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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 151
(PDF, 48 MB)
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dauernd Gutes hervorgebracht hätte? Überall war dieselbe nur eine Kriegsmaschine, oft eine nützliche;
aber niemals war sie eine erzeugende, schaffende, erhaltende Form. Ihr natürlicher Gegensatz, ist die
Monarchie. Die Demokratie ist das Herz, der Nation, die Monarchie soll der Kopf sein. Dürfte man beide
nicht vereinigen können zu einem harmonischen Ganzen, aus dem alles Gute, Große, Edle, Schöne, Nützliche
hervorgehe? - Dieser Krieg der Demokratie und der Monarchie nur ist's, der Frankreich hindert
glücklich zu sein.66

Weills Abhandlung über die politische Situation in Frankreich und sein Eintreten für das Erbkaisertum
tauchte bewusst in einem deutschen Flugblatt auf, da in Deutschland zu jener Zeit
die Frage nach der Form des künftigen Staatsoberhauptes diskutiert wurde. Der Brückenschlag
zu Deutschland erfolgte in einem Nachtrag, in welchem der anonyme Herausgeber des Flugblattes
die Demokratie als den schlimmsten Feind für die Einigung Deutschlands sah und eine
starke Zentralregierung mit erblicher Gewalt forderte.

Eine andere Meinung kam in einem Flugblatt in Form einer Adresse zum Ausdruck, welches
vom Vorstand des katholischen Hauptvereins Badens herausgegeben wurde, nachdem die
Form des Oberhauptes feststand. Der Verfasser, von religiösen Vorbehalten geprägt, befürchtete
, dass die Dominanz Preußens zunehmen werde, und dass es zu einer Spaltung der deutschen
Nation kommen könnte. Er protestierte daher gegen den Beschluss der Nationalversammlung
zur Errichtung eines preußisches Erbkaisertums:

Hochdieselbe hat am 27. März, mit einer Mehrheit von vier Stimmen die Errichtung eines erblichen
Kaiserthums im deutschen Reich, welche früher zweimal bei der Abstimmung verworfen worden war, beschlossen
, und am anderen Tag die Würde eines Erbkaisers der Deutschen Sr. Majestät dem jetzt regierenden
König von Preußen übertragen. Dieser Schritt hat uns, wir gestehen es offen, überrascht und
schmerzlich ergriffen, so gern wir unsere Verehrung für die Person des Königs aussprechen ...

Durch die Art, wie die Verfassung zu Stande gebracht wurde, und durch Bestimmungen derselben sind
aber eine Menge Interessen des deutschen Volkes verletzt- Durch sie und durch das preußische Erbkaisertum
ist Österreich mit acht und dreißig Millionen Einwohnern von Deutschland ausgeschlossen. Statt
der Einheit deutscher Nation haben wir die Spaltung und eine größere Trennung als zur Zeit des Bundestages
... Die Verfassung gewährt keinen Bundesstaat wie die Nation ihn will, sondern einen Einheitsstaat
- die deutschen Länder werden preußisch und unser allverehrter Großherzog, der in deutscher Gesinnung
immer vorangegangen, würde zu einem preußischen Landpjleger heruntersinken, wir werden
aber als treue Bürger die Rechte seiner Krone verteidigen. Wir verlangen eine gemeinsame Regierung
des ganzen deutschen Staates und somit das vorgeschlagene allein mögliche Direktorium mit einem Staat
und einem Volkshaus.61

Ein anderes Flugblatt in Form eines Spottliedes, richtete sich nicht explizit gegen das System
der Erbmonarchie, warnte jedoch vor einer Wahl Friedrich Wilhelms IV. von Preußen zum
deutschen Kaiser und brachte das Missfallen über die Wahl des preußischen Königs zum Ausdruck
. Die Motivation für ein solches Missfallen war bei diesem Flugblatt eine völlig andere
als bei jenem, welches der katholische Hauptverein von Baden herausgegeben hatte. Das
Spottlied endete mit den Versen:

1. Da kam von Frankfurt der Gagern
Die Kaiserkrone im Sack
Und dieser rieth ohne Zweifel:
„Man jage den Reichstag zum Teufel
„ Und wrangle das Lumpenpack"

2. Dies geschah und man arretierte
Zu hunderten ringsum nun
Die freisinnigen Deputierte:
Friedrich Wilhelm oktroyirte
Eine schlechte Constitution, -

66 Ebd.

« Ebd., Blatt 203.
68 Ebd., Blatt 205.

3. Doch Friedrich Wilhelm der Vierte
Wird des Volks- Verraths angeklagt
Schuldig schnöder Herrschbegierde
Sei verlustig seiner Würde

Und dann aus dem Land verjagt

4. Der Himmel möge uns schützen
daß er nicht Kaiser werd', -
Der ließe Deutschland knebeln
Von Wrangein niedersäbeln
Mit dem geschliffenen Schwert6*


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