
fast wie eine Metapher auf die vorherrschende staatliche Ordnung übertragen, für die die Liberalen
mit ihren Ideen, welche die Bevormundung durch die Obrigkeit in Frage stellten, eine
wahre sittliche Gefahr bildeten. Die tradierten Normen, nach denen Politik und Öffentlichkeit
von den Frauen gemieden werden sollten, wurden in dieser Kritik moralisch und sittlich verzurrt
. Dies machte es den bürgerlichen Frauen besonders schwer, sich von diesen Schranken
freizumachen.

Die Tätigkeit der Frauen-Polenvereine, für die das Karitative selbstverständlich war und in
denen das Politische nur indirekt angesprochen wurde, diente manchmal als Argument gegen
eine offensichtliche Politisierung der Polenfreundschaft. Am 5. Mai 1832 veröffentlichte ein
anonymer Autor im „Lahrer Wochenblatt":

An den Lahrer Mädchenverein.

Polen fiel! Durch seines Feindes Toben
Grausam in des Unglücks Nacht versenkt!
Jammernd blickt das arme Volk nach oben,
Wo ein Vater Aller Schicksal lenkt.

Und da wars, als menschliche Gefühle
Zu den Völkern Rache angeflammt;
Die jedoch oft nur von dem Gewühle
Ihrer wilden Leidenschaften stammt;

Die mit ihrem leeren Freiheitsschwindel
Wie Berauschung schnell vergeht,
Und sich, wie das Rad um seine Spindel,
Willenslos um ihre Achse dreht.

Doch da wars auch, als von einem Gotte
Mitleid sich in große Seelen senkf,
Das - verachtend jene Schmeichlerrotte -
Sorgsam nur an bessere Hilfe denkt.

Ja da war^s als ein Gedanken,
Groß und heilig, Eure SeeV durchdrang,
Und sich, wie die zarten Epheuranken,
Fest um seine starke Stütze schlang!

edelsten Theilnahme für die Heilung der Wunden jener erhabenen Helden in weiter Ferne so zarte Mitsorge
trugen, Freiburger Zeitung vom 9. Februar 1832.

71 Freiburger Zeitung vom 8. Februar 1832.

72 Eine Meinungsäußerung aus Mannheim, Der Freisinnige vom 15. Mai 1832.

73 Mannheimer Zeitung vom 26. Januar 1832.

131


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0131