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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 133
(PDF, 48 MB)
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Vereinswesens in Deutschland direkt zwischen den patriotischen Frauenvereinen der Befreiungskriege
1813 bis 1815 und den demokratischen Frauenvereinen der Revolutionsjahre
1848/49. Hierbei waren sich in ihren Handlungsweisen beide sehr ähnlich. Im ersten Fall sammelten
die Frauen Geld, pflegten verwundete Soldaten und kümmerten sich um hinterbliebene
Witwen und Waisen, während sie 1848 ebenfalls Spenden eintrieben und stattdessen Freiheitskämpfer
und politisch Verfolgte unterstützten.77 Die politischen Grundpositionen, aus
denen weibliche Vereinstätigkeit ihre Motivation schöpfte, unterschieden sich zwar je nach
Umständen, gewisse Merkmale waren diesen jedoch gemeinsam: das Nationale, das Freiheitliche
und das Patriotische. Das gilt auch für die weiblichen Unterstützungsaktionen für die
Polen, nur dass es 1831/32 um die Bedürftigen einer „fremden" Nation ging. Die Akzente verschoben
sich deutlich vom Nationalen in Richtung des Freiheitlichen, wobei die zwei Diskurse
im Vormärz noch untrennbar vereint blieben.

Ein wesentlicher Unterschied lag auch im organisatorischen Charakter der Vereine. Die
vaterlandsliebenden Frauenvereine der Jahre 1813 bis 1815 entstanden durch die Initiative der
preußischen Prinzessinnen bzw. in Baden auf Anregung von Großherzogin Stephanie im Januar
1814.78 Dagegen bildeten in den weiblichen Polenvereinen bürgerliche Frauen zum ersten
Mal weitgehend selbstständige Vereine, die ihre Legitimation nicht durch die Obrigkeit,
sondern durch die Öffentlichkeit erfuhren. Diese Organisationsform war sicherlich ein Novum
und lebte 1848 wieder auf.

Es ist bezeichnend, dass, in der oft mit der Polenfreundschaft verglichenen philhellenischen
Bewegung der 1820er-Jahre, die Frauen deutlich am Rande blieben. Es entstanden fast keine
Frauenvereine, auch wenn Frauen zu deren Gründung buchstäblich aufgefordert wurden.79 In
der Griechenfreundschaft spielten deutschpatriotische und nationale Gedanken eine untergeordnete
Rolle. Dagegen bildeten gerade diese Beweggründe zusammen mit der Bejahung des
fortschrittlichen politischen Denkens eine Basis der breiten weiblichen Mobilisierung in der
Polenfreundschaft der 1830er-Jahre. Deswegen gehört die weibliche Polenhilfe zum deutschen
patriotisch und politisch motivierten Vereinswesen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

77 Vgl. Dirk Alexander Reder: Frauenbewegung und Nation. Köln 1998; Dirk Alexander Reder: Nationale Bewegung
und patriotische Frauenvereine in Deutschland. In: Patriotismus und Nationsbildung am Ende des Heiligen
Römischen Reiches. Hg. von Otto Dann, Miroslav Hroch und Johannes Koll. Köln 2003, S. 99- 120;
Ute Frevert: Frauen-Geschichte. Zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt a.M.
1986, S. 69-74; Rümpel (wie Anm. 41), S. 213f.

78 Vgl. Krebs (wie Anm. 26), S. 5.

79 Vgl. Natalie Klein: „L'humanite, le christianisme, et la liberte". Die internationale philhellenische Vereinsbewegung
der 1820er Jahre. Mainz 2000, S. 147. Christoph Hauser hielt für den deutschen Südwesten fest: „Insgesamt
gesehen blieb die Beteiligung der Frauen jedoch eher marginal und ohne wesentliche emanzipatorische
Wirkung. Eine solche war von den männlichen Initiatoren auch gar nicht intendiert, denn - so schrieb etwa der
Stuttgarter Vereinsvorsitzende Schott den Griechenfreundinnen ins Stammbuch - ,wo der Mann mit Taten seinen
bedrängten Brüdern zu Hilfe eilt, ihnen Retter und Verteidiger wird, geziemt es dem Weibe, in der Stille
Wunden zu heilen und Tränen zu trocknen'." Christoph Hauser: Anfänge der Bürgerlichen Organisation. Philhellenismus
und Frühliberalismus in Südwestdeutschland. Göttingen 1990, S. 157.

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