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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 163
(PDF, 48 MB)
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Die zitierten Textausschnitte zeigen, dass vor allem von regierungsfreundlicher Seite versucht
wurde, den Tod General Gagerns zu ihren Gunsten nutzbar zu machen. Über die Motive zu
diesem propagandistischen Schritt kann jedoch nur spekuliert werden. Meines Erachtens handelt
es sich um einen Versuch, den Rückhalt Heckers und der übrigen Freischärler abzubauen,
welcher besonders in Teilen der ländlichen Bevölkerung verankert war.

4.5.4. Der Struveputsch

Der bereits am Aprilaufstand maßgeblich beteiligte Gustav Struve überschritt am 21. September
1848 aus dem Schweizer Exil kommend die deutsch-schweizerische Grenze und begab
sich mit einer kleinen Zahl von Gesinnungsgenossen nach Lörrach. Vor dem Fenster des dortigen
Rathauses verkündete er vor großem Publikum die Republik und befahl allen waffenfähigen
Männern der umliegenden Orte unter Androhung von Sanktionen, sich in Lörrach zu
sammeln. Mit seiner etwa 8.000 bis 10.000 Mann umfassenden Schar erreichte er am Abend
des 23. September Müllheim, von wo er tags darauf nach Staufen weiterzog.115 Um die erwartete
Heranführung von Regierungsmilitär zu verzögern, zerstörten Anhänger der Revolution
in den Nächten zwischen dem 22. und 24. September an mehreren Stellen die Eisenbahnlinie
. Trotz diesen Bemühungen konnten sie die Soldaten nicht lange aufhalten. Die von
Generalleutnant von Hoffmann geführten Truppen schlugen den Aufstand am 24. September
1848 im Gefecht bei Staufen nieder. Struve sowie mehrere seiner Mitstreiter wurden gefangen
genommen und Ende März 1849 in einem Schwurgerichtsprozess verurteilt.116

Dieses Ereignis fand unmittelbar, aber auch später, sowohl in der Presse als auch in Flugschriften
seinen Niederschlag. So beschäftige sich auf spöttische Art etwa Nadler in seinem
Lied über Struve mit dem Ablauf des Struveputsches (Abb. 4).117 Nadlers Kritik am Struveputsch
äußert sich durch Spott und durch die Benennung einzelner Details, die Struve und
seine Frau Amalie in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen. So bezichtigte Nadler Struve
der Geldgier und Amalie unterstellte er einen Hang zum Luxus. In seiner Darstellung saß sie
in einer gestohlenen Kutsche und war mit einer Goldkette und einem Augenglas ausgestattet.
Ernster hingegen behandelte ein anderes Flugblatt den Struveputsch. In einer Bekanntmachung
der großherzoglichen Regierung des Oberrheinkreises wurde die Bevölkerung in knapper
Weise über den Struveputsch informiert und alle Staats- und Gemeindebehörden aufgefordert,
Widerstand zu leisten.118 Diese Flugschrift war in sachlichem Stil abgefasst und hatte in erster
Linie informative Funktion. Dabei wurde jedoch die Tatsache betont, dass Struve und seine
Genossen sich der Gemeindekassen bemächtigt hatten. Dies war ein Versuch, Struve nicht als
Freiheitskämpfer, sondern als gewöhnlichen Dieb darzustellen.

5. Überlegungen über ein mögliches Zielpublikum der Flugschriften

Das Zielpublikum der Flugschriften bestand nicht nur aus gebildeten Schichten, sondern rekrutierte
sich aus allen Teilen der Bevölkerung. Dies ist allein schon daraus ersichtlich, dass
die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen gezielt angesprochen wurden. So richteten sich
Flugschriften an Arbeiter, an Soldaten oder an das gesamte Volk. Daneben gab es aber auch
Flugschriften, die sich von ihrem Inhalt her eher an das gebildete Bürgertum richteten.

115 Siehe dazu auch Hippel (wie Anm. 109), S. 252 ff.

116 Badisches Landesmuseum Karlsruhe (wie Anm. 88), S. 249 ff.
h7 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 153.

ii« Ebd., Blatt 139.


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