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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 161
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neuen Aufstand vorbereitet mit dem Ziel, die Nationalversammlung in Frankfurt zu sprengen
und eine deutsche Republik zu errichten. Der Umsturz schlug jedoch fehl und Struve wurde
gefangen genommen. Bei der zweiten badischen Revolution im Jahre 1849 wurde Struve befreit
und für kurze Zeit in die provisorische Regierung Brentanos aufgenommen.103

Auch Struve fand Beachtung in Flugschriften und Karikaturen, wenngleich seine Popularität
weit weniger groß war als die von Hecker. „Auf die große Masse übte er", wie Häusser
in seinen Denkwürdigkeiten der badischen Revolution schrieb, „nicht den Einfluss wie Hecker;
seine kalte, monotone, pathetische Beredsamkeit konnte die Gemüther eben so wenig begeistern
und fortreißen, als seine Persönlichkeit anzog oder Sympathie erweckte."104 Insgesamt
waren Persönlichkeit und Aktivitäten Struves eher negativ konnotiert. Diesen negativen Widerhall
belegt das Flugblatt Ein schönes neues Lied von dem weltberühmten Struwwelputsch, in
welchem sich Nadler über Struves misslungenen Putsch im September 1848 lustig machte.105
Eine wichtige Rolle spielte in diesem Flugblatt, gleich wie beim Guckkastenlied, die bildnerische
Komponente. Das Flugblatt zeigt Struve ganzfigurig in der Heckertracht an einem Tisch
mit Tintenfass und Schreibfeder sitzend mit dem Gewehr zwischen den Beinen und dem
Heckerhut vor sich auf dem Boden. Daneben ist ein offener Geldkasten abgebildet, der eine
Anspielung auf die von Struve erpressten Gelder darstellen soll.106 Lustig machte sich das
Flugblatt auch über persönliche Eigenschaften Struves. So spielte es mit den Versen Lebt als
Turner frei und frisch,/ Und isst weder Fleisch noch Fisch auf die Tatsache an. dass Struve
überzeugter Vegetarier war und keinerlei alkoholische Getränke zu sich nahm.107

Struve war selbst in demokratischen Kreisen nicht unumstritten. Dies lässt ein Flugblatt
Brentanos erkennen, in welchem er dem badischen Volk den Grund für sein Verlassen der konstituierenden
Versammlung darlegte und sich beklagte, dass Struve ständig gegen ihn intrigiert
habe. Am Schluss dieser Flugschrift warnte er vor einer Herrschaft unter Struve und beschuldigte
ihn der Machtgier:

Freilich, das Volk wird sich vor dem Regimente eines Struve bedanken, es wird aber dieses Regiment doch
fühlen, und am Grabe der Freiheit, und am Grabe seiner Söhne wird es zu unterscheiden wissen, wersein
Freund war, und wer nur dem Eigennutze und der Herrschaft fröhnte.{m

Dieses Flugblatt ist im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen dem revolutionären
und dem gemäßigten Flügel des Landesausschusses zu sehen. Die Beschuldigung
Struves als eigennütziger und machtgieriger Person hat starken Schlagwortcharakter und ist
meines Erachtens ein rhetorisches Mittel Brentanos, um seine Flucht in die Schweiz zu legitimieren
.

4.5.3. Das Gefecht bei Kandern

Am 20. April 1848 kam es auf der Passhöhe zwischen Kandern und Steinen zum Gefecht
zwischen Freischärlern und Militär. Dabei kam General Gagern von mehreren Kugeln getroffen
ums Leben, was dazu führte, dass dem Gefecht eine bedeutende Stellung innerhalb des
Heckerzuges zugemessen wurde.109 Über den Tod Generals von Gagern herrschte Unklarheit.
Das führte in der Presse und in Flugschriften zu Spekulationen und Schuldzuweisungen.110 So

103 Badisches Landesmuseum Karlsruhe (wie Anm. 88), S. 249 ff.

104 Ludwig Häusser: Denkwürdigkeiten zur Geschichte der Badischen Revolution. Heidelberg 1851. S. 119.
los StadtAF. Dvd 7680 RARA, Teil 1. Blatt 153.

106 Henkel (wie Anm. 2), S. 216.

107 Vgl. dazu Otto (wie Anm. 98). S. 349.

I0K StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 332.

109 Zum Heckerzug, siehe etwa Wolfgang von Hippel: Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum
Baden 1848/49. Stuttgart/Berlin/Köln 1998, S. 152 ff.

110 StadtAF. Dvd 7680 RARA. Teil I. Blatt 88.

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